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Artikel „Seyfert, Anton“ von Alexander Glitsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 104–105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seyfert,_Anton&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 09:49 Uhr UTC)
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Seyfert: Anton S. (auch Seyffart), war geboren am 15. August 1712 zu Krulich in Deutsch-Böhmen, an der mährischen Grenze. Das Verlangen nach Gewissensfreiheit, welches die mährischen Nachbarn trieb, Vaterland und Freundschaft zu verlassen, bewog auch ihn, der sich bis dahin aus Zwang zur katholischen Kirche bekennen mußte, wie auch seinen Vater und drei Brüder ungefähr im Jahr 1728 nach Herrnhut, dem Sammelplatz der mährischen Emigranten, sich zu begeben. Er bezog mit mehreren seiner Altersgenossen das damals gebaute Haus der ledigen Brüder, unter welchen ein besonderer Trieb sich regte, das Heil in Christo, dessen sie persönlich genossen, auch anderen Christen und vorzüglich den Heiden zu verkündigen und anzupreisen. Auch ihn ergriff dies Verlangen und so erhielt er 1734 den Ruf, nach Georgien in Nordamerika zu gehen. England besetzte damals dies Land mit deutschen Colonisten, und dies veranlaßte die Gemeine in Herrnhut, Missionare zu den dortigen Indianern zu schicken. S. begleitete eine Gesellschaft derselben als Mitanführer (Joh. Teltschik war der Hauptleiter) und als Seelsorger der ledigen Mitglieder derselben. Am 20. November 1734 machte er sich zu Fuß auf den Weg, der ihn über Holland und England führte. Die Reise war nicht nur theils des geringen Reisegelds, theils der rauhen Jahreszeit wegen beschwerlich, sondern auch gefahrreich, denn schon zwischen Holland und England entging das Schiff nur mit Noth und Mühe dem Schiffbruch. In England hatte die Gesellschaft anfangs viel zu leiden infolge der Armuth und Unbekanntschaft mit einflußreichen Personen, dann wies ihnen Gott mildthätige Freunde und Gönner zu, unter denen sich auch General Oglethorpe, welcher später Gouverneur von Georgien wurde, befand. Am 7. April 1735 kam S. in Georgien an. Hier galt es zunächst die Transportkosten mit der Hände Arbeit abzuverdienen, und dann das Stück Landes, das ihnen angewiesen war, vom Wald zu säubern, welche Arbeiten lange Zeit beanspruchten, sodaß die Missionare erst spät ihren eigentlichen Beruf beginnen konnten, zu welchem S. bereits durch den Bischof David Nitschmann ordinirt worden war. Die schlimmste Noth, welche sie betraf, war der 1739 zwischen England und Spanien ausgebrochene Krieg, weil man die Brüder nöthigen wollte, die Waffen zu tragen, was sie nach ihrer Ueberzeugung nicht thun durften. Es blieb ihnen schließlich nichts übrig, als alles das, was sie während fünf Jahren erarbeitet hatten, Felder und Wohnung und damit die Mission unter den Cherokee zu verlassen, und sich 1740 nach Pennsylvanien zu begeben. Hier hatte der Methodistenprediger Whitefield, der 1735 mit ihnen nach Georgien gekommen war, ein Stück Land gekauft, um ein Schulhaus für Neger darauf zu bauen. Dies Land cedirte er bedingungsweise den Brüdern gegen ihr Besitzthum in Georgien. Als aber das neue Haus in Nazareth (so wurde die Ansiedlung genannt) ziemlich fertig dastand, änderte Whitefield seine Gesinnung gegen die Brüder, und da sie nicht mit ihm rechten wollten, mußten sie ihm 1741 weichen. Gleichzeitig war ihnen ein Stück Land zwischen dem Delaware- und Lechafluß zum Kauf angeboten worden, das von ihnen nun wirklich bebaut wurde. Hier entstand die Brüdergemeine Bethlehem (jetzt eine nicht unbedeutende Stadt), die ihren Namen daher erhielt, daß die Brüder ihr erstes Weihnachtsfest an diesem Ort in einem Stallgebäude feierten. S. wurde zum Aeltesten dieser Gemeine ernannt und heirathete 1742 seine erste Frau Anna Liebisch. Während des Aufenthalts des Grafen Nicolaus Ludwig v. Zinzendorf in Nordamerika begleitete S. denselben auf mehreren seiner Missionsreisen und hat sich auch später viel mit der Indianermission beschäftigt. 1744 starb seine Frau, und dieser Heimgang war wahrscheinlich Veranlassung zu seinem Abruf nach Europa. Auf der Reise dorthin wurde das Schiff von einem französischen Kaper genommen und nach St. Malo aufgebracht. Die Gefangenschaft der [105] Passagiere dauerte jedoch nicht allzu lange. 1745 vermählte er sich in Marienborn mit Anna Maria Liebisch, zwar gleichen Namens, aber nicht verwandt mit seiner ersten Gattin. – Von dieser Zeit an war er im geistlichen Beruf in Europa thätig, wurde an Stelle des Freiherrn Johannes v. Watteville zum Subsenior der Brüderkirche ernannt, und als erster Geistlicher der Gemeine Gnadenfrei in Schlesien angestellt. 1749 wurde er, nachdem er zu Zeist in Holland vertretungsweise dasselbe Amt bekleidet hatte und mit der Oberaufsicht der damaligen Brüdergemeinen in Holland und Friesland kurze Zeit betraut gewesen war, in gleichen Aemtern nach England berufen, wo, wie auch in Irland, er als Geistlicher verschiedener Gemeinen 20 Jahr lang thätig war. Von 1765 an wohnte er in Gracehill in Irland und hatte die Oberaufsicht über sämmtliche irländische Brüdergemeinen. In dieser Zeit machte er einmal eine Reise nach Herrnhut, und zwar von London aus über Stettin, auf welcher er bei einem furchtbaren Sturm im Kattegat durch Gottes Wunderhand vor dem Tode bewahrt blieb. 1772 erhielt er seine letzte Anstellung in Zeist als Geistlicher und Oberaufseher der holländischen Gemeinen. Von hier aus wohnte er den allgemeinen Synoden der Brüderkirche in den Jahren 1775 und 1782 als Mitglied bei, der letzteren schon dem Leibe nach ziemlich kränklich. Dieser Zustand steigerte sich im Laufe der Jahre, und als 1784 seine zweite Gattin starb, beabsichtigte er, nach 51jährigem treuen Dienst sich emeritiren zu lassen. Die Verhältnisse ließen dies aber nicht zu, sondern er sollte erst durch den Tod aus dem Arbeitsjoch ausgespannt werden. 1785 befiel ihn eine heftige Krankheit, die am 19. Juni dieses Jahres seinem Leben ein Ende machte.

Der Rede weniger mächtig, war er mit der Feder, auch in gebundener Rede, gewandt. Das Brüdergesangbuch von 1778 hat nur einen Vers von ihm aufgenommen (Nr. 1426, 6).