ADB:Schäffer-Bernstein, Johann Georg Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schäffer-Bernstein, Johann Georg Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 539–541, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4ffer-Bernstein,_Johann_Georg_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 04:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 30 (1890), S. 539–541 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Georg von Schäffer-Bernstein in der Wikipedia
Johann Georg von Schäffer-Bernstein in Wikidata
GND-Nummer 138116938
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|539|541|Schäffer-Bernstein, Johann Georg Freiherr von|Bernhard von Poten|ADB:Schäffer-Bernstein, Johann Georg Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138116938}}    

Schäffer: Johann Georg Freiherr v. S.-Bernstein, großherzoglich hessischer Generallieutenant, am 31. Mai 1757 zu Rotenburg an der Fulda geboren, trat, nachdem er eine gute Erziehung genossen hatte, 1775 in das landgräflich hessen-casselsche Jägercorps, mit welchem er im folgenden Jahre in englischem Solde nach Nordamerika eingeschifft wurde; am 12. December dieses Jahres ward er zum Secondlieutenant befördert. Der Anerkennung der Dienste, welche er dort, namentlich als Adjutant des Jägercorps geleistet hatte, verdankte er, daß er nach der Rückkehr, wo die Truppen sehr vermindert wurden, in der verbleibenden Jägercompagnie Anstellung fand. Aus dem hessen-casselschen Dienste ging er, nachdem Unterhandlungen, welche ihn dem dänischen Heere zuführen sollten, sich zerschlagen hatten, 1790 in hessen-darmstädtische; der soeben zur Regierung gelangte Landgraf Ludwig IX. ließ sich angelegen sein tüchtige Officiere zu gewinnen, mit deren Hülfe er seine Truppen umgestaltete. Er trat zunächst als Capitän in das neu errichtete leichte Infanteriebataillon, erhielt aber 1793 aus Anlaß des Krieges gegen Frankreich den Auftrag, aus gelernten Jägern ein Feldjägercorps zu bilden; mit welchem er am Feldzuge in der Pfalz und seit dem Herbste jenes Jahres in den Niederlanden Theil nahm. Bei Landau empfing [540] er die einzige Wunde in seinem Leben, in den Niederlanden befehligte er verschiedentlich gemischte Abtheilungen, deren Führung ihm großes Lob eintrug. Namentlich bewährte er sich im Winter 1793/94 als Commandant einer ausgedehnten Vorpostenstellung an der Lys als umsichtig und wachsam und in einem unglücklichen Gefechte bei Boxtel am 14. September 1794 durch kaltblütige Tapferkeit. Als 1796 hessische Truppen in englischem Solde an das adriatische Meer rückten, um in Triest nach Gibraltar eingeschifft zu werden, führte Oberst v. S. das 1. Leibgrenadierbataillon dahin; die Seefahrt unterblieb indessen und die Truppen kehrten Ende 1797 nach einem längeren Aufenthalte in Kroatien heim. Die darauffolgende Friedenszeit benutzte S. eifrigst, die Ausbildung der ihm unterstellten Truppen zu fördern; Dienstvorschriften, welche er damals ausgearbeitet hat, zeugen von seiner Sachkenntniß und allgemeinen Bildung. Mehrfach wurde er mit besonderen Aufträgen und mit Sendungen in das Ausland betraut. Als durch die in Deutschland vorgenommenen Gebietsveränderungen im J. 1802 das Herzogthum Westfalen an Hessen-Darmstadt gefallen war, erhielt S. den Oberbefehl der zur Besitzergreifung entsendeten Truppen; am 31. Mai 1803 wurde er zum Commandeur der dort stehenden Brigade Erbprinz ernannt, welche er mit schwerem Herzen 1806 als Bundesgenosse Frankreichs in das Feld führte. Dieselbe leistete vor Graudenz und vor Stralsund gute Dienste. Während der ersteren Belagerung lud ihn der Commandant der Weichselfeste, der alte Courbiere, zu einer Zusammenkunft ein, um das Vergnügen der Bekanntschaft mit einem so tüchtigen Gegner zu genießen. Seit dem 14. November 1806 war S. Generalmajor. Nachdem der nunmehrige Großherzog 1808 dem Kaiser Napoleon gegen die Spanier Heeresfolge hatte leisten müssen, entsandte er Anfang 1809 den General v. S. ebendahin, um das Commando seiner dortigen Truppen zu führen; derselbe hatte diesen vor allen Dingen eine bessere Behandlung seitens der Franzosen zu erwirken. S. übernahm das Commando einer Brigade der deutschen (3.) Division unter General Leval, welcher ihm das Verdienst der glücklichen Entscheidung des ersten Kampfes, an dem er Theil hatte, zuschrieb; es war das Gefecht von Meza de Ybor am 17. März. Schäffer’s Namensvetter, der General Konrad v. Schäffer, nimmt jene Ehre freilich in seinen Denkwürdigkeiten (S. 534) für die von ihm selbst befehligten Nassauer in Anspruch. Am 28. Juli focht er mit großer Auszeichnung in der verlorenen Schlacht bei Talavera de la Reyna, Mitte September übernahm er das Commando der deutschen Division; den Ruhm, welchen diese in der Schlacht bei Ocaña am 19. November erwarb, haben die französischen Berichte umsonst zu verdunkeln gesucht. Mißmuth über die bestehenden Verhältnisse und Gesundheitsrücksichten veranlaßten S. schon 1809 um seine Abberufung zu bitten. Mitte 1810 kehrte er auf seinen Posten in Westfalen zurück, welchen er inne hatte, als 1813 die Verbündeten dort einrückten. Der Großherzog berief ihn nun behufs Aufstellung eines freiwilligen Jägercorps und Einrichtung der allgemeinen Landesbewaffnung nach Darmstadt. Als er diese Aufträge erledigt hatte, kehrte er 1814 nach Westfalen zurück. 1816 übergab er die Provinz an Preußen. 1815 hatte ihn der Auftrag, einen Hülfsgeldervertrag mit England zu schließen, in Wellington’s Hauptquartier nach Paris geführt; die Ereignisse überholten indes das Zustandekommen. 1816 mit der Ordnung der Landesbewaffnung auf dem linken Rheinufer betraut, nahm er seinen Wohnsitz zu Worms, wo er am 7. September 1838 gestorben ist. Im ausübenden Dienste nicht weiter verwandt, genoß er die seltene Ehre, in den Listen der activen Generale bis zu seinem Tode fortgeführt und am 11. April 1830 zum zweiten Inhaber des Leibregiments (jetzt Nr. 117) ernannt zu werden. Er hatte 1787 den Reichsadel erworben und war 1813 in den Freiherrenstand erhoben worden.

[541] Mittheilungen der Großherzoglichen General-Adjutantur. – Allgemeine Militär-Zeitung, Darmstadt 1839, Nr. 1. – Geschichte des 4. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiments Nr. 118 von Hauptmann Keim, Berlin 1879.