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Artikel „Schwabe, Ludwig Wilhelm“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 172–173, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwabe,_Ludwig_Wilhelm&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 02:46 Uhr UTC)
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Schwabe: Ludwig Wilhelm S., Historiker, geboren am 16. Juli 1861, † am 2. Januar 1891. S. wurde als Sohn des Diakonus Wilhelm Schwabe zu Theuma bei Plauen i. V. geboren. Im Jahre 1864 kam er nach Kamenz in der sächsischen Oberlausitz, wohin sein Vater als Pastor Primarius versetzt wurde. Auf der dortigen Bürgerschule vorgebildet, bezog er zu Michaelis 1873 die Realschule I. Ordnung zu Leipzig, an welcher er zu Ostern 1880 die Maturitätsprüfung bestand. Er ließ sich um dieselbe Zeit an der Leipziger Universität inscribiren, bereitete sich aber zunächst noch privatim für eine Nachprüfung an einem sächsischen Gymnasium vor und bestand sie zu Michaelis 1881 am Leipziger Nicolaigymnasium. Seitdem wandte er sich hauptsächlich [173] historischen Studien zu, als deren erste Frucht wir seine Dissertation zu begrüßen haben, die unter dem Titel: „Studien zur Geschichte des zweiten Abendmahlstreites“ im Jahre 1886 zu Cöthen erschien und von der wissenschaftlichen Kritik wohlwollend aufgenommen wurde, obwohl sie den Grundgedanken von Schwabe’s Ausführungen, daß „die antipapale Wendung des zweiten Abendmahlstreites recht eigentlich eine Frucht des Interdicts über Anjou und Tourraine gewesen sei“ als eine zu weit ausgedehnte Lieblingsidee bezeichnete. (Vgl. Historische Zeitschrift 59 = N. F. 23, 1888, S. 534–535. Literar. Centralblatt, 1887, Nr. 45, Sp. 1525–1526.) Im Jahre 1884 erhielt S. eine Anstellung als Privatsecretär beim Professor Freiherrn Karl von Richthofen zu Berlin, dem er bei der Fertigstellung seiner „Untersuchungen zur friesischen Rechtsgeschichte“ an die Hand zu gehen hatte. S. blieb in dieser Stellung 21/4 Jahr und lebte dann kurze Zeit im Elternhaus, bis er zu Ostern 1887 als Beamter an das königlich sächsische Hauptstaatsarchiv berufen wurde, als dessen Secretär er am 2. Januar 1891 starb. In Dresden hatte sich S. hauptsächlich mit der Geschichte der Reformation und ihrer Folgen beschäftigt. Leider hat er nur einen Theil seiner wissenschaftlichen Pläne verwirklichen können. Im „Neuen Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde“ veröffentlichte er folgende Aufsätze: „Heirathspläne König Erichs XIV. von Schweden“ (Bd. IX. 1888), „Kursachsen und die Verhandlungen über den Augsburger Religionsfrieden“ (Bd. X. 1889) und „Kursächsische Kirchenpolitik im dreißigjährigen Kriege“ (1619–1622) (Bd. XI. 1890). Ein von S. im königlich sächsischen Alterthumsverein zu Dresden gehaltener Vortag über „Herzog Georg, ewiger Gubernator von Friesland“, erschien erst nach seinem Tode im 12. Bande des „Archivs“ (S. 1–26). Seine letzte vollendete Arbeit über den Wiedertäufer Hans Denk kommt im 12. Bande der Briegerschen „Zeitschrift für Kirchengeschichte“ zum Abdruck. In seinem Nachlasse haben sich größere Bruchstücke einer Arbeit über Thomas Münzer, für den sich S. lebhaft interessirte, sowie einige kleinere Studien über die Waldenser gefunden. Ferner plante er ein größeres wissenschaftliches Werk, welches das urkundliche und actliche Material zur Geschichte Herzogs Georg des Bärtigen von Sachsen enthalten sollte. Seine Vorarbeiten dazu werden im Dresdner Hauptstaatsarchiv aufbewahrt. – In amtlicher Hinsicht zeichnete sich S. durch Pflichttreue und stete Bereitwilligkeit, wissenschaftliche Bestrebungen zu unterstützen, vortheilhaft aus. Persönliche Liebenswürdigkeit und gesundes, treffendes Urtheil, namentlich über poetische Werke, machten seinen Umgang anziehend und anregend.

Nach persönlichen Erinnerungen, der „vita“ am Schluße der Dissertation und einer brieflichen Mittheilung des Bruders Dr. Ernst S. in Gohlis bei Leipzig. Vgl. den Nekrolog im „Dresdner Journal“ vom 5. Januar 1891, dessen falsche biographische Angaben vorstehender Artikel berichtigt.