Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tham, Michael“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 649, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tham,_Michael&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 18:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Thaller, Franz
Nächster>>>
Thamer, Theobald
Band 37 (1894), S. 649 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Michael Tham in Wikidata
GND-Nummer 119847264
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|649|649|Tham, Michael|l. u.|ADB:Tham, Michael}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119847264}}    

Tham: Michael Th. oder Thamm hat mit Johannes Galetzky (siehe A. D. B. VIII, 539) und Petrus Hubert (XIII, 263 f.) das große deutsche Gesangbuch der böhmisch-mährischen Brüder, das im J. 1566 unter dem Titel „Kirchengesang, darin die Hauptartikel des christlichen Glaubens kurz gefaßt und ausgelegt sind“, herausgegeben. Da sein Name unter der Vorrede voransteht und in der Vorrede selbst einer in der ersten Person Singularis von sich spricht, so ist anzunehmen, daß er diese Vorrede und wahrscheinlich auch die der Vorrede vorangehende Widmung des Gesangbuches an Kaiser Maximilian II. geschrieben hat; beide, Widmung und Vorrede, zeigen einen Mann, der mit den Verhältnissen der Brüder und den sie bewegenden Gedanken genau vertraut ist, und der ihre Sachen dem Kaiser und den Evangelischen im übrigen Deutschland gegenüber ernst und würdig zu vertreten weiß; sehr eigenthümlich ist in der Vorrede die Zusammenstellung von Huß und Luther. Dieses Gesangbuch wurde am 27. November 1566 durch eine besondere Gesandtschaft dem Kaiser in Wien (nicht im Heerlager gegen die Türken, wie Koch sagt) überreicht und vom Kaiser freundlich entgegen genommen; die Gesandten, unter denen sich Th. nicht befand, wol aber Hubert, erhielten die wichtige Zusage, daß die Brüder um ihres Glaubens willen weder verfolgt noch ausgewiesen werden sollten. Von diesem Gesangbuche selbst ist noch zu sagen, daß es das reichhaltigste und bedeutendste der deutschen Gesangbücher der Brüder ist, das hernach mehrfach mit einigen Zusätzen wieder abgedruckt wurde. Die Lieder sind (wol fast ohne Ausnahme) Uebersetzungen aus dem Böhmischen, wie das auch bei dem früheren von Johann Horn (Roh) herausgegebenen deutschen Brüdergesangbuch der Fall war. In der Ausgabe, die im J. 1639 zu Lissa erschien, sind den Liedern im Register die Namen der Dichter (Uebersetzer) hinzugefügt und über diese kurze biographische Mittheilungen gemacht. Aus diesen ersehen wir, daß Th. lange Zeit Pfarrer zu Fulneck war und als wohlbetagter Mann im J. 1571 starb. Weiteres wissen wir von seinem Leben nicht. Von den Liedern des Gesangbuches von 1566 werden ihm 27 im Register zugeschrieben, zu denen in der Ausgabe von 1606 noch eines hinzugekommen ist; bei den biographischen Angaben steht, daß 26 Gesänge „seiner Composition“ seien.

Ueber das Gesangbuch von 1566: Wackernagel, Bibliographie S. 336 ff. – Derselbe, Das deutsche Kirchenlied I, 467 ff. – Zahn, Die Melodien der deutschen evang. Kirchenlieder VI, 47 ff. – Ueber das Gesangbuch von 1639: Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied I, 726 ff. – Zahn, a. a. O. S. 155 f. – Widmung und Vorrede des Gesangbuches von 1566 sind abgedruckt: Wackernagel, Bibliographie S. 624 ff. – Tham’s Lieder: Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, IV, 365 bis 383 und 1107 bis 1110. – Im übrigen vgl. Koch, Das deutsche Kirchenlied, II, 410 f. u. 414, 3. Aufl. – Ueber die Ueberreichung des Gesangbuches an den Kaiser: Gindely, Geschichte der Böhmischen Brüder, II, 39 f. (Prag 1858). – Goedeke II, 236, Nr. 23, 2. Aufl., hält die Angaben des Gesangbuches von 1639 über die Dichter der Lieder, auch wo ihnen nicht andere Angaben entgegenstehen (?), für unzuverlässig; aber die ganze Art dieser Angaben im Zusammenhang mit den biographischen Notizen macht den Eindruck, daß sie auf guter Ueberlieferung beruhen; Wackernagel und andere halten sie für im wesentlichen glaubwürdig.