Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schrank, Franz v. Paula v.“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 450–452, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schrank,_Franz_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 06:45 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schramm, Rudolf
Nächster>>>
Schraud, Franz von
Band 32 (1891), S. 450–452 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz von Paula Schrank in der Wikipedia
Franz de Paula von Schrank in Wikidata
GND-Nummer 11861066X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|450|452|Schrank, Franz v. Paula v.|Ernst Wunschmann|ADB:Schrank, Franz von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11861066X}}    

Schrank: Franz v. Paula v. S., Naturforscher, geboren zu Varnbach bei Schärding a/Inn am 21. August 1747, † zu München am 22. December 1835. Mit dem neunten Lebensjahre trat S. in die Jesuitenschule zu Passau ein, woselbst er ausgezeichneten Unterricht genoß, so daß er später ein überzeugtes [451] und eifriges Mitglied des Ordens wurde. Das erste Jahr seines Noviziats verlebte er in Wien, im zweiten ging er, einem alten Herkommen gemäß, für einige Zeit in ein entfernteres Collegium, nach Oedenburg in Ungarn. Hier lernte er den früher in Brasilien als Missionär thätig gewesenen Pater Sluha kennen, der zuerst die Neigung für die Naturwissenschaften in dem lebhaften und begabten Jüngling weckte. In Raab, Tyrnau und Wien setzte er seine Studien fort, die theologischen, philosophischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Disciplinen mit gleichem Eifer treibend. Als jedoch infolge seiner botanischen Excursionen Anfälle von Blutspeien eintraten, die seinen ohnehin schwächlichen Körper zu untergraben drohten, versagte ihm der für seine Gesundheit besorgte Ordensgeneral Laurentius Ricci die gewünschte Stelle eines Missionärs in Indien oder Amerika und versetzte ihn 1769 als Lehrer an die Jesuitenschule nach Linz. Hier blieb S. 4 Jahre, bis die Auflösung des Ordens ihn veranlaßte, nach Wien zurückzukehren, wo er die höheren Weihen der Kirche empfing und im December 1774 Priester wurde. Nachdem er 1776 die theologische Doctorwürde erlangt, kehrte er in das väterliche Haus zurück und beschäftigte sich vorzugsweise mit naturhistorischen Arbeiten, von denen er einen Theil unter dem Titel: „Beiträge zur Naturgeschichte“ 1776 erscheinen ließ. Noch in demselben Jahre erhielt S. die Professur für Mathematik und Physik am Lyceum zu Amberg, dann jene der Rhetorik zu Burghausen. Hier wurde ihm auch die Gelegenheit zu landwirthschaftlichen Studien geboten, für welche er Zeitlebens eine gewisse Vorliebe behielt und die er auch in seinen amtlichen Wirkungskreis aufnahm, als er 1784 nach der Universität Ingolstadt als Professor der Landwirthschaft versetzt wurde, als welcher er zugleich Berg- und Forstwissenschaft, Botanik und Zoologie zu lehren hatte. Von Ingolstadt siedelte er mit der Universität nach Landshut über, bis das Jahr 1809 seine akademische Lehrthätigkeit beendete, insofern er am 12. October dieses Jahres Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu München wurde mit der besonderen Bestimmung, den neu angelegten botanischen Garten zu leiten. Vor dem Eintritt in diese Stellung unternahm S. noch eine Reise nach der Lombardei und Venedig, welche, außer der erwähnten Reise nach Ungarn, die einzige war, die er außerhalb Baierns gemacht. Seine Stellung als Akademiker füllte seine übrige Lebenszeit aus und gewährte ihm noch eine lange Muße litterarischen Schaffens, da es ihm gegönnt war, bis an die äußerste Grenze menschlichen Lebens noch thätig wirken zu können. Im 89. Lebensjahre beschloß ein sanfter Tod sein in ruhigem Gleichmaß dahingeflossenes Leben. Von umfassender Gelehrsamkeit, scharfem Urtheile und unbestechlicher Wahrheitsliebe, erfreute sich S. eines hohen Ansehens unter seinen Zeitgenossen und erwarb sich ruhmvolle Anerkennung seitens seines Fürstenhauses, der Regierung und der gelehrten Welt. Allerdings gab diese Anerkennung dem von dem Bewußtsein seiner Verdienste voll durchdrungenen Manne eine gewisse kühle Gemessenheit und Förmlichkeit im Verkehr mit gleich oder niedriger gestellten Personen. Wiederholt zum Rector gewählt während seiner Amtsthätigkeit in Ingolstadt und Landshut, fand er mehrfach Veranlassung gelegentlich der Anwesenheit der französischen und österreichischen Heere, die Energie seines Charakters zum Vortheile der Universität zu bethätigen. Die schriftstellerischen Leistungen Schrank’s auf den verschiedensten wissenschaftlichen Gebieten waren geradezu erstaunlich. Mehr als 40 selbständige Werke und über 200 Abhandlungen und kleinere Aufsätze entstammen seiner Feder. In der Botanik wird sein Name als tüchtiger Florist stets mit Ehren genannt werden. Dem Einfluß der von Linné ausgegangenen systematischen Richtung, die zur Veröffentlichung einer ungemessenen Zahl von Specialfaunen und -Floren führte, konnte sich auch S. nicht entziehen; doch zeigen seine descriptiven Arbeiten eine große Selbständigkeit [452] des Urtheils neben klarer Darstellung und consequenter Anordnung der Einzelheiten. In dieser Beziehung sind zu rühmen seine 1789 in 2 Bänden erschienene „Bairische Flora“, ferner seine „Primitiae Florae Salisburgensis“ vom Jahre 1792; vor allem aber seine „Flora Monacensis“, zu welcher Joh. Nepomuk Mayrhofer die 400 colorirten Tafeln lieferte und die in 4 Bänden in Großfolio von 1811–1818 herauskam. Nicht minder werthvoll waren die Resultate seiner wissenschaftlichen Reisen, die er zum Theil auf Veranlassung und Kosten der Münchener Akad. d. Wissensch. unternahm. Dahin gehören seine gemeinsam mit Karl Ehrenbert v. Moll verfaßten „Naturhistorischen Briefe über Oesterreich, Salzburg, Passau und Berchtesgaden“, deren 2 Bände 1785 erschienen; ferner die „Akademische Reise nach den südlichen Gebirgen von Baiern im J. 1788“, veröffentlicht 1793. S. nahm sich hierbei Linné’s naturhistorische Reisen in die schwedischen Provinzen zum Vorbild und lieferte Seitenstücke zu diesen, gleich reich an mannichfachen werthvollen Beobachtungen, wie an praktisch wichtigen Bemerkungen. Besonders verdankt ihm die Landwirthschaft Baierns vielfache Bereicherung. Von geringerem Erfolge waren Schrank’s physiologische Arbeiten. In ihnen konnte er sich über den teleologischen Standpunkt seiner Zeit nicht erheben und „Alles ist sich gegenseitig Zweck und Mittel“ war sein Grundsatz. In die Reihe derselben gehören: „Von den Nebengefäßen der Pflanzen und ihrem Nutzen“, 1794, worin er den Pflanzenhaaren die Rolle einsaugender Organe zuschrieb und einige Abhandlungen in den Münchener Denkschriften der Jahre 1809 und 1810, welche die Bewegung der Aufgußthierchen, die Priestley’sche grüne Materie u. s. w. besprechen. Als Director des Münchener botanischen Gartens war S. außerordentlich thätig und verwerthete seine über ganz Europa, Ost- und Westindien ausgebreitete Correspondenz im Interesse dieses Institutes, das sich unter seiner Leitung zu einem der reichsten dieser Art in Deutschland entwickelte. Eine litterarische Frucht dieser Thätigkeit war das in 2 Foliobänden mit 100 colorirten Tafeln erschienene Werk: „Plantae rariores horti academici Monacensis descriptae et iconibus illustratae“ 1819. Seine zahlreichen Einzelaufsätze über naturwissenschaftliche Fragen finden sich zerstreut in den Münchener Denkschriften, der Zeitschrift der Regensburger botanischen Gesellschaft, in der Flora, den Berichten der Wetterau-Gesellschaft und in Hoppe’s botanischem Taschenbuch, woselbst die Jahrgänge aus den ersten 20 Jahren unseres Jahrhunderts fast in jedem Bande Schrank’s Namen aufweisen (vgl. Catalogue of scient. pap. Vol. V, 1871). Die letzten Lebensjahre des Greises waren wiederum seiner eigentlichen Berufswissenschaft gewidmet, der Theologie, und die 3 Schriften: „Das Hexaëmeron, oder die Erklärung der 6 Schöpfungstage“, „Abhandlung über die Geschichte des Christenthums in China“ und endlich ein voluminöser „Commentarius literalis in genesin“, waren die letzten, die seiner Feder entflossen.

v. Martius, Akad. Denkreden 1866. – Pritzel, thes. lit. bot.