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Artikel „Schmidt, Karl von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 1–3, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Karl_von&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 01:00 Uhr UTC)
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Schmidt: Karl v. S., preußischer Generalmajor, der Sohn eines Artillerieofficiers, am 12. Januar 1817 zu Schwedt an der Oder geboren und im Cadettencorps erzogen, trat am 14. August 1834 als Secondlieutenant beim 4. Ulanenregiment in den Dienst. Er gehörte diesem Regimente neununzwanzig Jahre lang in allen Rängen bis zu dem des etatsmäßigen Stabsofficiers einschließlich an, doch wurde seine Dienstleistung bei demselben durch Verwendung als Divisionsadjutant und als Lehrer an der Divisionsschule in Stettin, sowie durch Commandos zur Lehrescadron nach Berlin, zu Generalstabsreisen und zur Führung eines Landwehr-Cavallerieregimentes unterbrochen. Am 25. August 1863 ward er mit der Führung des westfälischen Kürassierregiments Nr. 4 beauftragt, welches unter seinem Commando den Feldzug von 1864 gegen Dänemark und den Krieg von 1866 gegen die Verbündeten Oesterreichs, den letzteren im Verbande der Division Göben bei der Mainarmee, mitmachte, ohne daß S. bei diesen Gelegenheiten durch besondere Leistungen hervorgetreten wäre. Nach Friedensschluß ward ihm das Commando des zu errichtenden Schleswig-Holsteinischen Husarenregiments Nr. 16 übertragen. Mit diesem zog er, der zur 6. Cavalleriedivision unter dem Herzog Wilhelm von Mecklenburg Schwerin gehörenden 15. Brigade des Generalmajors v. Rauch I. zugetheilt, in den deutsch-französischen Krieg. Seine Bedeutung war damals wenig gewürdigt; vielfach ward er ganz verkannt und für einen „Commissoldaten“ erklärt. Daß er ein Officier sei, der mit allen Theilen des praktischen Reiterdienstes genau bekannt war und in der Ausbildung Vorzügliches leistete, ward freilich allgemein zugestanden. Der Krieg von 1870/71 ließ ihn in einem wesentlich anderen Lichte erscheinen als dasjenige war, in welchem ihn bis dahin die Meisten gesehen hatten. Am Tage von Vionville-Mars la Tour, am 16. August, übernahm er um Mittag an Stelle des verwundeten Commandeurs der ebenfalls zur 6. Cavalleriedivision gehörenden 14. Cavalleriebrigade mitten im Kampfgewühl den Befehl der letzteren und führte dieselbe bei einem mit hereinbrechender Nacht unternommenen Reiterangriffe, welcher anfangs Erfolg hatte, dann aber scheiterte. Er selbst wurde bei dieser Gelegenheit nicht unbedeutend verwundet, eilte aber bald seiner im Vormarsche gegen Paris begriffenen Brigade nach, zu deren Commandeur er, unter Beförderung zum Generalmajor, am 6. November ernannt ward, und befehligte vom 4. October bis zum 27. December an Stelle des verwundeten Commandeurs die [2] Division. In diese Zeit fielen die Kämpfe um Orléans und ein weitausgreifender Vorstoß, zu welchem er nach der zweiten Einnahme der Stadt, um Aufklärung über die Verhältnisse des Feindes zu schaffen und die Verbindungen desselben zu unterbrechen, vom 6. bis 15. December in die Sologne entsandt wurde (Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, herausgegeben vom Großen Generalstabe, 1. Band, 3. Heft, Berlin 1883). Während des im Januar 1871 ausgeführten Vormarsches der II. deutschen Armee unter Prinz Friedrich Karl von Preußen gegen Le Mans war S. mit seiner Brigade dem auf dem linken Flügel vorgehenden X. Armeecorps zugetheilt. Die Winterkälte und die Glätte des Bodens machten die Ausführung der der Reiterei obliegenden Aufgaben in hohem Grade schwierig, dem General v. S. gebührt daher besondere Anerkennung, wenn er später mit Recht, auch in Beziehung auf diesen Theil des Feldzuges, von sich sagen durfte: „Ich habe stets meinen Auftrag erfüllt, ich bin immer dorthin gekommen, wohin zu gehen mir befohlen war.“ Als Le Mans genommen war, ward S. noch weiter nach Westen entsandt. Unter Gefechten gelangte er bis vor Laval; seiner Willenskraft und seinem Unternehmungsgeiste war zu danken, daß hier das seltene Beispiel der Verfolgung des geschlagenen Feindes gegeben wurde. Ganz anders, als er in den Krieg gezogen, kehrte er aus demselben zurück. Sein Name war einer der bestklingenden im Heere geworden. Vielfach hatte er sich als Reiterführer und als ein General bewährt, „der auf das Ganze vom Kriege entriret“, und seine hohe Befähigung an den Tag gelegt. Jetzt kam die Zeit, in welcher er berufen ward, sein reiches Wissen, seine langjährigen Erfahrungen und seinen praktischen Sinn als Lehrer und Erzieher seiner Waffe zu verwerthen. Seine Thätigkeit wurde am grünen Tische und auf dem Uebungsfelde in Anspruch genommen. Im Winter 1872/73 nahm er als Mitglied an den Berathungen einer Commission theil, welche neue Exercirvorschriften zu bearbeiten hatte, im folgenden Winter führte er den Vorsitz in einer solchen. Das Ergebniß der letzteren war eine Neuausgabe desjenigen Abschnitts des Reglements, welcher die Verwendung der Waffe in größeren Verbänden behandelt. Reiterübungen, welche von jetzt an häufig stattfanden, gaben Gelegenheit, die aufgestellten Regeln zu prüfen. Die erste solche Uebung leitete S., welcher nach dem Kriege das Commando der aus 4 Regimentern zusammengesetzten 7. Cavalleriebrigade in Magdeburg erhalten hatte, im Sommer 1873 bei Raguhn im Anhaltischen; im folgenden Jahre hatte er einen gleichen Auftrag bei Burg zu erfüllen. Auch für 1875 war ihm, nachdem er kurz vorher mit der Führung der 7. Division beauftragt worden war, ein solcher zugedacht. Er sollte bei Konitz in Westpreußen eine Uebung der Reiterregimenter des I. und II. Armeecorps leiten. Um diese Truppentheile kennen zu lernen, begann er Anfangs August dieselben zu besichtigen, ward aber bald schwer krank. Getreu bis zum Ende seinen von Jugend auf befolgten soldatischen Grundsätzen, glaubte er durch die Macht seines Willens dem leidenden Körper die Kraft zur Erfüllung des ihm gewordenen Auftrages verleihen zu können. Er täuschte sich. Was er unternommen, ging über sein Vermögen. Er brach zusammen und starb zu Danzig am 25. August 1875. S. war ein edeler Kern in einer rauhen Schale, ein gründlicher Kenner seiner Waffe in allen ihren Theilen, pflichttreu und unermüdlich, von rücksichtsloser Strenge im Dienst und von überschäumender Heftigkeit, wenn er nicht ein Streben fand, wie er es verlangte, aber noch strenger in den Anforderungen an sich selbst, dabei wohlwollend, ritterlich, gläubig, kenntnißreich und von scharfem Verstande, im ganzen mehr gefürchtet als beliebt. Im Laufe seines Lebens hatte er mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, zu denen eine wenig günstige äußere Lage beitrug, aber er durfte von sich sagen: „Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf, aber sie haben mich nie übermocht.“ Zu seinem immerwährenden Gedächtniß [3] führt seit dem 27. Januar 1889 das Regiment, welchem er die längste Zeit seines Dienstlebens hindurch angehört hat, den Namen „Ulanenregiment v. Schmidt (1. Pommersches) Nr. 4“. Aus seinem Nachlasse gab sein letzter Adjutant, Rittmeister v. Vollard-Bockelberg, auf Veranlassung des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, „Instructionen des General-Major von Schmidt, betreffend die Erziehung, Ausbildung, Verwendung und Führung der Reiterei von dem einzelnen Manne und Pferde bis zur Cavallerie-Division“ (Berlin, 2. Aufl. 1885) heraus. S. selbst hatte schon früher „Auch ein Wort über die Ausbildung der Cavallerie von S. v. C., Stabsofficier der Cavallerie“ (Berlin 1862) drucken lassen.

Militär-Wochenblatt, Berlin 1875, Nr. 85. – Die vom damaligen Major Kaehler (Kaehler-Pascha) geschriebene Einleitung zu den Instructionen.