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Artikel „Schildt, Melchior“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 203–204, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schildt,_Melchior&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:14 Uhr UTC)
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Schildt: Melchior S., vielleicht der Sohn des in Hannover angestellten Anton S., der um 1596 bei einer Prüfung des Orgelwerkes in Gröningen erwähnt wird. Die Nachrichten über beide Schildt’s sind sehr spärlich. Von Melchior weiß man, daß er ein Schüler des Amsterdamer Orgelmeisters Sweelinck war, Anstellung an der Jacobs- und Georgenkirche in Hannover fand und im J. 1668 daselbst gestorben sein soll. Sein Ruf als Orgelspieler war so bedeutend, daß man sich die wunderbarsten Dinge von der Wirkung seines Vortrages erzählte. Fürsten und Städte beeiferten sich ihn mit Ehren und Belohnungen zu überhäufen, so daß er, wie Walther in seinem Lexikon berichtet, 12000 Rthlr. hinterlassen habe und dabei noch einige Stipendien gestiftet. Von seinen Compositionen scheint nichts im Druck erschienen zu sein, da in den damaligen schlechten Zeiten der Unternehmungsgeist ganz darnieder lag; wer daher, wie J. H. Schein, seine Werke nicht auf eigene Kosten herausgab und vertrieb, der verzichtete auf eine weitere Bekanntmachung seiner Arbeiten und hatte allein seine Freude am Schaffen. Wir besitzen daher von S. nur einige wenige Orgelcompositionen und eine Motette oder Cantate auf den Text: „Ach mein hertzliebstes Jesulein“, zu 4 Stimmen mit Bassus continuus, gez. mit 1657, die [204] sich auf der Universitäts-Bibliothek in Upsala befindet. Orgelstücke dagegen befinden sich zwei in einem Manuscript der Stadtbibliothek in Lüneburg, 2 andere, Choralbearbeitungen über: „Christ, der du bist der helle Tag“, und „O Vater, allmächtiger Gott“, in der Gerber’schen Sammlung, jetzt Bibliothek der Musikfreunde in Wien. Zwei Orgel- oder Clavier-Compositionen, die sich in einem Manuscript in Kopenhagen befinden und im 20. Bde. der Monatsh. f. Musikgesch. abgedruckt sind, bieten uns bis jetzt die einzige Gelegenheit, über S. ein Urtheil zu erlangen. Der erste Satz besteht aus Variationen über das deutsche Lied: „Gleich wie das Feuer“. Hiermit macht er sich gleich kenntlich als ein Schüler Sweelinck’s, denn vor ihm war diese Form nicht bekannt und seine Schüler, soweit wir ihre Werke kennen, haben stets diese Form mit Vorliebe benutzt. Auch der zweite Satz, eine Paduana Lagrime hat Variationenform, wenn sie auch äußerlich wenig kenntlich ist. Beide Sätze zeigen uns S. als einen bedeutenden Componisten, der die kleine Form mit Geschick behandelt und mit hübschen Einfällen auszuschmücken versteht. Seine Harmonie ist meist gefällig und die eingestreuten Verzierungen und Passagen gewinnen durch die Nachahmung in anderen Stimmen an Bedeutung. Seine musikalische Ausdrucksweise ist größtentheils so gewandt, daß man oft ganz vergißt eine Composition des 17. Jahrhunderts vor sich zu haben. Leider fehlt uns bis jetzt noch die Kenntniß der Choralbearbeitungen und der erwähnten Motette, um den ganzen Mann kennen zu lernen, aber das Wenige, was uns geboten wird, ist so anziehend, daß man ihn unter die bedeutendsten Meister seiner Zeit rechnen kann.