ADB:Silberdrat, Konrad
Gustav Schwab zu einer Romanze und Ludw. Laistner zu einer Novelle angeregt hat, sieht er nur den rohen, recht- und ehrlosen, ja selbst feigen Räuber; aber auch die adligen Recken und andre zweifelhafte Bundesgenossen bei der Belagerung, die beim Sturm den Rottweilern gern den Vortritt lassen, bei der Beute aber stets die ersten sind, kommen schlecht fort. Ein Paar Züge grimmigen Humors sind das einzige, wodurch in die dürre, nur durch ihren historischen Quellenwerth ergiebige Erzählung einiges Leben kommt.
Silberdrat: Konrad S., wahrscheinlich in Rottweil zu Hause, jedenfalls ein Schwabe von Geburt, schilderte die Belagerung und Zerstörung der Burg Hohenzollern 1422–23 in trocknem Chronistenstil und schlecht gebauten Reimpaaren. Er nennt sich selbst „Meister“; daß aus diesem Titel, der auf gelehrten Stand deuten mag, jedenfalls nicht meistersängerische Schulung Silberdrat’s erschlossen werden darf, wird uns, auch abgesehen von den ungleichsilbigen, oft stark überladenen Versen, durch Silberdrat’s ausdrückliches Zeugniß gesichert. Der Standpunkt des Dichters ist einseitig der des Rottweilers, des Reichsstädters: in dem belagerten Zollergrafen, dem Oettinger, demselben, dessen kraftvolles Faustrechtheldenthum- Herausgegeben ist Silberdrat’s Gedicht durch Meister Sepp auf der alten Meersburg (d. i. Laßberg): „Ein schoen alt Lied von Grave Friz von Zolre … Gedrukt in diesem iar“ (1842) und durch Liliencron in den Historischen Volksliedern der Deutschen I, Nr. 59. – Vgl. auch L. Schmid, Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau der Burg Hohenzollern im 15. Jahrhundert. Tübingen 1867.