ADB:Schlippenbach, Carl Friedrich Graf von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schlippenbach, Karl Friedrich Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 521–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlippenbach,_Carl_Friedrich_Graf_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 31 (1890), S. 521–522 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Friedrich von Schlippenbach in der Wikipedia
Karl Friedrich von Schlippenbach in Wikidata
GND-Nummer 117329088
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|521|522|Schlippenbach, Karl Friedrich Graf von|Bernhard von Poten|ADB:Schlippenbach, Carl Friedrich Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117329088}}    

Schlippenbach: Karl Friedrich Graf v. S., preußischer General der Cavallerie, ward am 7. September 1658 zu Stettin geboren. Sein Vater, schwedischer Reichshofrath und Präsident des Tribunals zu Wismar, ertrank, als der Sohn ein Jahr alt war, auf einer Seefahrt von Deutschland nach Schweden. Letzterer[WS 1] kam in seinem 10. Lebensjahre nach Stockholm und wurde mit dem minderjährigen König Karl XI. erzogen; der spätere Minister Graf Piper, damals ein einfacher Candidat, war sein Lehrer. 1674 trat S. als Pikenier bei der königlichen Leibgarde in den Kriegsdienst. Um diese Zeit brach der Krieg mit Brandenburg aus. General Graf Wachtmeister nahm ihn aus diesem Anlaß mit nach Pommern; S. focht als Fähnrich bei Fehrbellin, nahm 1676 an der Vertheidigung von Stettin theil, ward bald nachher Rittmeister und machte als solcher den Krieg in Vorpommern und auf Rügen bis zur Uebergabe von Stralsund mit; 1679 diente er unter König Karl XI. in Schonen. Als dann aber die Krone Schweden, durch die Noth der Staatscasse gedrängt, das ihm von seinem Vater vererbte Amt Wollin einzog, vertauschte er, obgleich schon 1681 zum Oberstlieutenant ernannt, im J. 1686 den schwedischen Dienst mit dem brandenburgischen und machte sich, indem er das noch gegenwärtig im Besitze seiner Familie befindliche Gut Schönermark in der Uckermark kaufte, in seiner neuen Heimath ansässig; Kurfürst Friedrich Wilhelm nahm ihn mit offenen Armen auf, ernannte ihn zum Kammerherrn, am 2. October 1686 zum Obersten von der Infanterie und gleich darauf von der Cavallerie und verlieh ihm die Amtshauptmannschaft Egeln. Kurfürst Friedrich III. bestellte ihn am 20. October 1688 zum Commandeur des Cavallerieregiments Anhalt-Dessau, mit welchem S. nach Westfalen rückte und 1689 den Feldzug am Rhein, 1692 [522] bis 1693 die in den Niederlanden mitmachte, bis er in der Schlacht bei Neerwinden (29. Juli 1693) so schwer verwundet wurde, daß er lange unter den Todten lag und erst langsam, aber nie vollständig, geheilt wurde. Trotzdem ging er noch im J. 1694 auf den Kriegsschauplatz zurück und blieb dort, am 14. März 1696 zum General aufgestiegen, bis der Friede von Ryswyk den Feindseligkeiten ein Ende machte. Er führte nun sein Regiment nach Preußen heim, mußte aber bald wieder ausrücken, weil die Verwicklungen zwischen Schweden und Polen den Kurfürsten, bald darauf König Friedrich I., zur Aufstellung von Truppen an der Landesgrenze veranlaßten. Sehr bald ward er auch verwendet, um Unterhandlungen mit den Schweden zu führen, wozu ihn seine Kenntniß der persönlichen Verhältnisse und der Sprache besonders geeignet erscheinen ließen. Er erledigte die ihm ertheilten Aufträge zur Zufriedenheit seines Königs und gewann die Zuneigung Karl’s XII., welchen er lange Zeit auf seinen Kriegszügen begleitete, in so hohem Grade, daß dieser ihm freiwillig den Besitz und die Nutzung von Wollin wieder einräumte. Nach der Rückkehr von einer Sendung in das zu Alt-Ranstädt befindliche schwedische Hauptquartier erhielt er die Erlaubniß, sich zu seiner Erholung auf seine Güter zurückziehen zu dürfen, wo er 1709 sehr zweckmäßige Anordnungen gegen die Verwüstungen und die Verbreitung der Pest traf. Als aber 1713 der Gang des nordischen Krieges von neuem die preußischen Grenzen bedrohte, ward S. wiederum bei den zum Schutze der letzteren aufgestellten Truppen und zu Unterhandlungen gebraucht. Das Zustandekommen eines zwischen Schweden und Russen geschlossenen Sequestraltractates, welcher für Preußen den Grund zum späteren Erwerbe von Stettin und von Vorpommern bis zur Peene legte, war hauptsächlich S. zu danken. Zum Danke dafür ward er 1714 Gouverneur von Colberg. Bald darauf langte Karl XII. in Stralsund an. König Friedrich Wilhelm I. sandte S. im December 1714 dahin, um zwischen den kriegführenden und zum Kriegführen bereiten Staaten zu vermitteln. Seine Bemühungen scheiterten aber an des Königs Starrsinn; S. reiste unverrichteter Sache ab und Preußen trat in die Reihe der Gegner Schwedens. Während der nachfolgenden Feindseligkeiten blieb S., am 23. Mai 1715 zum General der Cavallerie ernannt, auf seinem Posten zu Colberg. Seine Verwundung, deren Folgen ihn immer wieder heimsuchten, machte ihn zu ferneren Kriegsdiensten unfähig. Er starb am 9. Januar 1723 zu Colberg mit Hinterlassung zahlreicher Nachkommenschaft.

Vanselow, Pommersches Heldenregister, Colberg 1745. – Pauli, Denkmäler berühmter Feldherren, Halle 1768.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Letzerer