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Artikel „Siebel, Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siebel,_Franz&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:06 Uhr UTC)
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Siebel: Franz S., Silhouetteur, Porzellan- und Glasmaler, geboren am 2. November 1777 zu Lichtenfels (Sohn eines Schreiners und technischen Tausendkünstlers), zeichnete und schnitt schon mit 10 Jahren Silhouetten, welche auf Goldgrund gehöht, durch ihre Aehnlichkeit viel begehrt wurden und der zahlreichen Familie des trunksüchtigen Vaters eine hübsche Einnahme gewährten. Wegen einer Züchtigung durch den Vater floh der Knabe 1789 aus dem Hause, trieb sich, da seine Kunst eine gute Erwerbesquelle bot, zu Frankfurt a. M. und später zu Wien, mehrere Jahre herum, ließ sich dann zu Bamberg und Burgundstadt nieder und trat 1804 als Maler in die zu Hausen bei Lichtenfels errichtete Silbermann’sche Porzellan-Fabrik. Daselbst erfand S. 1814 das Abziehen von Kupferstichen auf Porzellan und 1816 die Kunst Glas im Feuer zu vergolden und diese Vergoldung zu graviren; 1820 machte er die Versuche, Porzellanfarbe auf Kupferplatten aufzutragen und die hierdurch gewonnenen Abdrücke auf Porzellan im Feuer einzuschmelzen. Ebenso gelang es ihm, unabhängig von Siegmund Frank’s gleichzeitiger Wiedererfindung der Glasmalerei, gläserne Trinkgefäße zu bemalen und die Farbe einzubrennen, ein Verfahren, welches er dann auch auf kleinen Glasplatten mit Erfolg in Anwendung brachte und dafür von Herzog Ernst von Koburg, und 1827 durch König Wilhelm von Holland mit der großen goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Seine Tochter Clara übte dieselbe Kunsttechnik. S. starb am 17. Januar 1842. Der in seinem Laboratorium oft von hohen Potentaten besuchte Künstler erwies sich in seinem Leben als echter Sonderling, achtete das Geld nicht, war freigebig gegen die Armen, widerstand allen Anerbieten, sein Geschäft kaufmännisch auszubeuten, war aller Menschen Freund und von unverbrüchlicher Rechtschaffenheit. Er hatte eine Freude am Niedlichen, wie er selbst eine kurze gedrungene Gestalt war, aber mit stolzer Haltung und imponirendem Feuerblick; sein kleines Häuschen und Gärtchen hätte er um alle Reichthümer der Welt nicht verlassen. Auf seinem Sterbebette verlangte er, gegen die gebräuchliche Prunksucht bei Leichenbegängnissen das seine ganz still zu begehen, ihm das schlechteste Hemd anzuziehen und sein bestes einem Armen zu schenken.

Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen. Zwanzigster Jahrgang 1842. II, 958–61. Weimar 1844.