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Artikel „Schmölzer, Jakob Eduard“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 130–131, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schm%C3%B6lzer,_Jakob_Eduard&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 07:13 Uhr UTC)
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Schmölzer: Jakob Eduard Sch., Tonkünstler, wurde am 9. März 1812 zu Graz in der Steiermark geboren; er lernte schon als Knabe die Flöte blasen und Clavier spielen, so daß er, erst 13 Jahre alt, in einem Concerte ein Flötensolo vortrug. Er widmete sich anfangs dem Handelsstande, trat jedoch bald in die Kanzlei der gräflich Attems’schen Güterdirection in einer sehr bescheidenen Stellung ein, die ihm jedoch ermöglichte, sich im Flötenspiel so zu vervollkommnen, daß er in Kürze in Graz als der beste Flötist galt. Auch im Generalbaß und in der Harmonielehre sich auszubilden fand er Gelegenheit. So konnte er bald, um 1830, mit eigenen Compositionen hervortreten, einer Concertouverture und der Musik zu Theodor Körner’s Singspiel „Der vierjährige Posten“. Er gab Concerte in Graz und Wien und schrieb Compositionen für die Flöte. Da trieb der Wunsch, sich zu verehelichen, ihn dazu, sich um eine feste Stellung umzusehen; er wurde (1835) Amtsschreiber auf der Herrschaft Minichhofen, dann Steuereinnehmer und Rentmeister der Herrschaft St. Georgen an der Stiefing und Steuereinnehmer in dem Cistercienserstifte Rein, wo er reiche Gelegenheit fand, der edlen Frau Musica zu huldigen. 1838 unternahm er eine Kunstreise durch Deutschland, producirte sich auf seiner Flöte in München, Stuttgart, Mannheim, Frankfurt am Main, Leipzig und Wien und erntete allenthalben großen Beifall.

Im Juni 1844 verließ er Rein und wurde Rentmeister und Steuereinnehmer in Ober-Radkersburg, wo er trotz des angestrengten Amtsdienstes fleißig componirte: 1845 die Walzer: „Almröserln“ und die Oper: „Marianna, die Braut von Mantua“, welche 1849 im Theater zu Graz wiederholt zur Aufführung gelangte.

Inzwischen war es ihm gelungen, eine Stelle bei der ständischen Buchhaltung in Graz zu erlangen, und hier eröffnete sich ihm ein neues Feld der Thätigkeit, er wurde Musikreferent für das Journal „Stiria“, und da damals in Graz der erste Männergesangverein des Landes gegründet worden war, so lernte Sch. dadurch das deutsche Lied in seiner ganzen reichen Fülle kennen, was ihn zu neuer Thätigkeit als Componist anspornte, sowie er, wenn auch nur kurze Zeit, als Sangmeister den Grazer Männergesangverein leitete; denn Februar 1850 wurde er als Controllor des Steueramtes nach Radkersburg versetzt. Dort brachte er bald einen Sängerchor von 24 Mann zusammen; reges Leben entwickelte sich, Concerte, Liedertafeln, gesellige Abende, Ausflüge nach Nah und Fern, selbst kleinere Sängerfeste fanden statt. 1850 gab Sch. die erste Sammlung von Chören, „Minnelieder“, heraus. Seine Versetzung nach Wildon (1852) beschränkte ihn, bei der Kleinheit dieses Ortes, in seiner musikalischen Thätigkeit, doch erlebte er damals und dort die Freude, von der Innsbrucker Liedertafel das Ehrendiplom als Componist zu erhalten. Um diese Zeit hörte er in Graz Richard Wagner’s „Tannhäuser“ und ward sogleich begeisterter Anhänger dieses großen Tondichters.

Angeregt durch Karl Weinhold, der einen Aufruf zur Sammlung von Texten steirischer Volkslieder erließ, und durch Erzherzog Johann, der Sch. aufforderte, auf das Wiederaufleben und auf die Verbreitung des steirischen [131] Volksliedes hinzuwirken, und begünstigt durch den Umstand, daß er 1857 Steuereinnehmer in Kindberg im obersteirischen Mürzthale und 1862 Verwalter auf Schloß Oberkindberg wurde, machte er sich allen Ernstes an die große und schwere Aufgabe, der Retter und Schützer des steirischen Volksliedes zu werden. Mit Arbeit und Mühe sammelte er die heimischen Volksweisen und gab ein Heft, zwölf Steirerlieder enthaltend (Leipzig 1862), heraus, und von da an fanden diese auch immer mehr und mehr Eingang in Sängerkreisen.

In Kindberg gelang ihm 1858 die Gründung des Mürzthaler Sängerbundes zur Pflege des deutschen Liedes im Mürzthale, zur Hebung der Kirchenmusik und zur Weckung und Veredlung des steirischen Volksliedes. Dieser Bund gedieh ungemein rasch und blühte unter Schmölzer’s Leitung trefflich empor. Zahlreiche Productionsn in den Orten des Mürzthales und außerhalb desselben zeigten von seiner Leistungsfähigkeit.

Bei einer Preisbewerbung in Gotha 1859 erlangte Schmölzer’s Chor: „Heil dir, mein Vaterland!“ unter 43 Bewerbern den Preis, und als er 1860 dem dritten großen deutschen Sängerfeste in Coburg beiwohnte, wurde er dort von allen Seiten freudigst begrüßt, jubelnd bekränzt und mit einer Ehrenurkunde vom Coburger Sängerkranz ausgezeichnet.

1862 trat Sch. als Steuereinnehmer in den Ruhestand und wirkte von da ab als Verwalter des gräflich Friedrich Attems’schen Schlosses Oberkindberg. Der Muße, die ihm dadurch gegeben, verdanken zahlreiche Compositionen, namentlich Steirerlieder, ihren Ursprung, welche veröffentlicht, vielen Beifall fanden und von Männerchören gerne gesungen wurden. Im Herbste 1882 verlies Sch. seine Stelle als Verwalter von Oberkindberg und ließ sich im Markte Kindberg nieder; schwere körperliche Leiden suchten ihn heim, denen er am 9. Januar 1886 erlag.

Geehrt wurde er nach seinem Tode dadurch, daß der Steirische Sängerbund eine Gedenktafel an seinem Geburtshause in Graz anbringen und ein sinniges Denkmal in Kindberg errichten ließ.

Heini von Steier, Jacob Eduard Schmölzer. Graz 1891. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich XXX, 334–336. – Rosegger, im „Heimgarten“ V, 276–279.