ADB:Tennecker, Christian Ehrenfried Seifert von

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Artikel „Tennecker, Christ. Ehrenfried Seifert von“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 565–566, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tennecker,_Christian_Ehrenfried_Seifert_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:10 Uhr UTC)
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Tennecker: Christ. Ehrenfried Seifert v. T., Major a. D., Ritter des königl. sächsischen Civilverdienstordens und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, † zu Dresden am 23. November 1839. Er war am 10. April 1770 auf dem väterlichen Gute Bräunsdorf bei Freiberg im sächsischen Erzgebirge geboren und zeigte schon von früher Jugend an große Liebe zu den Pferden, tummelte sich fleißig in den Pferdestallungen herum und hatte bereits im Alter von zehn Jahren eine große Gewandtheit im Reiten und Fahren sich angeeignet. Obwohl er von seinen Eltern sorgfältig erzogen und durch den Schullehrer des Ortes gut unterrichtet wurde, so concentrirte sich sein Interesse doch hauptsächlich auf Wartung und Pflege der Pferde, auf Hufbeschlag und Pferdekuren, worin er auch bei einem alten Kurschmied im Dorfe Belehrung suchte. Seiner immer mächtiger gewordenen Neigung folgend, ging er 1786 auf die Thierarzneischule in Dresden, um sich dort zum Roßarzt und Bereiter auszubilden. Nachdem er diesen Aufgaben die nächsten drei Jahre gewidmet und inzwischen auch einige Instructionsreisen gemacht hatte, wurde er als Lectionsbereiter im kurfürstlichen Marstalle und als Gehülfe bei dem Veterinärarzt Hirsch, sowie bei dem Professor Reider verwendet, wobei er vielfach Gelegenheit fand, sich weitere Kenntnisse aus dem Bereiche der Thierarzneikunst und größere Fertigkeit in der Pferdedressur anzueignen. Da ihm jedoch in dieser Stellung keine Aussichten auf baldige Verbesserung geboten waren, trat er 1791 als Cadet bei dem um jene Zeit errichteten sächsischen Husarenregiment ein und wurde auch bald darauf als Fahnenjunker mit der Instruction der jüngeren Officiere in der Reitschule, sowie mit der Beaufsichtigung der Fahnenschmiede betraut. Im J. 1792 schon zum Officier befördert, machte er auch die nächsten Feldzüge des Regimentes am Rhein mit und fand dabei umfassende Gelegenheit, seine bezüglichen Kenntnisse in der Veterinärpraxis zu verwerthen und neue Erfahrungen auf dem Gebiete zu sammeln. Aus seiner so bevorzugten Position erwuchs ihm mancher Vortheil, indem er nach dem Schluß des Feldzuges vielfach als Instructor für Pferdekenntniß, Reitkunst und Roßarzneikunde in Anspruch genommen wurde und sich auch mit der litterarischen Bearbeitung seiner Erfahrungen befassen konnte. Dabei versäumte er jedoch nicht, seine eigene weitere Ausbildung theils durch Privatstudien, theils durch Ausführung wissenschaftlicher Reisen zu fördern, und er besuchte zu diesem Behufe die Veterinärschulen in Hannover, Berlin und Wien. Da er außerdem häufig als Rathgeber oder Vermittler beim Pferdekauf zu functioniren hatte, nahm er Anlaß, sich selbst nebenher mit dem Pferdehandel zu befassen und namentlich sich bei der Remontirung herrschaftlicher Marställe zu betheiligen. Zur Wahrung einer gewissen Operationsbasis errichtete er in Leipzig ein Institut für Unterweisung in der Reitschule und Roßarzneikunde, besorgte von hier aus seine Privatpraxis wie seine geschäftlichen Commissionen, führte Verbesserungen beim Reit- und Sattelzeuge [566] ein und erübrigte auch noch Zeit für die Functionen eines Stallmeisters, welche ihm von mehreren Hofhaltungen übertragen waren. Mit der wachsenden Ausbreitung seines weit über Deutschlands Grenzen hinausgreifenden Pferdehandels hielt jedoch seine geschäftliche Routine keinen Stand, er hatte dem mit diesem Geschäfte verknüpften großen Risiko nicht hinreichend Rechnung getragen und erlitt nach kurzer Zeit so bedeutende Verluste, daß er den ganzen Pferdehandel aufgeben mußte. Nachdem er sodann wieder in der Ausübung der thierärztlichen Praxis und in der Leitung der Reitschule einen gesicherten Halt gefunden und auch der schriftstellerischen Thätigkeit sich wieder zugewandt hatte, wurde er 1805 als königl. sächsischer Traindirector und Oberpferdearzt angestellt, welches Amt er noch 22 Jahre bekleiden konnte. Durch diesen Dienst war ihm in jener kriegerischen Zeit eine große Summe schwieriger Aufgaben zugetheilt, welche er indeß mit Pflichttreue und Sachkenntniß zur Erledigung brachte. Nicht nur die ganze Mobilisirung des Artillerie- und Armeefuhrwesens, sowie die Remontirung der Cavallerie, sondern auch die Unterweisung der Officiere und Unterofficiere im Trainwesen waren ihm damit übertragen worden, und er hatte sich in diesen Functionen an allen von den sächsischen Truppen zu jener Zeit unternommenen Feldzügen betheiligen müssen. Für seine bewährten Dienstleistungen wurde er schon während des Krieges zum Rittmeister und Major der Cavallerie befördert und nach dem Friedensschluß auch als Lehrer an der königl. Thierarzneischule in Dresden angestellt. In Anerkennung seiner bei der Behandlung einer im königl. Marstalle ausgebrochenen Pferdeseuche bewiesenen Tüchtigkeit wurde er mit dem Ritterkreuze des königl. sächsischen Civilverdienstordens decorirt und später auch noch wegen seiner beachtenswerthen schriftstellerischen Leistungen zum Ehrenmitglied von der „königl. sächsischen ökonomischen Gesellschaft“, von dem „Verein für Wissenschaft und Kunst in Baiern“ und von der „Naturforschenden Gesellschaft in der Schweiz“ ernannt. Aus der großen Zahl seiner litterarischen Arbeiten seien nur folgende hier erwähnt: „Der Taschenschmied oder Taschenroßarzt“, 1793 (zwölfmal aufgelegt), „Vereinigte Wissenschaften der Pferdezucht“, 1795, „Handbuch über Erkenntniß und Kur der gewöhnlichen Pferdekrankheiten“ (dreimal aufgelegt), „Handbuch der niederen und höheren Reitkunst“, „Handbuch der praktischen Heilmittellehre für angehende Roßärzte“, „Zeitung für die Pferdezucht, Pferdekenntniß und den Pferdehandel, sowie für Roßarzenei- und Reitkunst“, „Die Hausthiere, ihre Zucht, Kenntniß, Pflege, Abrichtung und Heilung etc.“ Das ihm übertragene Lehramt übte er 8 Jahre hindurch mit bestem Erfolge aus, und als ihn später eine zehrende Kränklichkeit zur Einschränkung seiner Thätigkeit nöthigte, war er unablässig bemüht, theils mit dienstlichen Aufgaben, theils mit Privatarbeit den Rest seiner Tage auszufüllen.

Vergl.: Neuer Nekrolog der Deutschen, 17. Jahrgang, II. Theil.