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Artikel „Thiersch, Ernst Ludwig“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 6–7, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thiersch,_Ernst_Ludwig&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 18:12 Uhr UTC)
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Thiersch: Ernst Ludwig Th., Forstmann, geboren am 9. Juli 1786 zu Kirchscheidungen bei Freiburg a. d. U. (Thüringen), Bruder von Friedrich Wilhelm Th., † am 10. August 1869 zu Dresden. Er war der dritte Sohn eines Bäckers und jüngerer Bruder von Friedrich Wilhelm Th. (s. u.) und mußte sich bis zu seiner Confirmation mit dem Unterricht in der Dorfschule seines Geburtsortes und einigen Privatstunden bei dem Ortspfarrer begnügen. Später besuchte er als Externer noch kurze Zeit die Fürstenschule zu Schulpforta und wendete sich dann dem Forst- und Jagdwesen zu, welches er bei dem Oberförster Schwarze daselbst praktisch erlernte. Hierauf fand er zunächst eine Stellung als Secretär bei dem Finanzrath v. Münchhausen, einem vielseitig gebildeten Menschenfreunde, dessen leuchtendes Beispiel und reichhaltige Bibliothek ihn zu fleißigem Selbststudium anregten. Nachdem er die forstliche Prüfung bestanden hatte wurde er 1812 als königl. sächsischer Unterförster in Eibenstock (Erzgebirge) angestellt und schon 1814 zum Revierförster daselbst befördert. 1820 erfolgte seine Ernennung zum Amtsoberförster im Oberforste Eibenstock, in welcher Stellung er den Forstmeister in allen Geschäften zu unterstützen, bezw. zu vertreten hatte. Am 30. September 1862 wurde er als „Forstmeister“ in den Ruhestand versetzt.

Th. war ein vorzüglicher Praktiker und zugleich geschulter Jäger. Seine Hauptthätigkeit als Verwalter wendete er dem Waldbau zu. Durch Aufforstung zahlreicher alter Blößen, zumal in den Hochlagen, mit Fichte (und geeigneten Laubhölzern), Ausführung von Entwässerungssystemen, Vermehrung und Verbesserung der Waldwege, Anlage fiskalischer Wässerwiesen (in den Thälern der Mulde sammt Nebenflüssen) und ähnliche Meliorationen brachte er den ihm anvertrauten Forst mit der Zeit in einen vorzüglichen Zustand. Nicht unwesentlich trug hierzu der Umstand bei, daß es ihm vergönnt war, ein halbes Jahrhundert lang an demselben Orte wirken zu können. Infolgedessen bot sich ihm die Möglichkeit, die Resultate seiner Thätigkeit an Ort und Stelle selbst wahrzunehmen. Auch verschafften ihm seine reichen Erfahrungen eine solche Autorität bei seinen Berufsgenossen im ganzen Oberforste, daß diese seinem Beispiele folgten. Er versuchte sich auch in einigen Abhandlungen und selbständigen Schriften. Diese enthalten zwar manche bemerkenswerthe – weil auf Erfahrung beruhende – Notiz, sind aber im Ganzen doch nicht als eine wesentliche Bereicherung der Litteratur zu betrachten und namentlich in formeller Hinsicht – wol infolge seines ganzen Ausbildungsganges – nur mittelmäßige Leistungen. 1823 erschien sein erstes Werk unter dem Titel: „Ueber den Waldbau, mit vorzüglicher Rücksicht auf die Gebirgsforsten von Deutschland; in Notizen und Bemerkungen auf seiner praktischen Laufbahn gesammelt.“ Ein noch umfangreicheres Werk über den Gebirgs-Waldbau scheint er unter der Feder gehabt zu haben; jedoch ist dasselbe nicht erschienen. Außerdem gab er 1830 noch eine Schrift heraus, die den Titel führt: „Die Forstkäfer oder vollständige Naturgeschichte [7] der vorzüglichen, den Gebirgsforsten schädlichen Insekten, hauptsächlich der Borkenkäfer, mit Angabe der Mittel zu ihrer Vertilgung.“ Diese Monographie zeugt zwar nicht von großen entomologischen Kenntnissen, enthält aber doch manche der Praxis entstammende Beobachtung und Mittheilung über Lebensweise und Vorkommen der Gebirgskäfer, weshalb sie von Ratzeburg in den „Forst-Insekten“ öfter citirt ist. Von Abhandlungen sind etwa zu erwähnen ein Aufsatz „Ueber die Absprünge der Fichte“ (Pfeil’s Kritische Blätter, V. Bd., 1. Heft, 1830, S. 187), zwei kleine Artikel über „Baumfeldwirthschaft“ und „Gemischte Bestände“ (im Cotta-Album, 1844) und eine Abhandlung „Ueber die schädliche Einwirkung der Vaccinien, namentlich der Heidel- und Preißelbere, als zum großen Nachtheil edlerer Forstgewächse wuchernden Unkrautes in den norddeutschen Gebirgsforsten“ (Grunert's Forstliche Blätter, 5. Heft, 1863, S. 82). Er war Mitglied einiger gelehrten Gesellschaften.

Ratzeburg, Forstwirtschaftliches Schriftsteller-Lexikon, 1874, S. 483. - Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc., 1885, S. 369.