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Artikel „Rudorff, Franz von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 585–586, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rudorff,_Franz_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 09:04 Uhr UTC)
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Rudorff: Franz von R., königlich sächsischer General der Infanterie, wurde am 12. April 1825 zu Hildesheim als der Sohn eines hannoverschen Officiers geboren, trat am 1. Juni 1841 als Cadett der Artilleriebrigade in [586] den Dienst seines Heimathlandes, wurde am 17. August 1842 Secondlieutenant und im Herbst 1846 zum Generalstabe commandirt, in welchem er 1849 am Kriege gegen Dänemark theilnahm. 1852 wurde er in den Generalstab versetzt und gehörte ihm, 1855 zum Hauptmann, 1865 zum Major aufsteigend, mit einer kurzen Unterbrechung in den Jahren 1857 bis 1859, während deren er Batteriechef war, bis zur Auflösung der Armee an. Bei Ausbruch des Krieges vom Jahre 1866 gegen Preußen zum Oberstlieutenant befördert, trat er zunächst für einen friedlichen Austrag des Streites ein. Gemeinsam mit Major v. Jacobi (s. A. D. B. L, 597) arbeitete er ein Gutachten aus, welches mit Rücksicht auf den augenblicklichen Zustand der Truppen empfahl den Weg der Unterhandlungen einzuschlagen. Der Chef des Generalstabes, Oberst Cordemann (s. A. D. B. XLIX, 521), legte es am 18. Juni in Göttingen in einem Kriegsrathe dem König Georg V. vor und R. mußte die Ansicht vertreten. Sie wurde verworfen und am 21. der Marsch nach dem Süden angetreten. Nun setzte R. alle seine Kräfte daran, das gesteckte Ziel zu erreichen. Als am 22. in Mühlhausen über die Fortsetzung des Marsches beraten ward und Jacobi vorschlug stehen zu bleiben, den Angriff des Feindes abzuwarten, sprach R. sich mit Bestimmtheit dagegen aus. Auf seinen Rath ward der Weg nach Langensalza eingeschlagen. Der Höchstcommandirende, General v. Arentsschildt (s. A. D. B. XLVI, 33) durch Jacobi’s pessimistische Beurtheilung der Lage seelisch niedergedrückt, richtete sich an Rudorff’s mannhafter Entschlossenheit auf. In Langensalza erhielt dieser am Abend des 23. Kenntniß von einer Meldung des Husarenlieutenants v. Ahlefeld, welcher Eisenach unbesetzt gefunden hatte und darthun konnte, daß dem Marsche nach dort und weiter in das Werrathal nichts entgegenstehen würde. Daraufhin erwirkte R. sich den Befehl am folgenden Tage mit der Brigade Bülow die Stadt zu besetzen. Bevor es jedoch dazu kam wurde der Befehl widerrufen und alle Bemühungen Rudorff’s, eine Aenderung der auf Unterhandlungen hinzielenden Anordnungen herbeizuführen, waren erfolglos. Aber immer mehr fiel ihm die führende Rolle im Hauptquartiere zu, immer größer wurde das Vertrauen, welches der König in ihn setzte. Und als am Morgen des 28., der dem Tage von Langensalza folgte, die höchsten Officiere schriftlich erklärt hatten, daß nichts übrig bleibe als zu capituliren, befragte der Monarch R. um seine Meinung. Dieser erklärte ein Durchbrechen über Gotha für unausführbar, schlug aber vor nach Mühlhausen zurückzugehen um dadurch Zeit zu gewinnen. Er wurde beauftragt, Arentsschildt den Befehl zu diesem Marsche zu bringen. Es war zu spät. Eingehende Meldungen berichteten, daß der Weg verlegt sei. Nun mußte auch R. seine Bedenken gegen die Capitulation fallen lassen. (9. Beiheft zum Militär-Wochenblatt, Berlin 1904: „Das Mißlingen des Zuges der Hannoverschen Armee nach dem Süden im Juni 1866.“)

Nach Auflösung der hannoverschen Armee trat R. im April 1867 als Bataillonscommandeur beim 2. Grenadierregimente Nr. 101 in sächsische Dienste, wurde 1869 Oberst und Commandeur des 3. Infanterieregiments Nr. 102, befehligte dieses im Kriege gegen Frankreich, kehrte geschmückt mit dem Eisernen Kreuze I. Classe zurück, ward 1874 zum Generalmajor und Commandeur der 48. Infanteriebrigade in Leipzig befördert, vertauschte diese Stellung im nächsten Jahre mit der nämlichen an der Spitze der 45. in Dresden, wurde 1882 zum Generallieutenant und General à la suite des Königs, 1883 zum Commandeur der 33. Infanteriedivision in Dresden ernannt, schied 1889 als General der Infanterie und Generaladjutant aus dem activen Dienst und starb am 7. November 1898 zu Dresden. Im J. 1872 war ihm der Adel verliehen.