ADB:Tethinger, Johann Pedius
Erasmischer Briefe heraus, denen er eine Beschreibung der Stadt Freiburg und des Dorfes Herdern in lateinischen Distichen beifügte. Sein ebenfalls ganz lateinisches Hauptwerk ist die Wirtembergia. Die erste Ausgabe erschien 1535 und sollte „Silva de quatuor bellis Wirtembergicis“ heißen, wofür der Typograph zum Aerger des Verfassers nur „Quatuor bella Wirtembergica“ setzte. Die zweite, völlig umgearbeitete Ausgabe, nach Tethinger’s eigener Erklärung fast ein neues Werk, folgte Freiburg 1545. Der Titel lautet „Wirtembergiae libri duo, quibus illustrissimi Wirtembergorum principis Huldrichi etc. res militiae domique gestae in eo potissimum bello, quod illi a foederatis aetate nostra Suevis illatum fuit, carmine deliniantur“. An dieses Gedicht in Hexametern ist die Prosaschrift angeschlossen: „Commentarius iisdem de rebus in tres libros divisus amanti prosam magis adpositus“. Beide Theile sind auch in Schard’s deutschen Geschichtsschreibern (neue Ausgabe II, S. 31 ff.) wieder abgedruckt. Im Mittelpunkt des dem Herzog Ulrich gewidmeten Werkes steht der Krieg mit dem schwäbischen Bund und die beiden Wiedereroberungen Württembergs durch Ulrich in den Jahren 1525 und 1534. Lange wurde Tethinger’s „Wirtembergia“ als zuverlässige Geschichtsquelle betrachtet, bis Heyd in seinem Herzog Ulrich und Chr. Fr. Stälin in seiner Wirtembergischen Geschichte auf das Ueberwiegen der rhetorischen und poetischen Schilderungen hingewiesen haben. Leopold Ranke hat dann vollends die Autorität Tethinger’s durch seine Kritik erschüttert. Der Dichtung als solcher kommt keinerlei Werth zu. Ueber die weiteren Lebensverhältnisse Tethinger’s weiß man nichts. Nur so viel ist bekannt, daß er eine Anzahl Söhne hatte, von denen einer, wol der älteste, Johannes Antonius, 1545 schon Magister war.
Tethinger: Johannes Pedius T., Dichter und Geschichtschreiber in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Vater Tethinger’s, Johann Anton, ist aus Pfullendorf im Großherzogthum Baden gebürtig, muß sich jedoch vorübergehend in Tübingen aufgehalten haben, da diese Stadt als Geburtsort des jüngeren T. angegeben wird. Dem älteren begegnen wir später als Lehrer an der Particularschule zu Freiburg i. Br. Johann Pedius unterstützte den Vater in diesem Amt und wurde wohl später dessen Nachfolger in der Vorsteherschaft der Anstalt. Im J. 1543 hatte er nach seiner eigenen Angabe schon 25 Jahre sich dem Unterricht der Jugend gewidmet. Er genoß den Ruf eines sehr tüchtigen Lehrers. Zugleich war er als Schriftsteller und Dichter thätig. Er gab neben anderen Schulbüchern 1543 eine Auswahl- J. J. Moser, Wirtembergische Bibliothek (4. Aufl., 1796). S. 99. – Pfaff. Die Quellen der ältern wirtembergischen Geschichte (1831) S. 14. – Schreiber, Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. II, S. 159 ff. – Leopold v. Ranke, Sämmtliche Werke. 34. Bd. (Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber; 2. Aufl., 1874) S. 127 f.[1]
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 590. Z. 6 v. u.: Vgl. ferner: Fr. Baum, Die Vorstände der Freiburger Lateinschule nach ihrem Leben und Wirken von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1773 (Beigabe zum Programm des Großh. Lyceums zu Freiburg i. Br. für das Schuljahr 1866/67). – Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins. N. F. 8, S. 147. – Alemannia 20, S. 254. [Bd. 45, S. 674]