Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spehr, Ludwig Ferdinand“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 94–96, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spehr,_Ludwig_Ferdinand&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Spee, Friedrich von
Band 35 (1893), S. 94–96 (Quelle).
Ferdinand Spehr bei Wikisource
Ludwig Ferdinand Spehr in der Wikipedia
Ferdinand Spehr in Wikidata
GND-Nummer 117482587
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|94|96|Spehr, Ludwig Ferdinand|Paul Zimmermann|ADB:Spehr, Ludwig Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117482587}}    

Spehr: Ludwig Ferdinand S. wurde am 10. Februar 1811 zu Braunschweig als jüngster Sohn des Kaufmanns Joh. Peter S., Inhabers eines Musikalienverlagsgeschäfts geboren; seine Mutter Luise geb. Fischer war die Tochter eines Beamten des Stiftes Gandersheim. Er besuchte das Martineum und Obergymnasium seiner Vaterstadt und von Ostern 1829–31 das Collegium Carolinum daselbst. Dann bezog er Ostern 1831 behufs Studiums der Rechtswissenschaft die Universität Göttingen, wo er bis Michaelis 1834 verweilte. Außer mit seiner Fachwissenschaft beschäftigte er sich schon hier fleißig mit Geschichte, deutscher Sprache und Litteratur. Er war ein eifriger Schüler Dahlmann’s [95] und die Stunden, in denen er unter den Zuhörern Jac. Grimm’s saß, rechnete er zu den glücklichsten seines akademischen Lebens. Nachdem er in Braunschweig das erste juristische Examen bestanden hatte, trat er als Auditor zunächst bei dem Kreisgerichte Braunschweig ein, dann bei dem Amte Riddagshausen und zuletzt wieder bei dem Kreisgericht Braunschweig. Die schlechten Aussichten der jungen Juristen auf Anstellung in der damaligen Zeit veranlaßten ihn wohl im Sommer 1843 als Kammerassessor und Rentmeister bei dem mediatisirten Fürsten zu Salm-Horstmar in Coesfeld in Dienst zu treten. In diesem Entschlusse wird ihn auch der Umstand bestärkt haben, daß er das zweite Examen noch nicht gemacht hatte. Schuld daran war wohl, daß er seit längerer Zeit in eine eifrige litterarische Thätigkeit hineingerathen war, die ihn seinem eigentlichen Fachstudium mehr und mehr entzog. Schon nach der Vertreibung der Göttinger Sieben hatte er eine anonyme Schrift: „Die sieben Göttinger Professoren nach ihrem Leben und Wirken“ verfaßt, die 1838 in zweiter Auflage herauskam. Ebenfalls ohne seinen Namen erschien der „Braunschweigische Fürstensaal“ (Braunschweig 1840), eine populär gehaltene Reihe von Biographien der welfischen Fürsten, die er auf Seite 201 bis zu Magnus dem Frommen geführt hatte, als er Braunschweig verließ und die Arbeit aufgab. Der in Vermögensverfall gerathene Verleger konnte einen Fortsetzer nicht gewinnen; er ließ noch eine Anzahl von Lebensläufen aus der kurz vorher erschienenen „Galerie von Portraits der berühmten Herzöge von Braunschweig-Lüneburg“ abdrucken und dann auf S. 312 bei dem Herzoge Rudolf August das ganze Werk unvollendet stecken. Daneben nahm S. thätigen Antheil an den von Wilh. Görges in drei Bänden herausgegebenen „Vaterländischen Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit der Lande Braunschweig und Hannover“ (Br. 1843–45), die man im wesentlichen als sein Werk bezeichnen muß. Er hat dasselbe dann in erweiterter und umgearbeiteter Gestalt 1881 in zweiter Auflage herausgegeben. Bald nach seiner Uebersiedelung nach Coesfeld am 21. November 1843 vermählte sich S. mit Sophie Käufer, einer Tochter des Riddagshäuser Justizamtmanns Heinr. Käufer, der sich ebenfalls mit Vorliebe mit vaterländischer Geschichtsforschung beschäftigte. Als diese Frau am 12. November 1851 gestorben war, verheirathete sich S. in zweiter Ehe am 6. Januar 1853 mit Sophie Zimmermann, Tochter des Oberfactors Z. in Oker. Da nach dem Tode des Fürsten Friedrich v. Salm († am 27. März 1865) die dienstlichen Verhältnisse Spehr’s sich nicht nach Wunsch gestalteten, so wurde er im Herbste 1865 mit Pension aus seiner Stellung entlassen. Er zog nun im folgenden Frühjahre nach seiner Vaterstadt Braunschweig, um sich hier ganz schriftstellerischen Arbeiten zu widmen. Er wurde zunächst Mitarbeiter am Braunschweiger Tageblatte, seit 1. October 1874 aber zweiter Redacteur der officiellen Braunschweigischen Anzeigen. Daneben war er Schriftführer des Vereins zur Förderung und Vermehrung der Sammlungen des städtischen Museums, in dem er nach R. Schiller’s Tode († 1874) auch das Amt eines Conservators übernahm. Von den litterarischen Arbeiten Spehr’s ist die verdienstlichste die Biographie des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Oels, die zuerst in dem von Wilh. Görges 1847 herausgegebenen Friedrich-Wilhelm’s Album und 1861 in zweiter, 1865 in dritter Auflage erschien. Sonst hat S. zahlreiche Aufsätze in den Braunschweiger Blättern (Magazin, Tageblatt, Anzeigen), sowie auch in dem von Steger herausgegebenen Ergänzungs-Conversationslexicon (Leipzig 1846 ff.) und in der Allgem. Deutschen Biographie verfaßt; er besaß eine ausgedehnte Specialkenntniß auf dem Gebiete der Braunschweigischen Geschichte; insbesondere aus neuerer Zeit ist Vieles davon durch seine schriftstellerische Thätigkeit der Nachwelt erhalten; bereitwillig ertheilte er auf diesem Gebiete stets einem Jeden die gewünschte Auskunft. Er starb [96] nach längerem Leiden am 17. März 1881 und hinterließ außer einer Wittwe († am 11. April 1890) fünf Töchter und einen hoffnungsvollen Sohn, Friedrich S., der am 9. September 1856 geboren, schon am 18. Januar 1890 als Gymnasiallehrer und Dr. phil in Braunschweig an der Influenza gestorben ist.