ADB:Sintenis, Christian Friedrich

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Artikel „Sintenis, Christian Friedrich“ von Franz Kindscher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 401–402, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sintenis,_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:20 Uhr UTC)
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Sintenis: Christian Friedrich S., geboren zu Zerbst am 12. März 1750, † daselbst am 31. Januar 1820. Sohn des aus Stolberg gebürtigen Consistorialraths und Superintendenten Mag. Johann Christian S. zu Zerbst † 1771, Bruder des Torgauer und Zittauer Rectors Karl Heinrich S. † 1816 und des Roßlauer Superintendenten Johann Christian Siegmund S. † 1829, von seinem Vater und in der lutherischen Trivialschule zu St. Bartholomäi in Zerbst sowie besonders von deren Rectoren Hoxa und Kroll vorgebildet, studirte er in Wittenberg Theologie und Philosophie 1767–70 und ward 1771 ordinirt, 1772 Hilfsprediger in Niederlepte bei Zerbst, 1773 erst Pastor in Bornum bei Zerbst, dann Diaconus an der lutherischen Trinitatiskirche zu Zerbst mit dem Charakter eines Consistorialassessors. Mit der Tochter des Rentkammerraths Schröter 1774 glücklich verheirathet, 1776 Consistorial- und Kirchenrath, erwarb er sich als vortrefflicher Kanzelredner und allgeliebter Seelsorger nicht blos um seine Gemeinde, sondern um seine ganze Vaterstadt unermeßliche Verdienste, besonders auch seit 1783 durch Neuordnung des Armenwesens, bei der er durch die regierende Fürstin wie durch Adel und Bürgerschaft aufs freigebigste unterstützt ward. Nebenher 1784–87 bei der Verwaltung der Propstei und Superintendentur in Lindau thätig, ward er 1787 dem Pastor Köselitz an St. Trin. substituirt, an dessen Stelle er 1791 dort das Pastorat allein antrat, das er bis 1820 verwaltete, bis 1798 in Verbindung mit einer Professur der lutherischen Theologie und Metaphysik am akademischen Gymnasium zu Zerbst. Durch seine [402] Bemühungen fand seit 1786 statt der Privatbeichte im Beichtstuhl des Geistlichen die allgemeine Vorbereitung für das hl. Abendmahl auf dem Altarplatz Eingang und wandten sich die lutherischen Gemeinden der kirchlichen Union zu, infolge deren seit 1817 beim Abendmahl Brot statt Oblaten gereicht wird. Er war der einflußreichste Geistliche seiner Zeit in Zerbst. Das Andenken an ihn als Wahrheitsfreund und Menschenfreund lebt in seiner Vaterstadt noch im Segen fort, denn alle Anfeindungen und alle Unbill aus den Kreisen höherer Beamten schmälerten das Ansehen nicht, dessen er sich allgemein erfreute. Neben der amtlichen Thätigkeit entfaltete S. eine sehr große litterarische Fruchtbarkeit, bereits seit 1775, wo sein Contingent zur Modelectüre erschien. Er schrieb vielerlei, nach dem Zeitgeschmack (A. Koberstein 3, 2705, i. W. Scherer², 671) „Veit Rosenstock“ 1776, „Die Begebenheiten der rheinfeldischen Familie“ 1779, und andere Familienromane, religiöse Erzählungen und novellistische Skizzen von sentimental moralisirendem, auf Rührung des Herzens und Veredlung des Familienlebens abzweckendem Charakter mit einem aus den Zuständen der Gesellschaft und Conflicten von Zeitgenossen geschöpften Inhalt: „Menschenfreuden aus meinem Garten vor Zerbst“ 1778, „Vater Roderich“, „Hallos glücklicher Abend“ 1783, „Theodor“ (über Fürstenerziehung) 1789 u. s. w. Ueberwiegend religiösen Inhalt haben: „Das Buch für Familien“ 1779, „Privatandachten unter freiem Himmel“ 1780, „Elpizon oder über meine Fortdauer nach dem Tode“ 1795, „Pistevon oder über das Dasein Gottes“ 1800 u. v. a. Seine Schriften verzeichnet Schmidt, Anhaltisches Schriftstellerlexicon 1830. Mit seinem Bildniß ist seine Moral 1804, seine Biographie von F. W. v. Schütz 1820 und sein Marmordenkmal auf dem Frauenthorschen Gottesacker in Zerbst geschmückt.