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Artikel „Töpfer, Johann Gottlob“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 445–446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:T%C3%B6pfer,_Johann_Gottlob&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 17:49 Uhr UTC)
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Töpfer: Johann Gottlob T., ein im Orgelbaufach erfahrener Organist, geboren am 4. December 1791 zu Niederroßla, einem Dorfe bei Apolda im Weimarischen, † am 8. Juni 1870 zu Weimar. Sein Vater war ein Weber, Ackerbürger und Musikant. Beim Ortscantor erhielt der junge T. den ersten Musikunterricht. Die im Dorfe wohnende Räthin Jagemann gab die Geldmittel, um ihm eine gute Erziehung in Weimar zu geben. Es scheint, daß er in Weimar das Schullehrerseminar besuchte, denn Cyrill Kistler führt ihn in seinem Volksschullehrer-Tonkünstlerlexikon (c. 1886) an. Hauptsächlich vervollkommnete er sich im Orgelspiel und erreichte eine hervorragende Technik, sowie die Gabe auf der Orgel zu improvisiren, worin ihm die Zeitgenossen ganz besonderes Lob spenden. Im J. 1817 wurde er in Weimar als Musiklehrer am Seminare angestellt und 1830 zum Stadtorganisten ernannt. In ersterer Stellung, die er bis zu seinem Lebensende bekleidete, war seine Thätigkeit von segenbringender Wirkung, denn er erzog daselbst eine große Anzahl tüchtiger [446] Orgelspieler, wie Zimmermann in Ilmenau, Winterberger in Leipzig. Schulze in Naumburg, A. W. Gottschalg, seinen Nachfolger in Weimar und viele andere. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Orgelbau selbst. Da ihm hierzu aber die nöthige wissenschaftliche Grundlage fehlte, um das Feld sicher beherrschen zu können, so legte er sich auf das Studium der Mathematik, Mechanik und Akustik, ferner suchte er Belehrung in älteren Werken und blieb schließlich an Bedos de Celle’s: L’art du facteur d’orgues von 1766 hängen, welches er seinem Werke zu Grunde legte. Dasselbe erschien dann 1856 in Weimar bei Voigt unter dem Titel „Lehrbuch der Orgelbaukunst“ in vier Theilen. Ob das Werk je den Nutzen gebracht hat, den sich T. davon versprach, kann ich nicht beurtheilen, da mir das Feld zu fern liegt, doch soviel steht fest, daß es sehr bald durch die neueren Erfindungen und besonders durch Helmholtz’s epochemachendes Werk: Lehre von den Tonempfindungen in den Hintergrund gedrängt wurde und heute nur noch einen Werth von der historischen Seite aus betrachtet hat. Da T. auch Orgelrevisor für Sachsen-Weimar war und oft auch ins Ausland als Revisor geladen wurde, so kamen ihm selbst seine Studien hierbei sehr zu Statten, und er hatte dadurch vielfach Gelegenheit auf den Bau der Orgeln einzuwirken. Als Componist und Herausgeber von älteren Orgelcompositionen im Vereine mit dem Verleger Körner in Erfurt hat er sich manches Verdienst erworben und auf Veredelung des Geschmacks wesentlich eingewirkt. Zur Charakteristik seiner Bestrebungen und seines unermüdlichen Fleißes sei noch erwähnt, daß er sich auch in die Scheibler’sche Stimmmethode, die auf Pendelschwingungen des Metronoms beruhte, einarbeitete und 1842 eine Schrift zur näheren Erläuterung herausgab: „Leichtfaßliche, klare Darstellungen der Scheibler’schen Stimmmethode“. (Conversations Lexikon von Mendel-Reißmann.)