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Artikel „Schleiden, Karl Heinrich“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 416–417, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schleiden,_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 11:06 Uhr UTC)
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Schleiden: Karl Heinrich S., theologischer Schriftsteller und Schulmann des 19. Jahrhunderts. Er wurde in Hamburg am 8. October 1809 als der zweite Sohn des 1853 verstorbenen Arztes und Physicus Dr. Andreas Benedictus S. geboren: sein älterer Bruder war der Botaniker Mathias Jacob S. (s. Art.) Nachdem er das Johanneum und das akademische Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, studirte er in Jena, Göttingen und Berlin Theologie und Philosophie; von nachhaltigem Einflusse auf ihn wurden Schleiermacher, Hase und vornehmlich [417] Fries. Nachdem er in Jena zum Dr. phil. promovirt war, kehrte er 1834 nach Hamburg zurück, legte hier am 21. November desselben Jahres die Candidatenprüfung ab und verbrachte die nächsten Jahre nach Art Hamburgischer Candidaten mit Unterrichten und gelegentlichem Predigen. Im J. 1839 wurde er in einen lebhaften theologischen Streit dadurch verwickelt, daß er zwei pseudonym erschienene Schriften von „Philalethes“ „Schreiben eines Laien an einen jungen Theologie Studirenden“ und „Die Schlange im Hause des Herrn“ von seinem rationalistischen Standpunkte aus mit großer Schärfe kritisirte und dadurch lebhafte Angriffe gegen sich selbst hervorrief. Die Einmischung des bekannten Fr. v. Florencourt durch die Flugschrift „Philalethes“ verschärfte die Tonart; S. antwortete: „Zur Erwiderung auf die Beschuldigungen des Herrn Fr. v. Florencourt“ 1839; eine Reihe von polemischen Schriften von den verschiedensten Seiten folgte. Das Erscheinen einer weitern Schrift Schleiden’s „Die protestantische Kirche und die symbolischen Bücher, zunächst in Beziehung auf Hamburg“ 1840 veranlaßte einen Antrag an das geistliche Ministerium auf Ausschließung Schleiden’s von den Hamburgischen Kanzeln. Zwar lehnte das Ministerium diesen Antrag ab, doch wurde S. und seinem Gesinnungsgenossen Grapengiesser die Verpflichtung auferlegt, nur „der Bibel und dem Hamburgischen Katechismus gemäß“ zu lehren. S. hat seitdem die Kanzel nicht mehr betreten, wenn er sich auch bis 1851 als Candidat des Ministeriums in den Listen führen ließ; er wandte sich vielmehr ganz dem Schulfache zu und gründete Ostern 1842 eine Privatschule für Knaben höherer Stände, welche bald zu Blüthe und Ansehen gedieh. Von lebhaftem Interesse für die verschiedensten Gebiete des geistigen Lebens seiner Vaterstadt erfüllt, ist er litterarisch und politisch thätig gewesen, ohne jedoch bei seiner „leicht bestimmbaren“ Natur einen maßgebenden Einfluß nach irgend einer Seite zu gewinnen. Von seinen Schriften ist die werthvollste der 1843 erschienene „Versuch einer Geschichte des großen Brandes in Hamburg“. Im J. 1872 gab er die Leitung seiner Schule auf; er betheiligte sich fortdauernd lebhaft namentlich an den Bestrebungen des Protestanten-Vereins („Liederbuch für die Glieder des unsichtbaren Gottesreiches“ 1873) und war, nachdem er zur reformirten Kirche übergetreten war, in den letzten Jahren seines Lebens u. a. im Vorstande der reformirten Realschule eifrig thätig. Er starb in Hamburg am 4. Januar 1890.

Nekrologe in den Hamb. Tagesblättern, bes. Hamb. Nachrichten Nr. 6 und Hamb. Correspondent Nr. 14 von 1890. – Spörri und Cropp, Zur Erinnerung an H. Schleiden. 1890. – Hamb. Schriftstellerlexikon VI, 551 bis 553. – Ueber den Streit der Jahre 1839 und 1840 belehrt am besten der vom Rauhen Hause damals herausgegebene „Bergedorfer Bote“ dieser Jahre.