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Artikel „Sackmann, Jacobus“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sackmann,_Jacobus&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:59 Uhr UTC)
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Sackmann: Jacobus S., ein durch seine originelle Predigtweise bekannter Pastor, geboren zu Hannover am 13. Februar 1643, † am 4. Juni 1718. Von seinen Lebensereignissen ist wenig bekannt. Seine Jugend wird er in seiner Vaterstadt verlebt haben. Wo er studirt, wissen wir nicht; die Annahme, daß dies in Helmstedt geschehen, ist unbegründet. Erst im J. 1680 ward er zum Pfarrer in Limmer bei Hannover ernannt und im folgenden Jahre führte er Christina Carebs als Gattin heim. Er hat sein Pfarramt bis zu seinem Tode treu und redlich verwaltet; erst in den letzten Jahren (seit 1715) ward ihm wegen zunehmender Schwäche in dem Cand. theol. J. L. Vietken ein Gehülfe beigegeben. In engem bescheidenem Kreise verlief so sein Leben ruhig [162] und gleichmäßig; er trat weder litterarisch noch sonst öffentlich hervor. Dennoch war er eine der bekanntesten Persönlichkeiten des damaligen Hannovers, die geistreiche Kurfürstin Sophie und der Philosoph Leibniz schenkten ihm Beachtung, und noch jetzt lebt seine Gestalt im Volksmunde frisch und lebendig fort. S. war eine ehrliche, kerngesunde Natur von echtem Schrot und Korn, weder angekränkelt von der seichten französischen Frivolität der höheren Stände, noch erstarrt in der todten Buchstabengläubigkeit und dem dogmatischen Lehrgezänk der Theologen jener Zeit. Er besaß ein warmes Gefühl für das Volk, wollte wirken in seiner Gemeinde und redete deshalb die Sprache, die der gemeine Mann verstand. Mit Vorliebe gebrauchte er die plattdeutsche Mundart; er flocht Anekdoten, Reden, Sprüche usw. seinen Predigten ein, ging plötzlich in persönliche Anreden über, theilte eigene Erlebnisse und Verhältnisse mit und schlug bei diesem Allen nicht selten einen Ton an, der an rücksichtsloser Derbheit und grober Komik nichts zu wünschen übrig ließ. Da er selbst niemals Predigten aufschrieb oder herausgab, so wurden seine Reden nur mündlich und natürlich in immer ausgeschmückterer Gestalt weiter verbreitet und mehr und mehr wurde so der würdige Pfarrherr in den Augen der Welt zu einer komischen Figur. Seine Predigten hatten besonders auch aus der Stadt Hannover starken Zulauf. Zog er auch viele Neugierige an, so hielten doch die vier Gemeinden seines Kirchspiels treu zu ihm. Sie verwandten sich zu seinen Gunsten, als über ihn, wie es öfter geschah, eine Beschwerde erhoben war wegen der heftigen Ausfälle, die er in seinen Predigten bei seinem leicht erregbaren Gemüthe gegen Anwesende und Abwesende nur zu häufig machte. Da Sackmann’s Gattin wie auch seine einzige Tochter vor ihm starben, so hat er sein Vermögen großentheils zu edelmüthigen Legaten für seine Gemeinde bestimmt. Predigten sind unter seinem Namen seit 1720 wiederholt herausgegeben, darunter manche, die schwerlich von ihm herrühren.

H. Mohrmann, Jacobus Sackmann. Erste Darstellung seines Lebens nach den Acten und sorgfältig revidirte Ausgabe seiner Predigten (Hannover 1880).