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Artikel „Töltschig, Johann“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 429–430, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:T%C3%B6ltschig,_Johann&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:14 Uhr UTC)
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Töltschig: Johann T., einer der Mitbegründer der Herrnhuter Brüdergemeine, wurde am 28. Juli 1703 zu Zauchtenthal in Mähren als Sohn des dortigen Erbrichters geboren, der gegen die Erweckten sehr feindselig gesinnt war. Im December 1723 durch Christian David für die Sache des Evangeliums gewonnen, verließ er am 2. Mai 1724 gemeinsam mit David Nitschmann, dem späteren Bischof, David Nitschmann, dem Syndikus, und David Nitschmann, der als Märtyrer auf dem Spielberg bei Brünn starb, sowie mit Melchior Zeisberger seine Heimath und wandte sich nach Herrnhut, wo die fünf jungen Männer am 12. Mai eintrafen, an dem Tage, wo dort der Grundstein zu dem ersten Versammlungssaal der Brüder gelegt wurde. T. hatte die Absicht, Theologie zu studiren und Prediger zu werden. Doch wußte ihn Christian David zu bestimmen, diesen Entschluß fallen zu lassen. Er mußte statt dessen ein Handwerk erlernen und wandte sich deshalb im J. 1725 nach Sorau, wo er Gärtner wurde. Nach Herrnhut zurückgekehrt, reiste er mit David Nitschmann, dem Bischof, und dem alten Wenzel Neisser über Holland nach England, um hochgestellten Personen am Hofe Nachrichten über die bisherige Entwicklung der Brüdergemeine zu bringen. Die Reise war wegen Geldmangels für die Theilnehmer mit vielen Schwierigkeiten verbunden. In Amsterdam hätte sich T. bald von den Seelenverkäufern für Ostindien anwerben lassen, wurde aber noch durch die Geistesgegenwart Nitschmann’s gerettet. Die nächsten Jahre verlebte T. wieder in Herrnhut. Er vermählte sich während dieser Zeit, im September 1732, mit Judith Haberland aus Mähren. Im November 1734 wurde er mit neun anderen Brüdern als Vorsteher der Georgischen Gemeine nach Amerika gesandt, [430] wo er bis zum März 1738 erfolgreich im Dienste der Gemeine thätig war. Nach seiner Ankunft in Deutschland schloß er sich der Pilgergemeine in Marienborn an und war dann kurze Zeit Baumeister auf dem Herrenhaag. Aber schon im November 1739 mußte er seinen Wanderstab wieder weiter setzen, da man seiner bei der Gründung von Brüderniederlassungen in England bedurfte. Er lebte jetzt bald in London und in Bristol, bald in Yorkshire und in anderen Grafschaften, bis er bei der Errichtung der Brüdergemeine in London durch Spangenberg im Mai 1742 zum Aeltesten derselben ernannt wurde. Bald darauf wieder in Yorkshire, war er auch an der Begründung der Gemeine zu Gracehall, resp. Fulneck lebhaft betheiligt. Seine spätere Hauptwirksamkeit erstreckte sich auf Irland, wo er von Dublin aus unter großen ökonomischen Schwierigkeiten die ins Wanken gerathene Brüdersache aufrecht zu erhalten wußte. Er starb daselbst am 23. April 1764 im Alter von 61 Jahren. T., der als einer der treuesten Mitarbeiter Zinzendorf’s angesehen werden muß und von diesem hochgeschätzt wurde, ist auch als Liederdichter aufgetreten. In dem Brüdergesangbuch vom Jahre 1778 rührt das Lied Nr. 1152 von ihm her. Indessen ist dieses Lied in das neue Gesangbuch von 1893 nicht wieder aufgenommen worden.

Vgl. D. Cranz, Alte und Neue Brüder-Historie. 2. Aufl. Barby 1772. S. 126, 299, 301, 577. – Nachrichten aus der Brüder-Gemeine 1823. Gnadau 1823. S. 627–634, wo der zum Theil eigenhändige Lebenslauf Töltschig’s abgedruckt ist. – [Christian Gregor], Historische Nachricht vom Brüder-Gesangbuche des Jahres 1778 und von dessen Lieder-Verfassern. 2. Aufl. Gnadau 1851. S. 196. – [E. W. Cröger], Geschichte der erneuerten Brüderkirche. Gnadau 1852–1854. I, 57, 148; II, 117, 376; III, 51.