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Artikel „Seidel, Friedrich“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 616, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seidel,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 10:47 Uhr UTC)
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Seidel: Friedrich S., Reisebeschreiber, Schlesier, geb. um 1568 (zu Troppau?), † 1637 zu Brieg. Der kaiserlichen Gesandtschaft, die unter dem Reichshofrath v. Kreckwitz 1591 dem Sultan Geschenke Rudolf’s II. überbrachte, gehörte als Apotheker der Verfasser der 1711 zu Görlitz durch einen Verwandten, Pastor Salomon Haußdorf zu Bernstadt in der Oberlausitz, herausgegebenen „Denckwürdige Gesandtschafft an die Ottomannische Pforte“ an. Die Schilderung der Gesandtschaftsreise tritt vor der eingehenden Behandlung der widrigen Geschicke dieser Gesandtschaft, deren Mitglieder theils in Galata, theils in Griechisch Weißenberg und Ofen eingekerkert wurden, zurück. Die Geschichte der Conflicte zwischen dem kaiserlichen Gesandten und dem Großvezier, die eingehende Beschreibung des großen Gefängnisses bei Galata, in welchem S. über ½ Jahr mit dem Palästinapilger Zaradecky an eine Kette geschmiedet war, seiner Sklavenarbeit auf den Steingaleeren, seiner Gefangenschaft im schwarzen Thurm am Bosporus und seiner Befreiung durch Vermittelung des englischen Gesandten besitzt historischen Werth, zu welchem 67 Seiten geschichtlicher Anmerkungen beitragen. Er nennt zahlreiche Deutsche und andere Franken, die damals in Konstantinopel sich aufhielten und entwirft ein buntes Bild ihres Treibens und besonders des Lebens der Gefangenen und Galeerensklaven. Als der Sultan nach Ungarn zog, ließ Ibrahim Pascha S. sammt seinen Mitgefangenen mit dem Heere ziehen und entließ sie nach Waitzen zur kaiserlichen Armee. Als sie endlich in Prag sich dem Kaiser vorgestellt hatten, zog jeder in seine Heimath. –

Quellen: Die Reisebeschreibung – Silesia togata.