ADB:Sommariva, Hannibal Marquis

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Artikel „Sommariva, Hannibal Marquis“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 592–594, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sommariva,_Hannibal_Marquis&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 04:01 Uhr UTC)
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Sommariva: Hannibal S., Marquis, General der Cavallerie, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, geboren zu Lodi in der Lombardei am 10. März 1755, † zu Wien am 10. Juli 1829, entstammte einem alten und berühmten lombardischen Geschlechte, zeigte frühzeitig ausgesprochene Neigung zum Soldatenstande und trat im Alter von 16 Jahren als Unterlieutenant in das Dragonerregiment Bettoni (jetzt Ulanenregiment Nr. 8), wurde 1773 Secondrittmeister und hatte im Feldzuge 1778 die erste Gelegenheit, sich hervorzuthun, so daß er zum ersten Rittmeister befördert wurde. Im Türkenkriege bewies er vielfältig seinen Eifer, sich auszuzeichnen und wurde im November 1789 vom Kaiser Josef zum Major ernannt. Als Oberstlieutenant, wozu er anfangs 1793 befördert wurde, ging er mit zwei Escadronen seines Regiments zur Armee in die Niederlande ab, woselbst er im Herbste anlangte, das siegreiche Hauptgefecht bei Orchies am 24. October mitmachte und in der Relation seines Wohlverhaltens wegen gerühmt wurde, auch bei dem Ueberfalle und der Eroberung Marchiennes wird vorzüglich das tapfere Benehmen Sommariva’s hervorgehoben. Diese und so manche andere Gefechte im Laufe der Feldzüge 1793 und 1794, so die Schlacht bei Fleurus am 16. Juni boten ihm vielfach Gelegenheit, Beweise seiner trefflichen militärischen Eigenschaften zu geben. Im J. [593] 1795 nahm er an dem siegreichen Angriff der feindlichen Stellung und an der Eroberung des Lagers bei Mannheim am 18. Oct. theil, zeichnete sich, nachdem Mannheim gefallen war, bei der Vertheidigung von Edisheim (7.–11. Decbr.) wiederholt aus, wurde 1796 Oberst und Commandant des Regiments, hatte im Verlaufe der Monate Juni und Juli den Gefechten bei Schwetzingen, Mannheim und Frankenthal beigewohnt, namentlich aber am 24. August in der Schlacht bei Amberg mit besonderer Tapferkeit gefochten. Mit dem Regimente nach Italien beordert, nahm er an dem Treffen von Legnago am 26. März 1799 theil, indem er als Commandant einer Colonne den Feind auf das muthigste angriff und demselben 14 Kanonen abnahm. Ruhmvoll wie an diesem Tage focht er auch am 30. März zwischen Parona und der Brücke bei Pol, wo hauptsächlich die Tapferkeit seines Regiments die Niederlage des Gegners herbeiführte. Am 5. April hatte das Regiment bei Magnan (Isola della Scala) wegen der für Reiterei sehr ungünstigen Beschaffenheit des Terrains nicht vereint werden können, dennoch verstand es S., den Feind durch mehrmals wiederholte Attacken solange aufzuhalten, bis die Infanterie wieder Zeit gewann, sich zu sammeln. In dieser gefahrvollen Lage hielt das Regiment, unter seinem heldenmüthigen Obersten sich aufzuopfern bereit, so lange Stand, bis Verstärkung anlangte. S. erhielt außer Capitel hierfür das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens. Noch focht er am 26. und 27. April in der Schlacht bei Cassano, nahm am 9. Mai Tortona, erhielt am 16. Mai in dem Gefechte bei St. Giuliano und Marengo einen Streifschuß, verjagte bei einer Recognoscirung am 28. Mai den Feind aus Pinerolo, war in dem siegreichen Treffen bei Verato und Ponte Tidone am 17. Juni bei der Verfolgung des Feindes in thätigster Verwendung, machte in der Schlacht an der Trebbia am 18. u. 19. Juni einige erfolgreiche Attacken, so daß der General der Cavallerie Melas in seiner Relation vorzüglich die Standhaftigkeit der Stabs- und Oberofficiere während des feindlichen Kartätschfeuers rühmen konnte. Nicht minder bewährte er seinen oft erprobten Reitergeist in den Schlachten und Gefechten bei Novi am 15. August, Savigliano 18. September, Beinette und Mondovi 20. October, an der Stura bei Castelletto und Montanara am 31. October, bei Genola am 4. und 5. November, bei Demonte am 6. November und endlich bei der Einschließung am 16. November, Belagerung 20. November und Eroberung Cuneo’s am 3. December. – Inzwischen war durch die bekannten Kriegsereignisse Toscana wichtig geworden und S. – September 1799 mittlerweile Generalmajor geworden – erhielt im Januar den Befehl, sich für seine Person nach Florenz zu begeben, um dort die militärischen Angelegenheiten des Landes zu leiten. Der Großherzog ernannte im Einverständnisse mit dem Kaiser S. zum Generalgouverneur der toscanischen Provinzen. Sein erstes Hauptgeschäft war die Beschleunigung der bereits begonnenen Organisirung des Aufgebotes, Vermehrung der regulären Truppen des Landes und Befestigung der Grenzpunkte. S. befand sich da in einer ungemein schwierigen Lage. Die feindlichen Generale verletzten im Vertrauen auf ihre Uebermacht die bestehenden Tractate; es zeigte sich bald, daß auf die zugesicherte auswärtige Hülfe nicht zu rechnen war. Als endlich die Auflösung des toscanischen Aufgebots von Seite der während des Waffenstillstandes zahlreich verstärkten Franzosen verlangt wurde, mußte sich S. der Uebermacht wegen und um größeres Unglück vom Lande abzuwenden, entschließen, dieses zu verlassen, um so die wenigen regulären Truppen, die er sonst zwecklos aufgeopfert hätte, zu retten. Demzufolge traf er in Uebereinstimmung mit dem Senate die nöthigen Anordnungen zur Räumung des Landes. Nach Mitternacht des 14. October verließ S. an der Spitze seiner in Florenz versammelten Truppen [594] die Stadt und zog sich auf der Straße gegen Arezzo zurück, ging von da über Perugia und Tolentino nach Macerata, wo er am 27. October eintraf. Bei seinem weiteren Zuge über Ancona, von wo er im November nach Bologna vorrückte, überrumpelte er Rimini am 7. December und nahm Pesaro am 12. December, führte überhaupt in der Romagna in Verbindung mit dem General Schustekh einen thätigen kleinen Krieg und traf am 6. Januar 1801 bei der Hauptarmee ein, wo er bei dem Nachtrabe eine Brigade übernahm. Mit dieser kämpfte er am 7. Januar bei Montebello und am 9. desselben Monats bei Armedola, hier hieb er mit seinen Husaren mit solchem Erfolge in den Feind, daß der rechte Flügel seine bereits verlorene Stellung wieder einnehmen konnte. Am Feldzuge 1805 nahm er in Italien theil, focht am 18. October vor Verona und während der Schlacht von Caldiero am 29. October bei San Giovanni Battista, an den beiden andern Schlachttagen ward er unter Feldmarschalllieutenant Fürst Rosenberg in das Lessinische Gebirge entsendet. Im J. 1806 wurde er Inhaber des Kürassierregiments Nr. 5 (jetzt Dragonerregiment Nr. 5), am 1. Januar 1807 Feldmarschalllieutenant und Militärcommandant in Troppau. 1809 befehligte er eine Division im 4. Armeecorps, attakirte am 19. April bei Dinzling zwischen Arnhofen und Kirchdorf mit einem Husarenregiment und einer Chevauxlegerescadron die Brigade Pajol und warf selbe im Nu über den Haufen. Nach der Schlacht bei Eggmühl befehligte er die Nachhut des rechten Flügels und bestand am 30. April bei Neumarkt ein kleines Nachhutgefecht, war in dem Treffen bei Urfahr-Linz am 17. Mai anwesend, führte an der Donau überhaupt den kleinen Krieg, wobei es ihm im Verein mit dem Feldmarschalllieutenant Schustehk gelang, den Feind bei Linz festzuhalten. Nach erfolgtem Frieden wurde er 1810 Divisionär in Mähren, 1811 in Ofen, wo er bis zu seiner 1813 erfolgten Uebersetzung zur Armee von Innerösterreich unter Feldzeugmeister Hiller blieb. Wenn auch wie immer äußerst thätig und umsichtsvoll, ward ihm in diesem wie im folgenden Jahre keine Gelegenheit zu besonderen hervortretenden Leistungen geboten. 1815 war er Adlatus beim Generalcommando ob und unter der Enns, wurde als solcher 1817, nachdem er ein Jahr früher den Orden der Eisernen Krone I. Classe erhalten hatte, General der Cavallerie, 1820 commandirender General in Wien und 1825 Capitän der k. k. Trabantenleibgarde und Hofburgwache, bis er am 10. Juli 1829 im Alter von 74 Jahren starb. Von Natur ernst, im Dienste streng aber mit Wohlwollen, verstand er durch sein Beispiel zu begeistern und den kräftigsten Impuls zu geben. Der Kaiser sprach in einem besonderen, an den Hofkriegsrath gerichteten Schreiben das Bedauern über den Verlust seines alten, treuen und redlichen Dieners aus.

Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 35. Thl. Wien 1877. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden etc. Wien 1857. – Thürheim, Gesch. des k. k. 8. Uhlanen-Regiments. Wien 1860. – Schels, Oesterr. milit. Zeitschrift. 4. Bd. Wien 1823. – Heller, Der Feldzug 1809 in Süddeutschland. Wien 1865. – Sporschil, Feldzug der Oesterreicher in Illyrien und Italien 1813/14. Braunschweig 1844.