ADB:Stöckhardt, Gerhard Heinrich Jacobjan

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stöckhardt, Gerhard Heinrich Jacobjan“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 287–288, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%B6ckhardt,_Gerhard_Heinrich_Jacobjan&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 05:09 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Stöckhardt, Adolf
Band 36 (1893), S. 287–288 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt in der Wikipedia
Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt in Wikidata
GND-Nummer 117264202
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|287|288|Stöckhardt, Gerhard Heinrich Jacobjan|Hermann Arthur Lier|ADB:Stöckhardt, Gerhard Heinrich Jacobjan}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117264202}}    

Stöckhardt: Gerhard Heinrich Jacobjan St., Pastor Secundarius in Bautzen, wurde am 28. März 1772 zu Schwepnitz bei Königsbrück als Sohn des dortigen Ortspfarrers Johann Gottrau St. geboren. Von seinem Vater vorgebildet, kam er in seinem fünfzehnten Jahre, zu Ostern 1787, auf das Gymnasium zu Bautzen, das damals unter der Leitung des Rectors Christoph Jeremias Rost stand. Rost, wie sein Nachfolger, der bekannte Archäologe Karl August Böttiger, nahmen sich des begabten Jünglings mit besonderem Eifer an; vor allem aber wußte ihn der Conrector Cober für das Studium des Italienischen zu begeistern, das später die Lieblingsbeschäftigung Stöckhardt’s bilden sollte. Zu Ostern 1791 bezog er die Universität Leipzig, um dort Theologie, Philosophie und Philologie zu studiren. Im J. 1793 ließ er dort seine Erstlingsschrift „De poesi cum philosophia arctissime conjuncta“ erscheinen. Er gedachte sich in Leipzig als Privatdocent für Philosophie, Sprachwissenschaft und Kunsttheorie zu habilitiren, wurde aber, noch bevor er sein Vorhaben ausführen konnte, im J. 1794 von dem Grafen Karl Heinrich v. Schönburg nach Glauchau als Lehrer seiner einzigen Tochter berufen. Da er mit der gräflichen Familie alljährlich längere Zeit in Dresden lebte, benutzte er die Gelegenheit, um hier mit Italienern zu verkehren und so seine Kenntnisse der italienischen Sprache zu erweitern. Als er im J. 1794 seine erste italienische Schrift, die „Scelta delle migliori novelle di Boccaccio con annotazione“ (Leipzig) erscheinen ließ, war er bereits durch Vermittelung des berühmten Tiraboschi Mitglied der „società de’ Volschi“ geworden. Im J. 1798 erhielt er die Stelle eines Archidiakonus in Glauchau, die er jedoch bereits im J. 1804 mit der eines pastor secundarius und Mittagspredigers an der Kirche St. Petri in Bautzen vertauschte. Er entwickelte in Bautzen eine weitverzweigte Thätigkeit als Kanzelredner, Dichter und Gelehrter, und verstand es, sich in allen Kreisen der Stadt durch sein opferwilliges Verhalten gegen Jedermann allgemein beliebt zu machen. Außer einer Anzahl theologischer Abhandlungen und Aufsätze für Fachzeitschriften verfaßte er namentlich Arbeiten über die italienische Sprache, unter denen sein mehrfach aufgelegter „Nuovo dizionario portatile italiano-tedesco e tedesco-italiano“, der zuerst im J. 1801 erschien, hervorgehoben zu werden verdient. Seine Zeitgenossen bewunderten namentlich seine Gabe, „in italienischer Sprache wahrhaft classisch zu dichten“. Er hat sie wiederholt angewendet, um Festlichkeiten der sächsischen Königsfamilie durch seinen Gesang zu verherrlichen. Für Bautzen erwarb er sich ein besonderes Verdienst durch die Ausarbeitung und Einführung des neuen Bautzner Gesangbuches, das den Titel: „Sammlung alter und neuer geistlicher Lieder“ (Budissin 1826) führt. Ebenso war die neue Organisation des Oberlausitzischen Predigercollegiums sein Werk. In Anerkennung dieser seiner [288] Leistungen wurde er im J. 1826 von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede ernannt. St., der seit dem Jahre 1829 infolge eines gefährlichen Falles gekränkelt hatte, starb zu Bautzen am 28. October 1830.

Vgl. den Nekrolog im Neuen Lausitzischen Magazin IX, 435–443, dem ein allerdings unvollständiges Verzeichniß von Stöckhardt’s Schriften beigegeben ist; ferner den Neuen Nekrolog der Deutschen, 8. Jahrg., 1830, 2. Theil, Ilmenau 1832, S. 780–783. – Die kgl. öffentliche Bibliothek zu Dresden besitzt drei noch unveröffentlichte Briefe Stöckhardt’s an seinen ehemaligen Lehrer Karl August Böttiger.