ADB:Spörer, Julius (2. Artikel)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spörer, Julius“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 418–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sp%C3%B6rer,_Julius_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Spitta, Philipp
Nächster>>>
Sporrer, Philipp
Band 54 (1908), S. 418–419 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2015, suchen)
Julius Spörer in Wikidata
GND-Nummer 11748489X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|418|419|Spörer, Julius|Viktor Hantzsch|ADB:Spörer, Julius (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11748489X}}    

Spörer: Julius S.[WS 1], Geograph, ist am 1. Februar 1823 von deutschen Eltern in St. Petersburg geboren. Er besuchte die Studienanstalten seiner Vaterstadt und widmete sich dann dem Lehrerberuf. Nachdem er eine Zeit lang Privatunterricht ertheilt hatte, nahm er eine Stellung als Gymnasiallehrer an der von den deutschen Lutheranern unterhaltenen St. Annenschule an. Außerdem wurde ihm der ehrenvolle Auftrag zu Theil, einigen jungen Großfürsten Vorträge über Geschichte, Geographie und deutsche Litteratur zu halten. Da aber das nordische Klima seiner von Natur schwachen Gesundheit nicht zusagte, siedelte er 1863 nach Deutschland über. Freundschaftliche Beziehungen zu August Petermann, dem wissenschaftlichen Leiter der durch ihn zu Weltruf gelangten Geographischen Anstalt von Justus Perthes in Gotha veranlaßten ihn, sich dauernd in dieser Stadt niederzulassen. Er wurde Mitarbeiter der Firma und lieferte namentlich eine große Zahl von Aufsätzen, kleineren Mittheilungen und Bücherbesprechungen für die von Petermann herausgegebenen „Geographischen Mittheilungen“. Vor allem erstattete er als gründlicher Kenner der russischen Sprache wiederholt Bericht über die Ergebnisse russischer Forschungsexpeditionen und über die geographischen Publikationen gelehrter Gesellschaften. Von seinen hierher gehörigen Arbeiten sind zu nennen: „Die sibirische Expedition der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft“, ein Ueberblick über die unter Leitung des Astronomen Ludwig Schwarz in den Jahren 1855–1859 vorgenommenen Positionsbestimmungen, Vermessungen und Recognoscirungen in Transbaikalien und im Amurgebiet (Petermann’s Mittheilungen 1864, S. 408–424, 456–466, mit Karte), „Nowaja Semlä in geographischer, naturhistorischer und volkswirthschaftlicher Beziehung“, die erste ausführliche Monographie in deutscher Sprache über diese polare Doppelinsel nebst Darstellung ihrer Entdeckungsgeschichte auf Grund russischer, englischer und niederländischer Quellen (ebenda 1867, Ergänzungsheft 21, S. 1 bis 112, mit 2 Karten), „Die Seenzone des Balchasch-Alakul und das Siebenstromland mit dem Ili-Becken“, eine Zusammenstellung der neueren geodätischen und topographischen Aufnahmen im russischen Turkestan (ebenda 1868, S. 73–86, 193–200 und 393–406, mit 2 Karten), „E. Curtius’ Topographie von Athen“, eine eingehende, mancherlei selbständige Ideen entwickelnde Besprechung dieses grundlegenden Werkes (ebenda 1869, S. 45–53), „Die neuesten russischen Forschungen in Centralasien“, ein Bericht über die 1867 ausgeführte Reise von Ssewerzow und R. v. Osten-Sacken im Tiën-Schan und über die astronomischen Bestimmungen K. W. Struve’s während der Jahre 1862–1868 (ebenda 1869, S. 161–164, mit Karte), sowie „Begleitworte zu C. Vogel’s Plan von Paris und Umgebung“, eine historisch-geographische Studie, veranlaßt durch den deutsch-französischen Krieg (ebenda 1870, S. 454–458; 1871, S. 1–10, mit Karte). In demselben Jahre begann er auch mit der Veröffentlichung einer umfangreichen Abhandlung: „Zur historischen Erdkunde“, einer gedankenreichen und scharfsinnigen, von sehr umfassenden Litteraturnachweisen begleiteten Untersuchung dieses Begriffs nach Inhalt und Umfang in Anlehnung an Karl Ritter und seine Schule (Geographisches Jahrbuch III, 1870, S. 326–420; IV, 1872, S. 184–272). Da diese Arbeit mancherlei Widerspruch hervorrief und auch Mißverständnissen begegnete, sah sich der Verfasser zu einer Ergänzung und Erläuterung der darin ausgesprochenen Ideen veranlaßt (Petermann’s Mittheilungen 1871, S. 281–298). Hieran schlossen sich in rascher Folge noch mehrere Abhandlungen, [419] die wiederum auf russischen Quellen beruhten: „Von Kiachta nach Peking. Aus den Reisenotizen N. M. Prschewalski’s“ (ebenda 1872, S. 10 bis 14), „Die Arbeiten der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft im J. 1871“ (ebenda 1872, S. 211–216) und „Die südöstliche Mongolei vom Dalni-noor bis nach Alä-schan. Physikalisch-naturhistorische Skizzen aus den Reisenotizen des Generalstabs-Capitäns N. M. Prschewalski“ (ebenda 1873, S. 84–95). Seine letzte Leistung auf erdkundlichem Gebiete war ein Aufsatz über den Antheil des deutschen Volkes an der Polarforschung: „Der hohe Norden in der deutschen Reiselitteratur und Th. v. Heuglin’s Reisen nach dem Nordpolarmeer in den Jahren 1870 und 1871“ (ebenda 1873, S. 41 bis 52). Uebrigens beschäftigten ihn neben der Geographie auch noch andere wissenschaftliche und litterarische Interessen. Als Probe seiner geschichtlichen Studien ließ er eine Uebersetzung der „Geschichte des Falles von Polen“ nach dem russischen Original des S. Ssolowjoff erscheinen (Gotha 1865). Auch arbeitete er viele Jahre hindurch an einer Gedichtsammlung, die er nach culturhistorischen Gesichtspunkten geordnet unter dem Titel: „Kosmos der Poesie oder Natur- und Menschenwelt in der Dichtung“ herausgeben wollte. Leider kam das groß angelegte Werk nicht zur Vollendung. Bald nach dem Erscheinen des 1. Bandes (Gotha 1872) verfiel S. in eine schwere Lungenkrankheit, die ihn im Sommer 1873 veranlaßte, seinen Wohnsitz von Gotha nach dem windgeschützten und durch mildes Klima ausgezeichneten Heidelberg zu verlegen. Aber auch hier vermochte er die erhoffte Genesung nicht zu finden, und bereits am 22. August desselben Jahres erlöste ihn der Tod von seinen Leiden.

Petermann’s Mittheilungen 1874, S. 54 f.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 35 ein weiterer Artikel.