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Artikel „Stoppe, Daniel“ von Hermann Markgraf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 435–436, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stoppe,_Daniel&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:48 Uhr UTC)
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Stoppe: Daniel St., schlesischer Dichter, geboren 1697 in Hirschberg als Sohn des Schleierwebers Tobias St., besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, studierte 1719–1722 Philosophie und schöne Wissenschaften in Leipzig, schlug sich 20 Jahre lang als Candidat mühsam durchs Leben und wirkte zuletzt in Hirschberg als Conrector am Gymnasium von 1742 bis zu seinem Tode am 12. Juli 1747. Hoffmann von Fallersleben charakterisirt ihn sehr gut. Er „war ein zu seiner Zeit hochbeliebter und beinahe berühmter Gelegenheitsdichter. Schlesien wenigstens bewunderte ihn als einen zweiten Günther oder doch als einen sehr würdigen Nachfolger desselben, und die Gottsched’sche Schule, welcher sich St. angeschlossen, sah in ihm einen Anhänger ihrer Ansichten. St. steht Günthern in technischer Fertigkeit nicht nach, er weiß die Sprache zu handhaben, reimt und versificirt leicht wie Günther, und durch unbekümmertes ausgelassenes Wesen übertraf er ihn sogar: aber nur diese niedern Eigenschaften Günther’s [436] hatte er sich mit Glück anzueignen gewußt, Günther’s blühende Phantasie, sein Gemüth, die Fülle seiner Anschauungen waren ihm fremd geblieben. St. ist ein gutmüthiger Philister, für einen Gottschedianer aber viel zu frisch und derbe: in der Jugend zeigt er sich muthwillig, seinen niedrig komischen Witz läßt er in Gemeinheit ausarten, versteht jedoch auch ihn zur Naivetät und Schalkhaftigkeit hinzuleiten; in älteren Jahren wird er ernst, trocken, langweilig. Von der Poesie hat er keine sonderlich hohen Ansichten; sie dient ihm wie der Kaffee und Tabak zum Amüsement seiner selbst und seiner werthen Freunde und hohen Gönner, sie ist ihm mehr ein äußeres als ein inneres Bedürfniß; er gleicht darin, wenn nicht allen, doch den meisten Gelegenheitsdichtern.“ St. veröffentlichte 1728 eine Erste und 1729 eine „Zweyte Sammlung von Teutschen Gedichten“ und ließ 1735 eine neue Sammlung folgen, die er nach dem Sättler genannten, das Boberthal bei Hirschberg begleitenden Berge nannte: „Der Parnaß im Sättler oder Scherz- und Ernsthafte Gedichte.“ Dann wandte er sich der geistlichen Poesie zu und ließ 1737 die „Sonntagsarbeit oder geistliche Gedichte auf alle Sonn- und Festtäge“ erscheinen, die 1742 wiederholt wurde. Einen „Jahrgang über die Evangelien aller Sonn- und Festtage“ konnte er nicht mehr vollenden. Der Organist Lau gab das von anderer Hand beendete Buch 1749 als Stoppe’s Schwanengesang heraus. Seine zeitgenössischen Landsleute bewunderten zumal seine Fabeln, deren erster Theil 1738 erschien. Mit einem zweiten Theil vermehrt kamen sie 1740 und 1745 (in Neudrucken, nicht Titelausgaben, wie Goedeke will) noch einmal heraus. Der Mäcen, dem sie gewidmet sind, war der Commerzienrath Christian Gottlieb Glafey, der selbst Lamotte’s Fabeln übersetzt hatte. Es lebte damals in Hirschberg und Umgegend eine ganze Colonie von Männern, denen Gedichte zu machen eine vergnügliche Nebenbeschäftigung war. Am bekanntesten ist neben St. der Arzt Kaspar Gottlieb Lindner. Poetischen Wettstreiten dieser Gesellschaft entstammen noch besonders erschienene Gedichte Stoppe’s, wie die vom Geist des Zackenflusses und das Loblied des Hermsdorfer Bieres.

Hoffmann’s Aufsatz über St. erschien in den Schles. Provinzialblättern 1831 August und ist in seinen Spenden II, 179–192 wiederholt. – Ein Aufsatz von J. J. Bäbler im Archiv für Litteraturgeschichte IX, 297–324 behandelt besonders die Sprache im Parnaß im Sättler. – In der Bibliographie bei Goedeke fehlen die zuletzt erwähnten, in Fol. gedruckten Gedichte. Gleichzeitige Kritiken in den Gelehrten Neuigkeiten Schlesiens.