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Artikel „Scholtz, Julius“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 152–153, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scholtz,_Julius&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 01:42 Uhr UTC)
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Scholtz: Julius Sch., Historienmaler, wurde am 12. Februar 1825 in Breslau geboren. Auf den Rath König’s, des damaligen Conservators der Breslauer Gemäldegalerie, widmete er sich der Malerei und bezog im J. 1844 die Dresdener Akademie, wo er Schüler Julius Hübner’s wurde. Das erste Bild: „Der Wirthin Töchterlein“, mit dem er den Beifall der Zeitgenossen fand, war eine Illustration zu Uhland’s Lied: „Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein“. Es war auf der Dresdener akademischen Ausstellung von 1858 zu sehen. Noch mehr Glück hatte Sch. mit seinem im J. 1862 vollendeten „Letzten Gastmahle der Generale Wallensteins“, für das er den vom Verein für historische Kunst ausgeschriebenen Preis erhielt. Das Gemälde, das heute die Kunsthalle in Karlsruhe schmückt und im J. 1873 von Julius Kracker als Vereinsblatt des sächsischen Kunstvereins gestochen wurde, gehört ohne Zweifel zu den besten Leistungen der deutschen Historienmalerei. Das nächste größere Bild, das Sch. im J. 1869 schuf, stellt den Moment dar, in dem König Johann mit dem sächsischen Generalstab im J. 1866 die sächsische Grenze überschreitet. Es ging in den Besitz des Königs von Sachsen über und hängt heute im königlichen Schlosse zu Dresden. Im gleichen Jahre entstand die „Musterung der Freiwilligen von 1813 vor König Friedrich Wilhelm III. zu Breslau“, vielleicht das bedeutendste historische Oelbild des Künstlers, das seine Stelle im Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau gefunden hat. Eine freiere und größere Wiederholung davon, die durch eine wohlgelungene Nachbildung im Kunsthandel verbreitet worden ist, lieferte Sch. im J. 1872 für die Berliner Nationalgalerie. Dauernden Ruhm sichern Sch. aber wohl ganz besonders seine neun in Wachsfarben ausgeführten Wandgemälde in der Albrechtsburg zu Meißen. Sie geben Scenen aus dem Leben Albrecht’s des Beherzten wieder und zeichnen sich vor den übrigen Historienbildern, mit denen andere Dresdener Maler die Säle und Gemächer der restaurirten Albrechtsburg geschmückt haben, durch geschickte Benutzung des Raumes, durch eine ungemein flotte, ganz persönliche Technik und ein seltenes Verständnis für malerische Wirkungen aus, wobei allerdings eine strengere historische Auffassung durch die Hinneigung zu einer mehr genrehaften Behandlung der geschichtlichen Vorgänge nicht ganz zu ihrem Rechte gelangt. Infolge dieser seiner namentlich in Malerkreisen Aufsehen erregenden Leistungen erhielt Sch. verschiedene Aufträge, sich an auswärtigen Concurrenzen für Wandgemälde zu betheiligen. Doch hatte er mit seinen Entwürfen kein Glück, während er als Porträtmaler so gesucht und mit Aufträgen überhäuft war, das er eine Zeit lang auf jede andere Thätigkeit verzichten mußte. Auch sah er sich durch sein Lehramt an der Dresdener Akademie, an der er seit dem Jahre 1874 das Amt eines Professors bekleidete, in seiner freien schöpferischen Thätigkeit behindert. Dresden war ihm so lieb, daß er mehrere ehrenvolle Berufungen an andere Kunstschulen ablehnte. In der Handhabung der Oeltechnik, [153] des Aquarells und des Pastellstiftes gleichmäßig bewandert, verfolgte Sch. die neueren Bewegungen auf dem Gebiete der Malerei mit regem Interesse und war bis zum Schlusse seines Lebens bemüht, seine Palette aufzuhellen. Sein plötzlicher Tod am 2. Juni 1893 war daher ein schwerer Verlust für das Dresdener Kunstleben, da er zu den wenigen Künstlern der sächsischen Hauptstadt gehörte, die in der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts mitzählen. Noch in seinem Todesjahre veranstaltete die Nationalgalerie in Berlin eine Sonderausstellung seiner Werke, die sich durch ungewöhnliche Vollständigkeit auszeichnete.

Max Jordan, Katalog der Kgl. National-Galerie zu Berlin. 5. Aufl. I, 118 und 119; III, 188. Berlin 1880. – Adolf Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst. Leipzig 1889. III, 316 und 317. – Kunstchronik. N. F., 4. Jahrg. Leipzig 1889, Sp. 454 und 455; 5. Jahrg. Leipzig 1894, Sp. 105 und 287. – Kgl. National-Galerie. Ausstellung des Künstler-Nachlasses von Otto Brandt, Paul Schobert und Julius Scholtz. Berlin 1893, S. 17–22. – Friedr. v. Bötticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Dresden 1898. II, 627–629. – Schlesisches Museum der bildenden Künste. Illustrirter Katalog. Breslau (1898), S. 251, 252. – K. Woermann, Katalog der Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden. Große Ausgabe. 6. Aufl. Dresden 1905, S. 715, 716. – Sächs. Kunstverein zu Dresden. Gedächtniß-Ausstellung zu Ehren Ihrer Majestäten der Könige Albert und Georg von Sachsen. Dresden 1905, S. 5, Nr. 18. – Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875. 2. Aufl. München 1906, S. 212. – M. Jordan u. A. Klee, Die Verbindung für historische Kunst 1854–1904. Denkschrift o. O. u. J., S. 25, Nr. 12 und Abb. 2.