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Artikel „Slenz“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 461–462, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Slenz&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 03:35 Uhr UTC)
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Slenz: S., gewöhnlich Junker S. genannt, Landsknechtführer, stammte nach der von Johann Ruß überlieferten Verlustliste über die Schlacht bei Hemmingstedt (1500) aus Köln a. Rh. Zur Annahme einer Abkunft desselben von der obersächsischen Adelsfamilie v. Schleinitz scheint die in den lateinischen Quellen jener Zeit für seinen Namen beliebte Form „Slenitius“, die dann auch deutsch mit „Slenitz“ wieder gegeben wird, geführt zu haben. In Gemeinschaft mit einem aus Würzburg stammenden Junker Nithard Fox oder Fuchs soll S. zuerst im J. 1492 einen Landsknechtshaufen für den als Reichsfeldherr in den Niederlanden kämpfenden Herzog Albrecht von Sachsen gesammelt und dies Heer mit Rücksicht auf letzteren den Namen „sächsische Garde“ erhalten haben. Daß S. hierauf mit dieser dem Könige Max in seinen Kämpfen gegen Karl von Geldern, dann letzterem gegen die Herzöge von Jülich und Cleve gedient hat, ist nicht unwahrscheinlich; 1495 ging wenigstens S., als Führer an zweiter Stelle neben Fuchs stehend, mit 4000–5000 Mann aus dem Dienste des Herzogs Albrecht in den des Grafen Edzard von Friesland über. Mit diesem Heere wechselte S. auch in den folgenden Jahren mehr als einmal den Herrn. Wie seine späteren Beziehungen zum Könige Johann von Dänemark zeigen, wird er sich von letzterem 1497 mit der Garde auch für die Bekämpfung Sten Sture’s in Schweden haben gewinnen lassen. Im August 1498 bietet S., angeblich viel umworben, von Holland aus dem Grafen Edzard wiederum seine Hülfe an, erreicht aber nur, daß ihm die Gebiete östlich der Ems als Winterquartiere zugewiesen werden, während Fuchs am 24. September letzteren Jahres mit anderen zum Bevollmächtigten des Herzogs Albrecht in Friesland ernannt wird. S., einer schweren Lebensgefahr, in die er anfangs 1499 zu Emden infolge eines Streites seiner Landsknechte mit den Bewohnern der Stadt gerieth, durch persönliches Eingreifen Edzard’s entrissen, scheint, als Fuchs im August bei einem Handstreich [462] auf Gröningen fiel, zunächst nicht zum obersten Führer erhoben worden zu sein, sondern Ulrich von Dornum, der bis dahin einen anderen selbständigen Truppenkörper befehligte und denselben nunmehr der Garde einverleibte. Mit diesem Heere, das seitdem wohl erst den Namen „große Garde“ getragen hat, unternimmt Ulrich sodann die Wiedereroberung des Landes Hadeln für den Herzog Magnus von Lauenburg, und wird erst, als er bei dem vergeblichen Versuche, letzterem auch die Wurstfriesen zu unterwerfen, schwer verwundet wird, S. den Oberbefehl überlassen haben. Einer damals drohenden Vernichtung durch die Truppen Herzogs Heinrich von Braunschweig entging die Garde durch den Ruf des Dänenkönigs, der ihrer zur Bekämpfung der Dithmarschen bedurfte. So trat S. am 25. Januar 1500 als „overster captain“ mit seinem Heere in dänischen Sold und wurde mit anderen hervorragenden Personen aus der Umgebung des Königs in Neumünster unter besonderen Kosten einquartirt. In den bisher leider nur bruchstückweise veröffentlichten Abrechnungen hierüber wird S. einmal ausdrücklich mit dem Vornamen „Jürgen“ genannt, wogegen ihm die Eiderstedter Chronik den Namen „Thomas“ beilegt. – Fest steht endlich, daß S. mit Rücksicht auf das Wetter davon abrieth, gegen die befestigte Stellung der Dithmarschen bei Hemmingstedt am 17. Februar vorzugehen, seine Abmahnung aber weder beim Könige noch bei den übrigen Führern der Garde Gehör fand. Trotzdem hat S. den Angriff mit aller Umsicht vorbereitet und geleitet. Die Art und Weise, wie die Landsknechte aus dem vom feindlichen Feuer bestrichenen Engpaß sich entwickeln, trotz des vom Regen aufgeweichten, von vielfachen Gräben durchschnittenen Geländes in gehöriger Schlachtordnung aufzumarschiren und die feindliche Stellung zu überflügeln suchen, sowie zwei Mal den Ausfall der Dithmarschen, der sie noch vor Vollendung der beabsichtigten Bewegung traf, abwehren, verdient alle Anerkennung; ihre Stellung und Haltung wird erst erschüttert, als S. durch einen Dithmarschen verwundet, durch mehrere vom Pferde gerissen, getödtet und in einen tiefen Wassergraben gestürzt wird. – Durch besondere Körpergröße und Stärke ausgezeichnet, verband S. hiermit Gewandtheit und Geschicklichkeit, und waren diese körperlichen Vorzüge mit Unerschrockenheit und Muth gepaart; äußerlich liebte er es besonders glänzend aufzutreten. Bei aller seiner Tüchtigkeit als Soldat und Feldherr hat er sich in seinen Anschauungen und Gesinnungen kaum von seinen Untergebenen unterschieden und kann er als ein echter Vertreter des zügellosen Treibens der stehenden Landsknechtshaufen, die gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts an Deutschlands Grenzen hausten, angesehen werden.