ADB:Schellen, Thomas Joseph Heinrich

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schellen, Thomas Joseph Heinrich“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 761–762, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schellen,_Thomas_Joseph_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schelle, Johann
Band 30 (1890), S. 761–762 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Schellen in der Wikipedia
Heinrich Schellen in Wikidata
GND-Nummer 11762067X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|761|762|Schellen, Thomas Joseph Heinrich|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Schellen, Thomas Joseph Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11762067X}}    

Schellen: Thomas Joseph Heinrich S., geb. am 30. März 1818 zu Kevelaer, Regierungsbezirk Düsseldorf, † am 3. September 1884 zu Köln, legte nach Beendigung seiner Studien zuerst sein Probejahr als Lehrer am Friedrich-Wilhelmsgymnasium in Köln 1841 ab; zugleich war er an der dortigen Provinzialgewerbeschule thätig. Bereits 1842 wurde er als Oberlehrer an der Realschule in Düsseldorf angestellt, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1851 blieb. Als in diesem Jahre eine Realschule und damit verbundene Provinzialgewerbeschule in Münster begründet ward, berief man S., dessen ungewöhnliche Begabung für das Realschulwesen erkannt war, als Director der neuen Anstalt, die sich unter seiner thatkräftigen Leitung zu hoher Blüthe erhob. Hier wirkte er sieben Jahre lang und folgte dann im J. 1858 einem Rufe nach Köln, wo die Stelle des Directors an der höheren Bürgerschule, dem gegenwärtigen Realgymnasium, zu besetzen war. S. hat bis zu seiner im J. 1881 erfolgten Versetzung in den Ruhestand die Anstalt in mustergültiger Weise verwaltet. Neben dem anstrengenden Berufe als Lehrer und Director hat S. eine außerordentliche, litterarische Thätigkeit entfaltet und war hierdurch seine kräftige Gesundheit gebrochen worden. Wiederholte Schlaganfälle mahnten dringend die liebgewordene Beschäftigung erst einzuschränken und bald ganz aufzugeben, ein Entschluß, der einem so regen Geist überaus schwer ward. –

Wie angestrengt S. sein ganzes Leben hindurch gearbeitet und was er hierdurch für die Schule und Förderung der Wissenschaft geleistet hat, zeigt die große Zahl der wissenschaftlichen Werke, die er verfaßte und von denen fast alle mehrere, viele sogar zahlreiche Auflagen erlebt haben. Neben den in Schulprogrammen und wissenschaftlichen Zeitschriften enthaltenen Abhandlungen mathematischen und physikalischen Inhalts sind zunächst einige dem praktischen Gebrauche an den Realschulen gewidmete Werke für den Rechenunterricht zu nennen, welche die pädagogische Begabung Schellen’s erkennen lassen („Methodisch geordnete Materialien für den Rechenunterricht, ein Handbuch für Lehrer,“ 9 Auflagen; „Elementare Mechanik,“ 2 Bände, 4 Auflagen u. A.). Mehr aber wie durch diese Schriften hat sich S. in weiten Kreisen durch seine hervorragende Befähigung bekannt gemacht, die bedeutsamen Fortschritte der Naturwissenschaft und Technik in gemeinfaßlicher und doch wissenschaftlicher Weise darzustellen. Von solchen Werken sind hervorzuheben: „Der elektromagnetische Telegraph“ (6. Aufl.); „Das transatlantische Kabel, seine Fabrikation, Legung und Sprechweise“; „Die Spektralanalyse in ihrer Anwendung auf die Stoffe der Erde und die Natur der Himmelskörper“ (3. Aufl.); „Die Sonne“ (eine durchaus selbständige Bearbeitung des berühmten Werkes von Secchi); „Das Spektroskop“ (Bearbeitung der Schrift von Lockyer); „Die magnetischen und dynamoelektrischen Maschinen, ihre Entwicklung, Construktion und praktische Anwendung“ (3. Aufl.).

Enthalten diese Schriften auch keine eigenen Untersuchungen Schellen’s, so ist ihre Bedeutung für die Förderung der Wissenschaft doch nicht zu unterschätzen. Bei den meisten dieser Werke handelte es sich um Gebiete, die erst eben erschlossen waren, auf denen jeder Tag Fortschritte und neue Entdeckungen zu verzeichnen hatte und die in jeder neuen Auflage dem jeweiligen neuesten Stande der Forschung, Wissenschaft und Praxis entsprechend dargestellt und bearbeitet wurden, denn [762] jede Auflage steht auf der Höhe ihrer Zeit und stellt nicht selten wegen der nöthigen Umarbeitungen fast ein neues Werk für sich dar. Durch die klare, faßliche Sprache hat S. ungemein viel dazu beigetragen, die merkwürdigen Entdeckungen und Erfindungen weitesten Kreisen verständlich zu machen.

Poggendorff, Biograph.-litterar. Handw. II 786, woselbst Litteratur bis 1860.