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Artikel „Strigenitz, Georg“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 594–595, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strigenitz,_Georg&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 18:26 Uhr UTC)
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Strigenitz: Georg St. (Strignitz, Strigenitius), lutherischer Prediger, † 1603. Unter den orthodox-lutherischen Predigern nach der Reformation zeichnete sich St. durch eine erstaunliche Fruchtbarkeit in homiletischen Productionen aus. Er erblickte das Licht der Welt am 9. Februar 1548 in Meißen, wo sein Vater ein angesehener Bürger war. Auf der Stadtschule, danach auf der Fürstenschule seiner Heimath vorgebildet, studirte er seit 1567 in Leipzig fünf und ein halbes Jahr und erwarb sich am 4. März 1572 zu Wittenberg die Magisterwürde. Noch in demselben Jahre berief ihn der Rath zu Döbeln als Schulmeister dahin; Ostern 1573 aber folgte er einem Rufe als Pfarrer nach Wolkenstein und vermählte sich noch in demselben Jahre am 7. Juni mit der Tochter Anna des Bürgermeisters zu Döbeln Barthel Zimmermann, die ihm zehn Kinder gebar und ihn überlebte. 1581 wurde er Hofprediger und Consistorialassessor in Weimar, und 1587 auf Befehl seiner fürstlichen Herrschaft, nicht auf seinen eigenen Wunsch, Pfarrer und Superintendent in Jena; aber wegen der Anfeindungen, welchen er daselbst ausgesetzt war, vertauschte er im Anfang des Jahres 1590 diese Stelle gern mit der Superintendentur zu Orlamünde, wohin ihn der Rath der Stadt sich erbeten hatte. 1593 erhielt er eine neue Berufung und zwar in seine Vaterstadt und siedelte 1594 dahin als Superintendent und Consistorialassessor über. Hier starb er am 16. Mai 1603. Ueber sein Grab hinaus behält er eine gewisse Bedeutung in der Geschichte der Predigt innerhalb der lutherischen Kirche, zu deren bedeutenderen Kanzelrednern er gehört. Seine Predigten sind, so charakterisirt sie W. Beste (s. unten), gedankenreich, aber dabei in hohem Grade populär; ihre zuweilen rücksichtslose Schärfe fand nicht immer Beifall. Die Methode besteht in der Behandlung des Textes nach einzelnen Lehrpunkten. Diese Art seiner Predigt ist formell steif, wie der Zeitgeschmack; aber da sie trotz aller Orthodoxie doch praktisch und tief erbaulich wirkte, indem sie auf die religiösen und sittlichen Bedürfnisse der Gemeinden Rücksicht nahm, so gehört St. in die Reihe von Predigern, welche eine innere Erneuerung der deutsch-lutherischen Predigt anbahnten. Wie streng er dabei an orthodoxen Theorien festhielt, und wie das wieder seine homiletische Productivität steigerte, davon nur ein Beispiel. Wie man unter dem Einfluß der Theorie von der Verbalinspiration der Bibel in jenen Kreisen über einzelne Worte, über Grüße, Eingänge, Ueberschriften und Unterschriften von neutestamentlichen Briefen ganze Predigten zu halten pflegte, so hielt auch St. 122 Predigten bloß über das Buch Jona (4. Aufl. 1619), darunter über die fünf Worte „zu Jona dem Sohne Amithai“ allein vier Predigten. (Christlieb in Herzog, Realencyklopädie2 XVIII (1888), 536.)

Aus der reichen Anzahl seiner Publicationen seien genannt: „Sechs Predigten von der Vocation, Confirmation und Bestallung des Propheten Jeremia“. 1694. – „Gründliche Eintheilung der heiligen zehn Gebote Gottes. 1685. – „Iter Emahunticum“ („Der Gang nach Emmaus“) in 22 Predigten über Luc. 24, 23 ff. – „Der süße Jesus Christ oder acht schöne Weihnachtspredigten“. 1590. 6. Aufl. 1613. – „Jonas, die Auslegung der wunderbaren und doch ganz lehrhaftigen und trostreichen Historie von dem Propheten Jona in 122 Predigten“. 1593. 1595. 1602. 1619 in fol. – „Ossa rediviva“ (über Ez. 37, 1 ff.) in 21 Predigten. – „Conscientia“ d. i. Bericht vom Gewissen des Menschen (31 Predigten). 1596, zuletzt noch 1654 unter dem Titel „Gewissensspiegel“. – [595] „Infanticidium Bethlehemiticum“ (Bethlehemischer Kindermord). (9 Predigten über Matth. 2, 16. 17.) Leipzig 1611 und andere mehr. Sämmtliche Publicationen s. bei Zedler s. u.

Zu vgl. Kirchbach (Paul), Leichpredigt bei dem Begräbniß … Strignitii. Leipzig 1620. 4°. – Zedler, Universallexikon XL (1744), 977 ff. Aus beiden schöpft W. Beste, Die bedeutendsten Kanzelredner der älteren lutherischen Kirche II (1858), 300 ff., wo sich auch eine Predigt Strigenitz’ aus dem Infanticidium Bethl. abgedruckt findet.