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Artikel „Schrader, Johann Hermann“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 431–432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schrader,_Johann_Hermann&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 23:25 Uhr UTC)
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Schrader: Johann Herrmann S. war geboren am 9. Januar 1684 in der Stadt Hamburg. Sein Vater war seines Handwerks ein Schlosser, starb aber, als der Sohn erst anderthalb Jahre alt war. Dieser genoß seine Vorbildung auf dem Gymnasium und Johanneum seiner Vaterstadt und studirte dann Theologie auf der Universität Rostock. Er wohnte dort in dem Hause des Superintendenten Dr. Grünberg. Nach vollendeten Studien war er 1709 Hauslehrer bei dem Geheimrath Joh. Georg v. Holstein in Kopenhagen, später bei dem Dr. Lütkens daselbst, bis er 1713 Hofmeister der Kronprinzessin Charlotte Amalia, Tochter König Friedrich IV. ward. In dieser Stellung am dänischen Königshofe verblieb er bis 1722, da er unmittelbar zum Hauptpastor in Oldesloe in Holstein ernannt ward. Hier nun begann er seine pastorale Wirksamkeit. 1728 ward er Propst und Hauptpastor in der Stadt Tondern. Sein früherer Principal der Geheimrath v. Holstein war hier inzwischen Amtmann geworden und ward nun also sein Mitvisitator. Amtmann und Propst bildeten damals das Kirchenvisitatorium für den Propsteidistrict. S. hat hier eine große amtliche Thätigkeit entwickelt. Er veranlaßte es, daß für die Stadt ein dritter Prediger angestellt ward, daß durch freiwillige Beiträge in der eingepfarrten Landgemeinde eine Capelle, das Bethaus in Emmerschede, hergerichtet wurde, daß das bedeutende Struck’sche Legat, das verborgen gehalten war, in Kraft trat und dann ein Waisenhaus in der Stadt erbaut ward. Er huldigte dem damals weit herrschenden Pietismus und hat in dieser Richtung gewirkt. In der Schrift Erich Pontoppidan’s Menoza, neue Auflage, Berlin 1859, S. 647 heißt es: ich vernahm, daß in Tondern eine große Zahl solcher Leute, denen es mit ihrem Christenthum wahrer Ernst sei, sich fänden, daß sie daselbst einen besonders heiligen Propst hätten, von dessen Eifer man allenthalben viel zu sagen wußte. – Ich hörte diesen predigen und zwar so gründlich und nachdrücklich, daß ich nicht gar viele seines Gleichen gehört habe.“ Es wird dann ein Conventikel beschrieben, den der Propst in seinem Hause höchst erbaulich abgehalten habe. S. war auch ein sehr actives Mitglied der damals in Rendsburg abgehaltenen Synoden. Im Auftrage dieser Synode hat er die vortreffliche „Ansprache an die Lehrer der Herzogthümer Schleswig und Holstein“ (Altona 1737) verfaßt, die wieder mit Einleitung neu herausgegeben ist von Propst Callisen (Schleswig 1837) und von Pastor F. Petersen 1855 und immer noch Beachtung verdient. Ueber Schrader’s synodale Wirksamkeit ist zu vergleichen Burchardi, Ueber Synoden. Oldenburg 1837. – Er ist auch sonst mehrfach litterarisch thätig gewesen. Von ihm ist erschienen „Die Nichtigkeit der Lehre vom Verdienst der guten Werke“, Kopenh. 1721; „Kurze, deutliche und erbauliche Nachricht vom Inhalt der Heil. Schrift“, 1725; „Von der Herrlichkeit Gottes und der Ordnung des Heils“, 1735 und 1736; „Von hohen geistlichen Anfechtungen“, 1736; „Die Beschaffenheit eines wahren Christen im Leben und Sterben“, 1736; „Evang. Herzenswecker“, 1736; ferner: „Die Gnade und Wahrheit, die durch Jesum Christum worden ist. Predigten an Sonn- und Festtagen vorgetragen“, 1736, 2 starke Bände in 4°.

[432] Er verfaßte auch ein eigenes Tondernsches Gesangbuch, Tondern 1731, cum censura et approbatione superiorum. Dasselbe enthält 1160 Gesänge, ist hier und anderweitig in Gebrauch gewesen und bildet die wesentliche Grundlage zu dem bald darnach erschienenen Allgemeinen Gesangbuch für Schleswig-Holstein, indem S. von der Rendsburger Synode 1737 beauftragt war, dazu den Entwurf abzufassen. S. war auch selbst geistlicher Liederdichter. In seinem Tondernschen Gesangbuch finden sich 23 von ihm selbst verfaßte Gesänge, in dem allgemeinen sind 18 derselben beibehalten und mehrere derselben finden sich noch fast in allen neueren Gesangbüchern, z. B. Der Glaub ist eine Zuversicht etc. – Gott, der du bist das höchste Gut etc. – Erhebe dich, mein Herze etc. – Mein Gott, wie soll ich deine Treu etc. – Sende, Vater, deinen Geist etc. – Wie unerforschlich sind etc. – u. s. w. 1735 war S. zum wirklichen Consistorialrath und Mitglied des Oberconsistoriums auf Gottorff ernannt. Er starb erst 53 Jahre alt am 21. October 1737.

Worms, Lexikon over danske lärde Mänd, II, 352, Kbh. 1773. – Jöcher, Gelehrtenlex. IV, 341. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes, 3. Aufl., V, 551. – Fischer, Kirchenliederlexikon II, s. v. – S.-H. Kirchen- u. Schulblatt 1882, Nr. 21. – Carstens in Zeitschrift f. S.-H.-L. Geschichte XVII, 322, Kiel 1887.