ADB:Stöber, Karl
[275] wurden. Durch diese Erzählungen wurde der bekannte Missionsfreund, Dr. Christ. Barth in Calw, auf den Verfasser aufmerksam und gewann ihn als einen fleißigen und einflußreichen Mitarbeiter für die von ihm herausgegebenen Jugendblätter (Stuttgart, Steinkopf). Inzwischen war St. 1834 als zweiter Pfarrer und Senior des Capitels nach Weißenburg a. S. versetzt worden, kehrte aber 1842 als Stadtpfarrer, Decan und Districtsschulinspector nach Pappenheim zurück und übernahm hier auch wieder die schon früher geführte Leitung der Lehrer-Fortbildungsanstalt des dortigen Bezirks. In allen diesen Aemtern wirkte er bis zu seinem Tode, der am 6. Januar 1865 erfolgte. – Bereits im J. 1841 war die Zahl der „Erzählungen“ Stöber’s so angewachsen, daß er eine Gesammtausgabe veranstalten konnte, die, mit Zeichnungen von Professor Richter geschmückt, 3 Bände umfaßte (4. Aufl. in 2 Bdn. 1876); eine Volksausgabe in 12 Bdchn. erschien 1870–1871. Diesen Erzählungen folgten: „Kalendergeschichten für alles Volk und alle Zeit“ (1847), „Geschichten und Erzählungen“ (1846), „Der Erzähler aus dem Altmühlthale“ (1851). „Möhren“ (1852), „Der Marsch nach Dänemark“ (1852), „Der Mühlarzt“ (1852), „Sabina, die Bleicherin“ (1853), „Winterabende“ (1858), „Waldblumen“ (1860), „Die barmherzigen Steine“ (1862). Den Stoff zu allen diesen Erzählungen entnahm St. zumeist den Lebensgewohnheiten der Bewohner seiner Heimath und den anmuthigen Sagen der letzteren; doch wählte er ihn auch aus Erfahrung und Leben, selbst aus dem Gebiet der Fabeln und Märchen. Er erzählt mit sprudelnder Laune und köstlichem Humor, oft mit etwas zu großer Breite, aber immer mit überraschenden Wendungen. Die Tendenz seiner Arbeiten ist entschieden auf ein praktisches Christenthum und die Gewinnung einer kirchlichen Frömmigkeit gerichtet, die er als den wahrhaften Grund eines christlichen Lebens voraussetzt. Ein großer Theil der Geschichten Stöber’s eignet sich in erster Linie für Kinder, und sie sind darum auch ein Schmuck vieler Lesebücher geworden.
Stöber: Karl St., ein beliebter Volkserzähler, wurde am 30. November 1796 zu Pappenheim an der Altmühl in Baiern als der Sohn eines Apothekers geboren. Die schon in der Jugend oft geübte Beschäftigung, für seinen Vater medicinische Kräuter zu sammeln, führte ihn selbst in die entlegensten Theile des Altmühlthals, so daß er dieses mit seinen Bewohnern und deren Sitten gründlich kennen lernte und in seinen späteren Erzählungen naturgetreu zu schildern vermochte. Nachdem St. seit 1811 das Gymnasium zu Ansbach besucht hatte, studirte er von 1814–1818 in Erlangen Theologie und übernahm dann im folgenden Jahre die Stelle eines Pfarradjuncten und Subrectors in seiner Vaterstadt. Hier schrieb er, zunächst für seine Schüler berechnet, seine „Lieder und Erzählungen für die reifere Jugend“, welche er dem Pfarrwaisenhaus in Windsbach als Geschenk überließ und die von diesem (1837) durch den Druck veröffentlicht- J. B. Heindl, Galerie berühmter Pädagogen u. s. w. II, 493. München 1859. – A. Merget, Geschichte der deutschen Jugendlitteratur. 3. Aufl. S. 69. Berlin 1882.