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Artikel „Schulze, Eduard“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 762–763, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulze,_Eduard&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 20:04 Uhr UTC)
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Schulze: Eduard S., Afrikareisender, geboren am 12. April 1852 zu Reinerz in Schlesien als Sohn eines Hauptmanns S., † am 15. Februar 1885 zu San Salvador (Congo). S. genoß die übliche Erziehung des schon in frühen Jahren zum Officier Bestimmten. Er durchlief die Cadettenhäuser von Wahlstatt und Berlin, wurde bei Kriegsausbruch 1870 als Portepeefähnrich in das zweite niederschlesische Infanterieregiment Nr. 47 eingestellt, empfing am 19. December das eiserne Kreuz und wurde am 19. Januar durch einen Schuß in den Unterschenkel beim Sturm auf die Schanze von Montretout verwundet. Am 29. März 1871 rückte er, noch im Paulinenstift zu Wiesbaden liegend, zum Secondlieutenant vor, worauf er eine Reihe von Jahren in Neubreisach und Straßburg stand und mehrmals nach Berlin und Spandau commandirt wurde. Er bereiste in den Urlaubsmonaten Dänemark, Schweden, Frankreich, Oberitalien und 1880/81 während eines halbjährlichen Urlaubes Italien, Tunis und Tripolis, Griechenland, die Türkei und Rumänien. Die Commandirung des zum Premierlieutenant Vorgerückten zum Cadettenhaus Lichterfelde 1883 setzte ihn in den Stand, den Kreisen der Berliner Geographie- und Afrikafreunde näher zu treten, er bewarb sich um die Theilnahme an einer der von der Afrikanischen Gesellschaft ausgesandten Expeditionen und ging am 31. Juli 1884 als Führer einer Expedition, deren Ziel die Erforschung des südlichen Congobeckens war, von Hamburg nach Westafrika ab. Seine Begleiter waren Premierlieutenant Kund als Topograph, Assistenzarzt der Reserve Willy Wolff als Arzt und Anthropolog, Reallehrer Dr. Büttner als Botaniker. Später trat noch Lieutenant Tappenbeck hinzu. Die neuerworbenen Gebiete von Togo und Kamerun berührend, ging die Expedition, als der vorausgesetzte Ausgangspunkt Ambrisette sich ungeeignet erwies und der in jener Zeit deutscher Flaggenhissungen sehr rege politische Argwohn ihre Fortschritte zu hemmen drohte, nach dem unteren Congo. S. hatte sich persönlich nach Benguella velha und Nuevo Redondo begeben, um Träger anzuwerben; ohne Erfolg. Nun verlegte er den Ausgangspunkt an den unteren Congo; wo bei Noki die Schiffahrt aufhört, wollte er ins Innere gehen, um über San Salvator auf Mukenge zu marschiren. In Noki erwarb S. ein Stück Land für die Afrikanische Gesellschaft, welches später wieder aufgegeben worden ist, und brach nach manchen Schwierigkeiten mit der ersten Staffel in Gesellschaft des Dr. Büttner am 13. December nach San Salvador auf, wo sie am 18. December eintrafen. Beide Europäer erkrankten um Weihnachten am Fieber; während Büttner genas, blieb S. leidend und starb trotz der Sorge, die der am 2. Februar eingetroffene Dr. Wolff ihm [763] widmete, am 15. Februar; er hatte 10 Tage bewußtlos gelegen. Mit ihm verlor die deutsche Afrikaforschung einen energischen und kenntnißreichen Reisenden. Der Arzt schrieb die Schwere der Fieberanfälle den großen körperlichen Anstrengungen zu, welchen sich S. rücksichtslos aussetzte, der z. B. bei seiner Trägerexpedition den Weg von Benguella velha nach Nuevo Redondo (55 Kilom.) in einem Tagemarsche zu Fuß zurücklegte. Die Expedition theilte sich nun. Kund und Tappenbeck traten ihre große Sankurrureise, Büttner seine Reise ins Kuangogebiet, Wolff seinen Weg zum Kiamvo an. S. war am 16. Februar im Garten der englischen Mission begraben worden.

Die Berichte im 4. Band der Mittheilungen der Afrikanischen Gesellschaft. – Die Reisewerke von Büttner und W. Wolff.