ADB:Taubadel, George Christoph von

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Artikel „Taubadel, George Christoph von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 418–420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taubadel,_George_Christoph_von&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 09:06 Uhr UTC)
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Taubadel: George Christoph v. T. (Taupadel), schwedisch-weimarischer Generalmajor, ein Reiterführer aus dem dreißigjährigen Kriege, einem alten Geschlechte, dessen Stammsitz das Dorf T. bei Jena ist, entstammend, war ein Sohn des Heinrich v. T. auf Fichtenberg bei Wurzen und dessen Gemahlin, einer geborenen v. Ende. Sein Name wird zuerst bei Erwähnung der Truppen genannt, welche Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in den Jahren 1625 bis 1628 im Heere König Christian’s IV. von Dänemark befehligte. Als dann König Gustav Adolf nach Deutschland kam, trat T. als Oberst in schwedische Dienste und gehörte bald zu den Lieblingen seines Feldherrn. Im Juli 1632 entsandte ihn dieser aus dem Nürnberger Lager mit einem Haufen Reiter nach Neumarkt, um den herannahenden Wallenstein zu beobachten; T. ward hier, da er in einem Gefechte mit den Kroaten zu hitzig vordrang, gefangen genommen, von Wallenstein aber ohne Lösegeld und überdies reich beschenkt entlassen. Wahrscheinlich sollte er Unterhandlungen mit dem Könige anbahnen, auf welche dieser jedoch nicht einging. Wenige Tage später ertheilte der König T. einen neuen Auftrag. Es galt, einen großen Transport von Lebensmitteln abzufangen, welcher auf dem Wege in das friedländische Lager begriffen war. T. überfiel denselben in der Nacht vom 30./31. Juli a. St. im Städtchen Freistädtl, machte die Bedeckung nieder, bemächtigte sich der Wagen und brachte sie glücklich in Sicherheit. Zwei Monate darauf hatte er mit Wallenstein selbst zu thun. Auf dem Marsche zur Lützener Schlacht erschien dieser vor Coburg, dessen Schloß Herzog Bernhard von Weimar der Sorge Taubadel’s mit 500 Mann anvertraut hatte. Der Feind besetzte am 28. September die Stadt, seine Angriffe auf die Feste aber schlug T. ab. Wallenstein drohte, ihn hängen zu lassen, wenn nicht augenblicklich die Uebergabe erfolgte. Da dies nicht geschah, ließ er in der Nacht zum [419] 3. October Bresche schießen. Aber T. antwortete mit einem Ausfalle und Wallenstein zog unverrichteter Sache ab. Zur Belohnung wurde er Generalmajor und Commandant von Erfurt. – Im folgenden Jahre wollten die Kroaten sich an ihm rächen und ihm zu Weißenstadt im Culmbachischen die Quartiere aufschlagen, er überfiel sie aber selbst auf ihrem Marsche und kehrte mit reicher Beute heim. Ebensowenig gelang es dem kaiserlichen Oberst Manteuffel, ihn bei Bamberg gefangen zu nehmen; T. entkam in die Stadt, sammelte die Seinen und warf den Feind unter Verlusten zurück. Dagegen überfiel er selbst mit Erfolg das Regiment des Obersten Paul Orosius, nahm es größtentheils gefangen und jagte ihm die Beute ab, die es vor kurzem auf der Leipziger Messe gemacht hatte. Dann bemächtigte er sich der Stadt Kelheim. – T. scheint bis dahin zu den Truppen des Herzogs Wilhelm von Weimar gehört zu haben, denn 1634 heißt es von ihm, daß er mit Oxenstierna’s Zustimmung unter die Fahnen von dessen Bruder, des Herzogs Bernhard, getreten sei. In diesem Jahre verlor er durch eine Schußwunde einen Arm. Dann ward er Commandant zu Schorndorf, mußte aber den Ort, nachdem die Kaiserlichen ihn in Brand geschossen hatten und durch das Feuer die Lebensmittel verzehrt waren, aufgeben. Im October ward er durch Johann v. Werth zu Spalt auf dem Marsche überfallen, als er das von diesem bedrängte Eichstädt entsetzen wollte.

1638 finden wir ihn unter Herzog Bernhard von Weimar im Elsaß, wo sein Name vielfach genannt wird. So besonders in den beiden, in der zweiten Februarhälfte 1638 gelieferten Treffen bei Rheinfelden. In dem ersten, welches unglücklich ausfiel und in welchem er den rechten Flügel befehligte, befand er sich sammt dem Herzoge eine Zeit lang in feindlicher Gefangenschaft, bis ihnen glückte, ihren nach der Theilnahme an Beute lüsternen Wächtern zu entkommen; in dem zweiten waren es seine Reiter, welche den Kampf zu Gunsten der Weimaraner entschieden. Nicht so gut wie bei Rheinfelden aber erging es T. in der Schlacht von Wittenweyer am 9. August n. St. des nämlichen Jahres, in welcher er wiederum den rechten Flügel des Heeres befehligt hatte. Seine Kampflust riß ihn hin, den abziehenden Feind unvorsichtig zu verfolgen und als er, wie ein Zeitgenosse schreibt, „fast allein wiederum zurück gegen dem Lager und der Wahlstatt reiten wollen, ist er von des Feindes Truppen ertappt und also gefangen mit hinweggeführt worden“ (Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs, Neue Folge, 2. Bd., S. 367, Wien 1888). Nach Herzog Bernhard’s Tode ging er ganz in das französische Lager über und erregte dadurch bei den Schweden großes Aergerniß, welchem Pufendorf Ausdruck gibt. Auf Erlach’s Veranlassung im Februar 1640 ausgewechselt, ward er mit einem höheren französischen Jahrgelde Reiteroberst, erhielt eine Anwartschaft auf Güter in der Grafschaft Pfirt und übernahm das Commando der im Elsaß und im Breisgau zurückgebliebenen weimarischen Truppen. In des Herzogs letztwilliger Verfügung war er übergangen. Mit Erlach rückte er sodann in die Waldstädte, um die Ernte in Sicherheit zu bringen, den Hohentwiel zu verproviantiren und die letzten Spanier aus dem Gebiete von Constanz zu vertreiben. Zu Ende des Jahres 1640 befand er sich auf dem Kriegsschauplatze im Göttingenschen, von da marschirte er mit Banér an die Donau. Zum letzten Male wird sein Name gelegentlich eines 1643 gelieferten Treffens bei Dottlingen erwähnt, dann scheint T., der mit den meisten der schwedischen Generale in schlechtem Einvernehmen stand, seine Aemter niedergelegt und sich auf den von ihm erworbenen Besitz Blatzheim bei Basel zurückgezogen zu haben. Wann er gestorben ist, wissen wir nicht.

Sein Sohn, Johann George v. T., diente manchen Herren und in vielen Ländern als Soldat. Als er in sein Vaterland zurückgekehrt war und seine Vettern in Sachsen besuchte, ward er am 14. October 1668 von seinen [420] eigenen Knechten, die ihn zu berauben trachteten, ermordet. Er hinterließ keine Nachkommenschaft.

Valentin König’s genealogische Adelsgeschichte, 2. Bd., Leipzig 1727. – Zedler’s Universal-Lexikon, 42. Bd., Leipzig und Halle 1744.