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Artikel „Schwindel, Georg Jacob“ von Ernst Mummenhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 469–470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwindel,_Georg_Jacob&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 14:41 Uhr UTC)
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Schwindel: Georg Jacob S., geboren zu Nürnberg am 7. Februar 1684, studirte in Altdorf und Jena Theologie, wurde 1714 Diakonus an der Heiliggeistkirche, 1730 Mittagsprediger an der St. Katharinenkirche und 1732 Senior seines Collegiums. Unter außerordentlichem Zulauf waltete er seines Amtes als Prediger, war beliebt bei den Armen wegen seiner Mildthätigkeit und genoß neben dem Ruhm eines großes Gelehrten noch den eines durch sittenreinen Wandel ausgezeichneten Theologen. Dann aber trat 1739 ein jäher Umschlag in diesen glücklichen Verhältnissen ein. Er wurde das Opfer falscher Anklagen. Auf das Zeugniß von Weibern, von denen das eine an Paroxysmus in höchstem Grade litt, während zwei andere auf eine sehr getrübte Vergangenheit zurückblickten, wurde er, wie es scheint, nicht ohne das Zuthun neidischer Collegen des Ehebruchs, der Gotteslästerung und Zauberei angeschuldigt. Seiner Würde entsetzt und seiner Einnahmen verlustig saß er zwei Jahre auf einem Thurm in Untersuchungshaft. Erst der Reichshofrath in Wien, an den die Sache kam, stellte die Grundlosigkeit der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen fest. S. kam 1752 am Charfreitag wieder nach Nürnberg. Hier starb er, nachdem er das Anerbieten, ihn in seine Aemter wieder einzusetzen, ausgeschlagen, noch am 14. August des genannten Jahres. Seine Studien, die er in Wien bei Tag und Nacht betrieben, sollen den Todeskeim in ihn gelegt haben, dazu kam aber wohl auch der schwere Druck des gegen ihn begangenen Unrechts, der auf ihm lastete und die Gesundheit seines so schon schwächlichen Körpers untergrub.

Für uns ist S. wegen seiner biographischen und bibliographischen Arbeiten bemerkenswerth. Es bleibt nur zu bedauern, daß seine Schriften zum größten Theil nicht im Druck erschienen sind. So hatte er eine biographische Sammlung in 15 Folianten angelegt, die das Material zu den Lebensbeschreibungen berühmter Theologen in alphabetischer Ordnung enthielt. Dieses Manuscript war ohne Zweifel zum Druck bestimmt, wie der bereits vorgedruckte Titel erkennen läßt, der folgenden Wortlaut hat: „M. Ge. Jac. Scotomii, Nurinb. Pandectae Theologico-Literariae; oder allgemeines gelehrtes Priesterlexikon, [470] darinnen fast eines jeden Theologi Vita et Scripta, ingleichen viele von ihnen gesammlete memorabilia, elogia, judicia, deren icones u. a. m. nach alphabetischer Ordnung zu finden sind. Mit unglaublicher Mühe und vielen Kosten zusammengetragen. Nebst einem accurat verfertigten copiosen Indice Rerum, welcher alsobald anzeiget, was für Auctores von dieser oder jener theologischen Materie etwas geschrieben und an das Licht gegeben haben. 1728.“ Will bemerkt hiezu, daß dieser Titel auf der einen Seite „etwas zu prächtig laute“. Andererseits aber sei es mehr als ein Priesterlexikon, da es nicht allein zu Lebensbeschreibungen der Theologen, sondern auch anderer Gelehrten den Stoff biete. Besonders hatte S. hier von gelehrten Nürnbergern und guten Nürnberger Familien Nachrichten überkommen. Sonst sind zu erwähnen: „Theophili Sinceri Nachrichten von lauter alten und raren Büchern“, Frankfurt und Leipzig 1731, 1732, seine neuen Nachrichten desselben Betreffs, die 1733, 1734, 1736, 1747 und 1748 erschienen, sein in 4 Bänden herausgegebener „Thesaurus bibliothecalis oder Versuch einer allgemeinen und auserlesenen Bibliothek“, Nürnberg 1738, 1739, ferner „Th. Sinceri bibliotheca historico-critica librorum opusculorumque uariorum et rariorum, oder Analecta literaria von lauter alten und raren Büchern und Schrifften“, Nürnberg 1736 u. a. Ferner gab er heraus: „Kurze Nachricht von den Scriptoribus Lutheri uitam illustrantibus“ und schrieb „Historische Nachrichten von den Scriptoribus Aug. Confessionis sammt einem Vorbericht von den Nürnbergisch-Schwabachischen und Torgauischen Artikeln“, die schon 1730 unter die Presse kommen sollten, aber nicht erschienen sind. Für D. Joh. Martin Trechsel’s[WS 1] Verneuertes Gedächtniß des Nürnbergischen Johannis-Kirchhofs etc, das 1735 zu Frankfurt und Leipzig erschien, verfaßte er den eingehenden Vorbericht oder Antwort auf die Frage: Wer de epitaphiis geschrieben.

Will und Nopitsch, Gelehrtenlexikon, wo sich auch eine Zusammenstellung seiner Schriften befindet. – Will, Bibliotheca Norica. – Handschriftliches Material auf der Stadtbibliothek.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Martin Trechsel (1661–1735), Nürnberger Advokat und Kartograph.