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Artikel „Scanagatta, Franziska“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 474, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scanagatta,_Franziska&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 06:36 Uhr UTC)
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Scanagatta: Franziska S., k. k. österreichischer Lieutenant. Als die Tochter angesehener und vermögender Eltern am 1. August 1776 zu Mailand geboren, zeigte sie von frühester Kindheit an wenig weiblichen Sinn, aber Neigung für die Spiele und die Beschäftigungen der Knaben. Als 1794 ihr etwa gleichalteriger Bruder, welchem ganz entgegengesetzte Denkungsart innewohnte, in die Militärakademie zu Wiener Neustadt eintreten und sie zu der nämlichen Zeit zu den Salesianerinnen in Wien gebracht werden sollte, der Bruder aber durch Krankheit verhindert wurde die Reise zu unternehmen, faßte sie den Entschluß, an seiner Stelle Soldat zu werden und, statt in das Kloster zu gehen, die Kriegsschule zu besuchen. Verschiedene günstige Umstände begünstigten und erleichtetten die Ausführung ihres Vorhabens. Dazu gehörte namentlich, daß mit Rücksicht auf die Unsicherheit des Weges beschlossen ward, sie die Reise als Francesco S. in männlicher Kleidung machen zu lassen, daß der Vater sie nicht begleiten, sondern sie der Obhut von Freunden anzuvertrauen, denen sie nur oberflächlich bekannt war, und daß der Bruder nicht in die Anstalt selbst eintreten, sondern als sogenannter Frequentant am Unterrichte theilnehmen sollte. Alle diese Umstände wußte sie mit großem Geschick zu benutzen und so glückte ihr Vorhaben. Am 1. Juli 1794 ward sie in die Akademie aufgenommen und am 16. Januar 1797, nach wohlbestandener Prüfung, ausgemustert. Sie kam als Fähnrich zum Warasdin-St. Georger Grenzregiment, welchem sie sofort nach Mainz einen Rekrutentransport zuführte. Die nächste Zeit brachte sie in verschiedenen Theilen des Reiches, meist auf Märschen, zu; glaubte sie irgendwo Verdacht erregt zu haben, so wußte sie zu veranlassen, daß sie von da entfernt wurde. 1799 zog sie in den Krieg. Klenau mußte damals von her Belagerung der Stadt Genua ablassen; bei einem Rückzugsgefechte wurde sie im December jenes Jahres verwundet. Nun ward ihr Geheimniß offenbart. Sie entdeckte sich dem Feldpater, kam in das Lazareth und ward, am 1. März 1800 zum Lieutenant befördert, nachdem sie hergestellt war, auf unbestimmte Zeit beurlaubt und am 16. December 1801 pensionirt. 1804 heirathete sie einen anderen Officier, den damaligen Lieutenant Spini; als dieser 1834 als Major gestorben war, verlieh der Kaiser ihr dessen Pension zu ihrer eigenen. Sie selbst starb erst am 1. Januar 1865 zu Mailand. Franziska S. wird als klein und häßlich geschildert; infolge häufigen Rasirens zeigte ihre Oberlippe kräftiges Bartwuchsthum. Mit einem Kameraden, welcher über ihre geringe Körpergröße spottete, soll sie einen Zweikampf ausgefochten haben.

Streffleurs österreichische Militärzeitschrift, Wien 1860, 3. Band (mit Bildniß). – C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 29. Band, Wien 1875 (nennt weitere Quellen).