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Artikel „Sander, Friedrich Emil“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 348–349, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sander,_Friedrich_Emil&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:58 Uhr UTC)
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Sander: Friedrich Emil S., Arzt und Hygieniker, wurde als Sohn des lutherischen Pfarrers Immanuel Friedrich S. zu Barmen-Wichlinghausen am 30. Juni 1833 geboren. Den größten Theil seiner Jugendzeit verlebte er in Elberfeld, wohin sein Vater 1838 versetzt worden war. Nachdem er daselbst im Herbst 1850 das Gymnasium absolvirt hatte, bezog er zum Studium der Theologie die Universität Halle, die er ein Jahr später mit Erlangen und 1852 mit Bonn vertauschte. Doch ging er daselbst im Winter 1853-54 zur Medicin über, setzte dieses Studium zu Ostern 1854 in Würzburg, besonders unter Virchow, und später in Berlin, Leipzig und wiederum in Berlin fort, wo er 1857 mit der Dissertation „De morbo maculoso Werlhoffii“ die Doctorwürde erlangte. Nach absolvirtem Staatsexamen wurde er Assistenzarzt am städtischen Krankenhause in Danzig (unter Direction des nachmaligen Professors der Chirurgie Albrecht Wagner), erkrankte hier am Typhus und vertauschte nach seiner Genesung diese Stellung mit der gleichen an der inneren Abtheilung im Krankenhause Bethanien in Berlin unter Bartels, wo er zwei Jahre lang thätig war, machte darauf eine Studienreise mit halbjährlichem Aufenthalte in Wien und ließ sich 1861 in seiner Vaterstadt nieder. Hier wurde er bald darauf Chefarzt des Hospitals, machte den Krieg von 1870/71 als Dirigent eines Feldlazareths mit, besuchte nach seiner Rückkehr zum Studium der antiseptischen Heilmethode Halle und Edinburg und führte als einer der ersten deutschen Aerzte diese segensreiche Neuerung an der von ihm geleiteten Heilanstalt ein. Seine große praktische Tüchtigkeit, besonders als Chirurg, sowie mehrere bedeutungsvolle litterarische Publicationen auf diesem Gebiete verschafften ihm eine sehr große Privatpraxis; auch wurde er mit verschiedenen ehrenvollen communalen Aemtern betraut. Dieser letztere Umstand besonders veranlaßte S., daß er von jetzt ab sein ganzes Interesse dem Studium der öffentlichen Gesundheitspflege zuwandte. Er besuchte eine große Zahl von wissenschaftlichen Congressen zu diesem Zwecke und half 1873 den „Deutschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege“ mitbegründen. 1876 wurde er zum Sanitätsrath ernannt, 1878 folgte er einer Berufung als Director des allgemeinen Krankenhauses nach Hamburg, wo ihm jedoch infolge seines schon am 6. Mai 1878 an Lungenblutung eingetretenen Todes nur eine kurze Zeit der Wirksamkeit vergönnt war. Erwähnenswerth ist, daß schon 1871 an S., der kein forensisches Examen gemacht hatte, der ehrenvolle Ruf ergangen, aber von ihm abgelehnt war, die Stellung eines Medicinalraths [349] in den Reichslanden anzunehmen. – S. war ein Arzt von ganz enormer Arbeitskraft und erstaunlicher Leistungsfähigkeit. Die Gabe der plastischen Darstellung in Rede und Schrift war ihm in seltenem Maße eigen und auch die trockensten Gegenstände wußte er oft durch eingestreute humoristische Wendungen dem Kreise der Hörer und Leser mundgerecht zu machen. Von seinen außerordentlich zahlreichen Publicationen bewegen sich die meisten auf dem Gebiete der Hygiene. Unter Uebergehung der Journalabhandlungen und Verweisung auf die citirten Quellen nennen wir an dieser Stelle von bekannten Schriften Sander’s sein „Handbuch der öffentlichen Gesundheitspflege“ (Leipzig 1877); ferner „Die englische Sanitätsgesetzgebung“ (Elberfeld 1869); „Ueber Geschichte, Statistik, Bau und Einrichtung der Krankenhäuser, nebst einem Bericht über das Krankenhaus der Stadt Barmen“ (Köln 1875); „Untersuchungen über die Cholera in ihren Beziehungen zu Boden und Grundwasser, zu socialen und Bevölkerungsverhältnissen, sowie zu den Aufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege“ (ebda. 1873). – Die meisten Journalabhandlungen Sander’s sind im „Correspondenzblatt des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege“ und in der „Deutschen Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege“ zur Veröffentlichung gelangt. –

Vgl. Biogr. Lexicon hervorragender Aerzte etc. von A. Hirsch, V, 167.