ADB:Steinheim, Salomon Ludwig

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Artikel „Steinheim, Salomon Ludwig“ von Moritz Steckelmacher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 725, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steinheim,_Salomon_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:15 Uhr UTC)
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Steinheim: Salomon Ludwig St., geboren im J. 1789 in Altona, nach anderen in der kleinen westfälischen Stadt Bruchhausen, † am 19. Mai 1866 in Zürich, war seinem äußeren Berufe nach Arzt, seinem inneren nach, gleich Jehuda Halewi, ein Dichter und Denker. Seine Gesänge im „Sinai“ und in „Obadjah Sohn Amos aus der Verbannung“ zeugen von edlem poetischem Feuer und einem Herzen voll Theilnahme an seiner Glaubensgenossen Geschick, das er gleich seinem Freunde Gabriel Rießer zu verbessern strebt. Seine Bemühungen um Besserung der Lage der Juden in seiner engeren Heimath, namentlich um Zulassung zu zünftigem Handwerk, scheiterten zwar an der Engherzigkeit der holsteinischen Provinzialstände; aber das hinderte ihn nicht, fort und fort seine Feder in den Dienst der Emancipationsbewegung zu stellen, wie in seinen „Meditationen“ und verschiedenen Aufsätzen in den Kieler Blättern. Als Philosoph glänzt St. durch große Gelehrsamkeit und kühne Originalität. Insbesondere ist es ein Gedanke, den er in seinem mehrbändigen Werke „Die Offenbarung nach dem Lehrbegriff der Synagoge“ ins Licht zu setzen sucht. Das Merkmal der Offenbarung bestehe in dem der natürlichen Denkungsart zuwiderlaufenden Charakter, welcher den biblischen Mittheilungen über Gott, Schöpfung, Freiheit etc. anhängt, und doch den menschlichen Geist, sowie er davon erfährt, gefangen nimmt, so daß er sich der fremdartigen, seinem natürlichen Calcül widerstrebenden Erkenntniß nicht erwehren kann. Das Offenbarte wirke wie das Gewahrwerden eines realen Dinges, dessen Möglichkeit vordem paradox geschienen, das man aber als Thatbestand nicht wegleugnen kann. Die Ausführung dieses Gedankens fällt in die Zeit seines Aufenthaltes in Rom, wohin er sich, da er in der Heimath sich nicht glücklich fühlte, bereits im vorgerückten Alter begab und woselbst er – etwa 23 Jahre – bis in die Nähe seines Todes verweilte. Im Sommer 1866 ging er zu längerer Erholung nach Zürich, wo er nach bloß achttägigem Aufenthalte verstarb.