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Artikel „Stumpf, Pleikard Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 755–756, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stumpf,_Pleikart_Joseph&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 15:04 Uhr UTC)
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Stumpf: Pleikard Joseph St., Landtagsarchivar und Regierungsdirector, geboren am 6. September 1807 als der Sohn des damaligen königlich bairischen Landesdirectionsrathes und späteren Regierungsdirectors zu Würzburg Andreas Sebastian St., studirte nach dem schon am 16. April 1820 erfolgten Ableben seines Vaters, zu Nürnberg, Neuburg und Würzburg, bezog 1826 die Universität München, wo er, erst ein fröhlicher Burschenschafter, die „Markomannia“ (nachmals „Germania“) gründete und die Rechte studirte. Dann prakticirte St. am Landgericht Würzburg, trat 1832 in den Archivdienst, wurde 1837 Actuar und 1843 (als Georg v. Delling’s Nachfolger) Landtagsarchivar zu München, und zwar seit 1845 mit dem Rang eines Regierungsrathes und seit 1871 mit dem Titel eines Regierungsdirectors. Als Schriftsteller bewährte sich St. mit den Monographien über „Das Städtchen Gemünden“ (im Archiv des historischen Vereins für Unterfranken III, 56 ff.) und „Bodenlauben“ (ebendas. IV, 149), dann verfaßte er das Ehrengedächtniß seines Vaters (ebendas. XII, 298 ff., auch in seinen „Denkwürdige Baiern“ S. 378 ff.) und die Nekrologe auf den Staatsmann Graf Hegnenberg-Dux und den Stiftspropst Dr. v. Allioli. Eine ganz vorzügliche Leistung bildet sein „Geographisch-statistisches-historisches Handbuch des Königreichs Baiern“, welches, ausgestattet mit 300 Holzschnitten, 1852 zu München (1088 S. 8°) erschien und ganz geeignet war, eine detaillirte Kenntniß des Landes zu verbreiten; obwohl in volksthümlicher Fassung gearbeitet, ist dasselbe doch auf dem gediegensten Boden streng historischer Forschung aufgebaut. Als dann König Maximilian II. durch die Historische Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften 1860 eine Preisaufgabe setzte für eine Reihe von Lebensbeschreibungen berühmter Baiern, für Darstellungen solcher Persönlichkeiten, deren Wirken für Baiern oder einzelne Theile des Landes von geschichtlicher Bedeutung gewesen, erhielt St. das Accessit für die Vorlage von dreißig populär gearbeiteten Biographien, welche dann bis auf 324 Nummern verstärkt, als „Denkwürdige Baiern“ (XVI u. 479 S. 8°. München 1865) erschienen. Da nun diese verdienten Personen aus allen Ständen und Berufsarten (Staatsmänner, Geistliche, Gelehrte, Geschichtschreiber, Dichter, Maler, Tonkünstler, Bildhauer, Industrielle und Erfinder, Architekten und Mechaniker, Krieger [756] und Humanisten) und zwar aus dem Umfange von wenigstens sechs Jahrhunderten, und zwar ziemlich willkürlich ausgewählt wurden, so reichte die Kraft des Verfassers zur völligen Lösung seiner Aufgabe nicht aus, und es entstand nur ein vielfärbiges, schwerfälliges Buch, welches weder den Fachmännern genügen, noch den gewünschten Weg „zum Herzen des Volkes“ finden konnte. Ein anderes Unternehmen des Verfassers war, aus allen ihm erreichbaren Tagesblättern und Zeitschriften diejenigen Notizen mit genauester und kürzester Quellenangabe zu excerpiren, welche mit der neuesten Geschichte und den Trägern der jüngsten Ereignisse aus allen Radien des Lebens in Beziehung stehen. Das verzeichnete er alles, um Raum und Zeit zu sparen, mit epigrammatischer Kürze auf kleinen, dünnen, nach verschiedenen Branchen alphabetisch geordneten Zettelchen, welche der richtigen Hand ein unschätzbares, hocherwünschtes und unvergleichliches Material bieten. St. war jederzeit im Stande aus diesen Schätzen mit der ihm eigenen Bereitwilligkeit auf jede Anfrage gute Antwort und richtigen Aufschluß zu bieten. Leider blieb diese Sammlung, welche nur durch die eifrigste Fortführung ihren Werth behalten konnte, im Verschluß der Familie. Als Schüler Stumpf’s in dieser Manier sammelte gleichfalls der Bibliothekar Anton Gutenäcker mit rastloser Umsicht und verzehrendem Fleiße; leider gelangten nach dessen schon am 16. März 1887 erfolgtem Ableben auch diese Collectanea nicht an die richtige, einer weiteren Benützung zugängliche Adresse. Auch hatte keiner von seinen zahlreichen Freunden Muth, Raum und Zeit, die Arbeit in gleicher Weise fortzusetzen oder etwa gar zu erweitern. Die erfreuliche Nutzbarkeit eines solchen Sammeleifers wäre übrigenes klar und einleuchtend genug. St. erhielt von der Akademie der Wissenschaften die Aufnahme als Mitglied und als eifriger Förderer der Gabelsberger’schen Stenographie ein Ehrendiplom des genannten Centralvereins; er bekleidete sein Amt als Landtagsarchivar bis zu seinem am 15. Juli 1877 erfolgten Ableben, mit rühmenswerther Umsicht und Unermüdlichkeit, und gewann die Hochachtung und Verehrung aller Parteien, die in der Kammer der Abgeordneten je vertreten waren.

Vgl. Almanach der königl. bairischen Akademie der Wissenschaften 1875, S. 373. – Nekrolog im 40. Jahresbericht des histor. Vereins für Oberbaiern 1879, S. 156 ff.