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Artikel „Schübler, Gustav“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 639–640, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%BCbler,_Gustav&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 17:17 Uhr UTC)
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Schübler: Gustav S., Botaniker, geboren zu Heilbronn am 15. August 1787, † zu Tübingen am 8. September 1834, erhielt seinen ersten Unterricht auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, die damals freie Reichsstadt war und, nach deren Einverleibung in den württembergischen Staatsverband im J. 1803, seine fernere Vorbildung auf dem Gymnasium in Ellwangen, wohin sein Vater als württembergischer Regierungsrath versetzt worden war. Durch eigene [640] Neigung, sowie durch das vorbildliche Beispiel seines auch auf dem Felde der Naturwissenschaften thätigen Vaters, wurde S. schon früh zu selbständigen physikalischen Versuchen und Naturbeobachtungen angeregt und folgte dieser Neigung, als er, nach Absolvirung seines Gymnasialcursus, 1806 nach Tübingen ging, um dort Medicin und Naturwissenschaften zu studiren. Nach Beendigung seiner akademischen Laufbahn suchte S., um sich in der Medicin zu vervollkommnen, Wien auf, kehrte 1811 von dort zurück und ließ sich in Stuttgart als praktischer Arzt nieder. 1812 folgte er einem Rufe nach Hofwyl an das Fellenbergische Institut, wo er als Lehrer der Naturwissenschaften auch mit Studien zur praktischen Landwirthschaft sich beschäftigte. Im Herbst 1817 kam er als Professor der Naturgeschichte und Botanik und als ordentliches Mitglied der medicinischen Facultät und des akademischen Senats nach Tübingen, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb, unter Ablehnung anderweitig an ihn ergangener Berufungen. Ausgezeichnet wirksam als akademischer Lehrer und eifrig thätig für seine Wissenschaft, durfte er nur noch 17 Jahre thätig sein; denn schon im Beginne seines 48. Lebensjahres raffte ihn nach einer vorhergegangenen ruhrartigen Erkrankung infolge einer Herzlähmung der Tod hinweg. S. hat sich um die floristische Erforschung seiner Heimath verdient gemacht durch die Herausgabe der beiden Schriften: „Systematisches Verzeichniß der wildwachsenden phanerogamen Pflanzen um Tübingen“ 1822 und „Flora von Württemberg“. Die erste, als Beilage zu Eisenbach’s Geschichte von Tübingen erschienen, enthält nur ein Verzeichniß der aufgefundenen Pflanzen nach Namen, Standort und Blüthezeit, ohne indessen auf Vollständigkeit Anspruch machen zu können. Die zweite, mit dem Canzleirath Georg v. Martens gemeinsam verfaßte Arbeit ist ungleich werthvoller. Nach einer, die geographischen Verhältnisse der Württemberger Flora besprechenden Einleitung, zu deren Erläuterung eine Karte der Umgebung von Tübingen beigefügt ist, folgt eine Uebersicht der merkwürdigeren Pflanzen des Gebiets, geordnet nach der Höhe ihres Vorkommens, sowie ein Verzeichniß der bei seltneren Pflanzen angegebenen Finder oder Einsender. Die Aufzählung der Pflanzen selbst geschieht nach Linné’s System unter Angabe der Gattungs- und Artcharaktere in lateinischer Sprache, während die kurzgefaßten Beschreibungen und die Angaben der Fund- und Standörter deutsch geschrieben sind. Die Kryptogamen sollten in einem zweiten Theile folgen, doch trat Schübler’s Tod dazwischen. Indessen ist ein Supplement dieser Flora, von Willibald Lechler verfaßt, 1844 erschienen. Als Frucht seiner landwirthschaftlichen Studien verfaßte S. ein umfangreiches Werk, das, zunächst als ein Theil von Putsche’s „Allg. Encyklopädie der Land- und Hauswirthschaft der Deutschen“ veröffentlicht, 1831 auch gesondert herauskam unter dem Titel: „Grundsätze der Agriculturchemie in näherer Beziehung auf land- und forstwirthschaftliche Gewerbe“ und nach des Verfassers Tode eine zweite, von K. L. Krutzsch verbesserte Auflage in zwei Bänden erlebte. Nicht am wenigsten aber hat S. der botanischen Wissenschaft genutzt durch seine anregende Lehrmethode, durch die er eine große Reihe jüngerer Botaniker heranbildete, welche unter seiner Leitung wissenschaftlich arbeitend, die Resultate ihrer Studien in Dissertationen und größeren Journalabhandlungen niederlegten. Ein vollständiges Verzeichniß derselben findet sich in Pritzel’s thesaurus literaturae botanicae 1872, pag. 289, Nr. 8419–8453.

Linnaea 1834. – Pritzel, thes. lit. bot.