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Artikel „Schumann, Maximilian“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 41–43, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schumann,_Maximilian&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 06:31 Uhr UTC)
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Schumann: Maximilian S., preußischer Ingenieuroberstlieutenant a. D., bekannt durch sein erfolgreiches Streben, Eisenpanzerungen im Dienste der Kriegskunst zu verwenden, ward am 26. Juni 1827 zu Magdeburg, wo sein Vater als Premierlieutenant im 26. Infanterieregiment in Garnison stand, geboren und besuchte zuerst hier, dann in Halle a. S., wohin seine Eltern nach des Vaters 1841 erfolgter Verabschiedung übergesiedelt waren, verschiedene Schulen, ohne durch seine Leistungen hervorzutreten. Am meisten Reiz unter den Lehrgegenständen hatten für ihn nach seiner eigenen Angabe Physik und [42] Chemie; der Werth, welchen die Kenntnis der Mathematik für das Studium jener Wissenschaften hat, regte sein Interesse auch für diese an. Nachdem er die Secunda der Realschule zu Halle besucht hatte, legte er die Prüfung für den Eintritt auf Beförderung zum Officier im Heeresdienste ab, das erste Mal ohne zu genügen; als er bestanden hatte, ward er am 11. April 1845 bei der 3. Pionierabtheilung zu Magdeburg eingestellt und am 16. September 1848 zum Secondlieutenant, am 29. März 1856 zum Premierlieutenant, am 2. April 1861 zum Hauptmann ernannt. Nachdem seine wechselnde Verwendung im Pionier- und im Fortificationsdienste ihn in verschiedene Garnisonen geführt hatte, war er zu letzterer Zeit zu Mainz in Garnison. Damals trat er zuerst mit den Gedanken hervor, deren Verfolg seinen Ruhm begründet hat. Es war die Zeit des nordamerikanischen Bürgerkrieges, welcher die Panzerfrage auf die Tagesordnung gebracht hatte. Die zunehmende Wirkung der Geschütze machte das Verlangen nach neuen Deckungsmitteln rege. S. erlangte im Sommer 1863 einen durch eine staatliche Beihülfe an Geld begünstigten Urlaub nach England, „um daselbst die weitere Entwicklung der Frage über die Verwendung des Eisens zu fortificatorischen Zwecken zu verfolgen“. Ende 1865 schloß sich an diesen eine zweite vierwöchentliche Reise ebendahin. Auf Grund seiner Erfahrungen durfte S. dann in Mainz einen gepanzerten Geschützstand errichten, gegen welchen im Mai 1866, als schon die Heere der deutschen Staaten kampfgerüstet einander gegenüber standen, unter Obhut des Bundes vor einem internationalen Zuschauerkreise Versuche angestellt wurden. Der Krieg unterbrach diese Thätigkeit, S. fand während desselben verschiedenartige Verwendung im Befestigungsdienste, gelangte aber nicht zu eigentlich kriegerischer Thätigkeit. Im März 1868 wurde er in das Ingenieurcomité versetzt. Damit kam er an die richtige Stelle, um seine Pläne verwirklichen zu können. Er durfte jetzt auf dem Tegeler Schießplatze einen Panzerdrehturm errichten. Wiederum war es ein Krieg, welcher die mit demselben angestellten Versuche unterbrach, der von 1870/71. S., am 25. Juli 1870 zum Major befördert, nahm daran als Ingenieur-Stabsofficier beim Obercommando der 3. Armee theil. Aus dem Felde brachte er neben anderen Auszeichnungen das Eiserne Kreuz I. Classe zurück. Dann begann seine Thätigkeit im Ingenieurcomité von neuem. Aber nicht für lange Zeit, denn am 17. September 1872 wurde ihm der erbetene Abschied mit der gesetzlichen Pension bewilligt. Die Ansicht, daß er seine Pläne außerhalb des Dienstes leichter als in amtlicher Stellung werde ausführen können, wird Veranlassung zu seinem frühen Ausscheiden aus dem Heere gewesen sein. Er zog sich auf eine von seiner Frau, mit welcher er sich 1858 verheirathet hatte, stammende Besitzung zu Mosbach bei Biebrich am Rhein zurück und lebte zunächst ganz der Verwirklichung seines Gedankens, „der Befestigungskunst durch Ausbildung des Grundsatzes der Panzerung neue Lebenskraft zu verleihen“. Im Herbst 1878 legte er seine darauf hinzielenden Entwürfe der preußischen Kriegsverwaltung vor. Unter den Entwürfen war der Vorschlag zu seiner Panzerlafette. Versuche, welche die Regierung mit derselben auf dem Schießplatze bei Cummersdorf anstellen ließ, bewiesen den Werth von Schumann’s Erfindung. Gleichwohl kam es zu einem Erwerbe seiner Vorlagen durch die Kriegsverwaltung nicht und S. trat nun mit dem Besitzer der Eisengießerei und Maschinenfabrik zu Buckau bei Magdeburg H. Gruson in Verbindung. Im März 1883 schloß er mit demselben einen Vertrag ab, welcher seine ganze Kraft den Zielen jener Anstalt widmete. Es war eine sehr glückliche Vereinigung, denn sie gewährte S., was ihm fehlte, ausreichende technische und materielle Kraft. Seine Thätigkeit in dem neuen Wirkungskreise richtete sich zunächst auf die Ausführung des Entwurfes für die Panzerlafette, deren Wesen er in einem Werke „Die Bedeutung [43] drehbarer Geschützpanzer (Panzerlafetten) für eine durchgreifende Reform der permanenten Befestigung“ (2. Aufl. 1885) klar legte. An die Erfindung schlossen sich zwei andere: eine Mörser-Panzerlafette, in Wahrheit ein fester Panzerstand, an welchem nur der Mörser und seine Unterlage beweglich sind, und eine versenkbare Panzerlafette. Wie viel von dem Verdienste um die Ausgestaltung seiner Gedanken auf Schumann’s eigene Rechnung entfällt, wie viel davon den übrigen Mitarbeitern des Grusonwerkes, vornehmlich dem Manne zukommt, nach welchem jenes seinen Namen führt, ist nicht festzustellen. Es war eben die Vereinigung sich ergänzender Kräfte, welcher der Erfolg zu danken ist. Schumann’s Bestrebungen führten ihn auch nach Rumänien, wo denselben durch die geplante Befestigung der Hauptstadt Bukarest ein weites Feld eröffnet war. Hier traf ihn im Sommer 1889 ein Schlaganfall, welchem schon 1888 zu Schierke im Harz, wo er sich eine Villa baute, ein ähnlicher vorangegangen war. Einem neuen Anfalle erlag er urplötzlich zu Schierke am Abend des 5. September 1889. Ein Jahr zuvor war seinen Leistungen eine in dieser Weise seltene Anerkennung zu Theil geworden. Kaiser Wilhelm II., welchem er gelegentlich einer Audienz einen Vortrag hatte halten dürfen, hatte ihm am 4. August 1888 den Charakter als Oberstlieutenant mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der 3. Ingenieurinspection verliehen. Eine weitere Anerkennung erfolgte bald nach Schumann’s Tode, indem bei den Kaisermanövern des Jahres 1889 fahrbare Panzerlafetten zur Verwendung kamen. Schumann’s Gattin und ein einziger Sohn waren ihm im Tode vorangegangen.

„Maximilian Schumann. Leben und Leistungen“, sowie „Schumann und die Panzer-Fortification“, beides Sonderabdrücke (Berlin 1890) aus dem „Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-Officiere des deutschen Reichsheeres“ (October bis November 1889, Januar bis April 1890), von Generalmajor a. D. Schröder. – Militär-Wochenblatt Nr. 78 vom 11. September 1889. – Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Octoberheft 1889 (vom General v. Sauer).