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Artikel „Sandmeier, Melchior“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 356–357, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sandmeier,_Melchior&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:14 Uhr UTC)
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Sandmeier: Melchior S., Schulmann, geb. am 29. Juli 1813 in dem aargauischen Dorfe Seengen am Nordufer des Hallwilersees, wurde von seinen Großeltern mütterlicherseits im benachbarten Meisterschwanden erzogen, da seine Eltern, ursprünglich bemittelte Landleute, infolge eines Brandes verarmt waren. In der dortigen Gemeindeschule, die er seit November 1819 besuchte, erregte er durch Begabung und Fleiß die Aufmerksamkeit des Ortspfarrers Jakob Amsler und erhielt daher später von diesem Privatunterricht, der auch dann noch fortdauerte, als er bereits die Schule verlassen hatte und in Schafisheim bei Lenzburg die Seidenbandweberei erlernte. Nach vollendeter Lehrzeit gedachte er eben sein Gewerbe in einer Baseler Bandfabrik fortzusetzen: da veranlaßte ihn die Ausschreibung eines neuen Seminarcurses einem längst gehegten Wunsche nachzugeben und am 27. Januar 1838 in das von Phil. Nabholz und dann von Augustin Keller geleitete Schullehrerseminar in Aarau einzutreten. Er verließ dasselbe am 30. April 1835 mit einem vorzüglichen Wahlfähigkeitszeugnisse für sämmtliche Classen der Volksschule, fand schon im October desselben Jahres eine Anstellung in Kulm und übernahm am 28. März 1836 das Lehramt an der neugegründeten Gesammtschule in Zofingen, die sich unter seiner Leitung einen so guten Ruf erwarb, daß die Schülerzahl in kurzem von 55 auf 117 anwuchs. Der Anschauungsunterricht, um dessen Einführung er sich besonders verdient [357] gemacht hat, veranlaßte ihn, sich mehr als bisher auf die Naturwissenschaften zu verlegen, wobei er sich der Hülfe eines fachmännischen Collegen bediente. Sein eifriges Streben blieb nicht unbelohnt; denn am 7. April 1843 berief ihn die Regierung als Lehrer der Naturwissenschaften an das inzwischen nach Lenzburg übergesiedelte Seminar und übertrug ihm zugleich an der damit verbundenen Musterschule den religiösen und den gesammten sprachlichen Unterricht. Als dann das Seminar am 20. Januar 1847 die ansehnlicheten Räume des aufgehobenen Cistercienserklosters Wettingen bezog, verband er hier mit dem naturkundlichen noch den landwirthschaftlichen Unterricht, den ein von ihm und Augustin Keller bearbeiteter und bereits am 7. November 1845 zum Gesetz erhobener Entwurf in der Anstalt eingeführt hatte. Nachdem man dieser 45 Jucharten Land nebst Gebäuden und Fahrhabe überwiesen hatte, traf S. mit wahrem Feuereifer die nothwendigen Einrichtungen und war fortan nicht nur in der Schule thätig, sondern leitete auch die Arbeiten der Zöglinge in Garten, Feld und Scheune. Zu seiner weiteren Ausbildung sandte ihn die Regierung im Sommer 1847 nach der württembergischen land- und forstwirthschaftlichen Akademie in Hohenheim, wo er die ihm zugemessene kurze Frist mit solchem Ernst benutzte, daß er bei der Schlußprüfung am 17. September die erste Note in Fleiß und Kenntnissen davontrug. Nach seiner Heimkehr folgten mancherlei Verbesserungen in dem landwirthschaftlichen Betriebe Wettingens; denn er führte die Seidenzucht und den Anbau der Runkelrüben und des Maises ein und wirkte durch sein Beispiel und die von ihm gemachten Versuche zugleich anregend auf die bäuerliche Bevölkerung der Umgegend. Seine Erfahrungen legte er in den noch heute bestehenden „Mittheilungen über Haus-, Land- und Forstwirthschaft der Schweiz“ (Aarau, Christen) nieder, deren Herausgabe er seit 1853 besorgte. Die aargauische landwirthschaftliche Gesellschaft ehrte ihn 1852 durch die Wahl in ihren Vorstand, und die Regierung ernannte ihn im gleichen Jahre zum Mitgliede eines Ausschusses, dem sie die Bearbeitung eines neuen Schulgesetzes übertragen hatte. Aber mitten in dieser ehrenvollen Thätigkeit befiel ihn ein schon früher aufgetretenes typhöses Augenleiden von neuem. Vergeblich suchte er Heilung in den Soolbädem von Rheinfelden: neue Anfälle warfen ihn dauernd auf das Krankenlager; und nachdem er am 15. September 1854 noch die Geburt eines Sohnes mit wehmüthiger Freude begrüßt hatte, schied er am folgenden Tage, erst 41 Jahre alt, aus dem Leben. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem evangelischen Friedhofe in Baden. – Außer Beiträgen in den erwähnten „Mittheilungen“, in den „Allgemeinen Schweizerischen Schulblättern“ und in der „Schweizerischen Volksschule“ hat er folgende selbständige Werke veröffentlicht: „Methodisch-praktische Anleitung zur Ertheilung eines Geist und Gemüth bildenden naturkundlichen Unterrichtes in Volksschulen“ (1848; 2. Auflage u. d. T.: „Lehrbuch der Naturkunde, methodisch behandelt für die verschiedenen Stufen der Volksschule“, 2 Theile, 1850–51; beide Auflagen mit Holzschnitten im Texte); „Eine volksthümliche Frage: Ist es möglich, daß der Volkswohlstand in unserm Lande von Seite der Landwirthschaft wesentlich erhöht, auf längere Dauer erhalten und dadurch der allgemein überhandnehmenden Armuth bedeutend Einhalt gethan werden kann?“ (1851) und: „Gemeinfaßlich-rationelle Landwirthschaftslehre“ (1853; mit Textholzschnitten).

Augustin Keller, Lebensbild M. Sandmeiers in: Programm des Aargauischen Lehrerseminars in Wettingen, Baden 1854, S. 5–26. – Actes de la Société helvétique des sciences naturelles, XLe session, Chaux-de-Fonds 1855, p. 259–265 u. J. Müller, Der Aargau, II, Zürich u. Aarau 1871, S. 293–295.