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Artikel „Schmitz, Leonhard“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 728–729, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmitz,_Leonhard&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:44 Uhr UTC)
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Schmitz *): Leonhard S., Philologe, Historiker und Schulmann des 19. Jahrhunderts. Er war am 6. März 1807 in Eupen in der Rheinprovinz geboren, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung auf dem (damals einzigen, (jetzt Kaiser-Karls-)Gymnasium in Aachen und studirte dann von 1828 an in Bonn Philologie und Geschichte. Vornehmlich durch Niebuhr, Welcker und Brandis angeregt, verfolgte er anfangs den Plan einer akademischen Laufbahn, gab diesen Gedanken aber auf, als er sich infolge seiner Verheirathung mit einer Engländerin 1837 zur Uebersiedelung nach England entschloß (nach Eckstein schon 1836). Er fand hier freundliche Aufnahme, namentlich bei denjenigen Gelehrten der Universität Cambridge, welche der einseitig kritischen Richtung R. Porson’s die historische Auffassung des Alterthums, welche Niebuhr vertrat, entgegensetzen wollten. S. trat in diese Bestrebungen mit voller Kraft ein; seine erste Bethätigung in dieser Richtung war die Vollendung der von Hare und Thirlwall begonnenen englischen Uebersetzung der römischen Geschichte Niebuhr’s, welche er mit W. Smith zusammen ausführte. Kurz darauf folgten seine Erklärungen zu Niebuhr’s Vorlesungen über alte Geschichte, bald auch die von Cornwall Lewis und anderen Freunden unterstützte Gründung von „The Classical Museum“ und die Uebersetzung von Zumpt’s lateinischer Grammatik. Diese letztere Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, die lateinischen Studien in England – im Gegensatze zu der einseitigen Richtung der Porson’schen Schule auf das Griechische – wieder zu beleben. Die für einen Ausländer ganz ungewöhnliche Beherrschung des Englischen, welche S. in seinen Schriften bewies, war nicht zum wenigsten der Anlaß, daß man ihn im J. 1846 als Rector an die Spitze der High School of Edinburgh berief. Dieses Amt hat er 20 Jahre hindurch mit Auszeichnung geführt; eine namhafte Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, meist für Schulzwecke bestimmt, fällt in diese Zeit: eine griechische Geschichte nach Thirlwall, eine römische Geschichte, Handbücher der alten Geschichte und Geographie, sowie der Geschichte des Mittelalters, Classiker-Ausgaben [729] (für Chambers), Mitarbeit an W. Smith’s Wörterbuch der griechischen und römischen Alterthümer u. a. m. – 1859 war er Geschichtslehrer des Prinzen von Wales, ebenso einige Jahre später des Herzogs von Edinburg. 1866 wurde er Principal of the London International College zu Spring Grove bei London (Isleworth), gab dieses Amt aber 1874 auf und war von diesem Jahre an als „Classical Examiner“ der Londoner Universität bis 1889 thätig. Er starb in London am 28. Mai 1890, allgemein hochgeschätzt als einer der verdienstvollsten Vermittler englischer und deutscher Gelehrsamkeit.

Nachruf in The Athenaeum, 7. Juni 1890, S. 739.

[728] *) Zu Bd. XXXII, S. 51.