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Artikel „Schongauer, Ludwig“ von Hubert Janitschek in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 734–735, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schongauer,_Ludwig&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:24 Uhr UTC)
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Schongauer *): Ludwig S., ein älterer Bruder des Martin S. (s. u.) Er war in Ulm, Augsburg und Colmar thätig. In Ulm erhielt er das Bürgerrecht 1479, in Augsburg 1486; Lehrlinge stellte er in Augsburg der Zunft in den Jahren 1486, 1488, 1490 vor. Nach dem Tode Martin’s übersiedelte er nach Colmar, um dort die Werkstatt zu leiten; am Sonntag nach Fastnacht 1493 erhielt er das Bürgerrecht. Gegen 1497 starb er in Augsburg, wohin er wieder zurückgekehrt war. Bisher ist es noch nicht gelungen Gemälde seiner Hand mit Sicherheit nachzuweisen. Von Stichen werden ihm eine Anzahl von Blättern zugewiesen, welche das Monogramm L & S tragen. Sie stehen sowohl künstlerisch wie technisch weit hinter den Stichen des Martin S. zurück. „Die meisten Blätter zeigen eine freie, zeichnerische Behandlung; wo wir Kreuzschraffirungen treffen, bestehen dieselben nicht wie bei Martin S. aus zwei Gruppen sich kreuzender Striche, sondern oft aus mehreren; eine Art von Technik, welche an den Meister E. S. vom Jahre 1466 erinnert, doch arten bei Ludwig S. die eng in einander geschobenen Schraffen mit ihren vielfachen Durchkreuzungen oft in einfache schwarze Flecken aus“ (D. Burckhardt). Die Perspective ist in der Regel bei ihm sehr mangelhaft, die Zeichnung öfters nachlässig. Der hervorragendste der monogrammirten Stiche Schongauer’s ist die Kreuzabnahme (Unicum der Albertina in Wien), die zugleich am besten Ludwig’s Verhältniß zu Martin zeigt. Die Verwandtschaft in Typen und Formen ist offenbar, aber der Ausdruck schwer, die Technik unbeholfener, der Ton viel flauer als dort. Das große Blatt der Jakobsschlacht (B. 53), das das Monogramm Martin’s trägt, ist sicher nur Werkstattarbeit und immerhin könnte Ludwig daran Antheil haben. Die übrigen monogrammirten Stiche Ludwig’s behandeln zumeist [735] Vorwürfe aus dem Thierleben; diese Stiche sowohl wie mehrere Handzeichnungen im Basler Museum, die gleichfalls auf Ludwig zurückgeführt werden, lassen ihn unter seinen Zeitgenossen immerhin als einen ganz tüchtigen Thierschilderer der Beachtung werth erscheinen.

Vgl. D. Burckhardt, Die Schule Martin Schongauers am Oberrhein, S. 74 ff. Basel 1888. – Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 255 ff. – Passavant, Peintre-Graveur II, 116. – Nagler, IV, 501.

[734] *) Zu Bd. XXXII, S. 303.