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Artikel „Schaub, Franz von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 617–618, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schaub,_Franz_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:11 Uhr UTC)
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Schaub: Franz v. S., Astronom, geboren am 23. April 1817 zu Groß-Schweinbart in Niederösterreich, † am 28. April 1871 zu Triest. In der heimathlichen Dorfschule nothdürftig vorgebildet, wurde S. mit elf Jahren nach Wien gesandt, um im Gymnasium der Josephstadt sich den Studien zu widmen, allein der Anfang wurde ihm schwer, und nur der privaten Nachhülfe des Pfarrers seines Geburtsortes war es zu danken, daß das Talent des Knaben sich allen Schwierigkeiten zum trotz dennoch Bahn brach. Eben derselbe Geistliche griff auch später noch ein, als der Vater Schaub’s dessen gelehrten Bildungsgang beendigt und ihn dem väterlichen Gewerbe zugeführt sehen wollte. Im J. 1833 wurde das damals sechsclassige Gymnasium absolvirt und die Universität bezogen; S. machte daselbst erst die vorgeschriebenen propaedeutischen Jahrescurse durch und theilte alsdann seine Zeit zwischen medicinischen und mathematischen Studien. Letztere gewannen bald die Oberhand, und S. wurde schon 1840 Assistent und 1843 Adjunct an der Sternwarte, als welcher er auch die Vorlesungen über Astronomie zu „suppliren“ gehalten war. Gleichzeitig ertheilte er einigen jungen Edelleuten Unterricht in den exacten Wissenschaften. Die „Annalen“ des Wiener Observatoriums, die bisher nur in längeren Pausen erschienen waren, wurden von S. dergestalt gefördert, daß sein Name neben dem des Directors, des eigentlichen Herausgebers, auf dem Titelblatte genannt wurde. Nachdem er sich auch noch durch Beobachtung einiger Sonnenfinsternisse bekannt gemacht und die k. k. Akademie für Handel und Nautik in Triest einer gründlichen Inspection unterzogen hatte, wurde er 1850 Professor der nautischen Astronomie an dieser Anstalt sowie an dem in die gleiche Stadt verlegten Kriegsmarine-Collegium. Im nämlichen Jahre holte sich S. in München die philosophische Doctorwürde. Sieben Jahre später wurde S. zum Director der Marinesternwarte ernannt, und nunmehr trat er eine große wissenschaftliche Reise an. Er begab sich zunächst nach dem Orient, den er schon früher, in Gemeinschaft mit seinem Schüler, dem Fürsten Pálffy, bereist hatte, und machte dort umfassende magnetische Beobachtungen, hierauf besuchte er Frankreich, Belgien und England, überall Erfahrungen über die Einrichtung hydrographischer Institute sammelnd. Mit der Schaffung eines solchen wurde der Heimgekehrte von der österreichischen Regierung betraut; es trat 1860 ins Leben, und S. übernahm seine Direction, um mit ihr bald nachher auch die der Marineakademie zu verbinden. 1867 wurde er Schulrath für das specielle Ressort der nautischen Lehranstalten und 1871 erhielt er mit dem Orden der eisernen Krone den erblichen Adel – nur wenige Wochen vor seinem frühen, nach langen und schmerzvollen Leiden erfolgten Tode.

Einigen in den Veröffentlichungen der Wiener Sternwarte abgedruckten Aufsätzen ließ S. sein sehr geschätztes „Kompendium der ebenen und sphärischen [618] Trigonometrie“ nachfolgen, welches 1849 zu Wien erschien und auch ins italienische übersetzt wurde. In seiner Art bahnbrechend war alsdann der „Leitfaden der nautischen Astronomie“ (Triest 1853), der ebenfalls der Ehre einer italienischen und einer holländischen Bearbeitung theilhaftig geworden ist. Ein von den Seeleuten hochgeachtetes Werk, „Nautische Tafeln“, kam 1853 auf Anordnung und Kosten des edlen und unglücklichen Erzherzogs Maximilian heraus, den S. in das Studium der Navigationskunde eingeführt hatte. Später redigirte S. den „Almanach der österreichischen Kriegsmarine“ und publicirte darin eine Reihe meteorologischer und astronomischer Abhandlungen. Ein großes Verdienst erwarb er sich dadurch, daß er als einer der ersten deutsch schreibenden Nautiker die Nothwendigkeit rechnerischer Ausgleichung der von den Schiffseisenmassen auf die Kompaßnadel ausgeübten, störenden Anziehungen hervorhob und eine diesen Gegenstand erörternde Schrift der beiden Engländer Smith und Evans in unsere Sprache übertrug (Wien 1864). Als die k. k. Akademie der Wissenschaften ihre Commission zur Durchforschung des adriatischen Meeres in physikalischer Beziehung einsetzte, wurde auch S. zu deren Mitgliede ernannt und organisirte als solches hauptsächlich den Fluthbeobachtungsdienst mittelst selbstregistrirender Pegel; auch den Erdmagnetismus verlor er dabei niemals aus dem Auge, wie seine „Magnet. Beobachtungen im Mittelmeere“ (Triest 1858) beweisen. Den im Hafen von Triest ankernden Schiffen, sowie der Stadt selbst erwies er sich als deren langjähriger Mitarbeiter förderlich durch Einrichtung einer „Station für Bestimmung und Verkündigung der Mittagszeit“. Eben sollte S. als österreichischer Berichterstatter zur maritimen Ausstellung nach Neapel abgehen, als der Tod seinem rastlosen Wirken ein Ziel setzte.

Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, VI, 230 ff. – Archiv der Mathematik und Physik, 53. Theil, Litterarischer Bericht Nr. CCX.