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Artikel „Rubert, Johann Martin“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 431–432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rubert,_Johann_Martin&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 21:49 Uhr UTC)
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Rubert: Johann Martin R., ein tüchtiger Componist und bedeutender Orgelspieler des 17. Jahrhunderts, der um 1615 in Nürnberg geboren ist und dort zum ausübenden Tonkünstler erzogen. Schon in seiner frühesten Jugend zeigte er so bedeutende Anlagen, daß er sich aller Förderung und Gunst von dem Rathe seiner Vaterstadt zu erfreuen hatte. Was ihn dennoch bewogen hat, dieselbe zu verlassen und sein Heil auswärts zu suchen, ist nicht bekannt. Wir finden ihn eine Zeit lang in Hamburg hochgeachtet und gefeiert, wo er wol auch die Bekanntschaft mit Rist gemacht hat, der ihn in seinem Parnaß (S. 146 und 147) in zwei Liedern besingt. v. Winterfeld theilt das eine zum Theil in seinem evangel. Kirchengesang, 2, 464, mit; Rist spricht darin sein Verlangen aus, den „Nürnberger Schwan“ doch einmal wiederum zu sehen und zu hören und fährt dann fort: „Das mannliche Stralsund hört meinen Rubert singen, der mir Herz, Seel’ und Sinn so oftmals hat erfreut.“ Wenn wir auch von der Ueberschwänglichkeit der damaligen Stimmung des deutschen Gemüthes ein gut Theil abziehen müssen, so bleibt immer noch genug Bewunderung für ihn übrig, um uns heute einen Maaßstab dafür zu geben, wie er als Orgelspieler und Componist einst gefeiert worden ist. – Auch Hamburg konnte ihn nicht fesseln und er ging nach Leipzig, allein dort war ebensowenig seines Bleibens, und er begegnet uns zuletzt in Stralsund als Organist an der dortigen Hauptkirche St. Nicolai, wo er bis an das Ende seines Lebens, das innerhalb der Jahre 1675 bis 1679 erfolgt sein soll, seinen Wohnsitz behielt. Er lebte dort mit tüchtigen Tonkünstlern zusammen, unter denen uns Daniel Schröder, Organist an der St. Marienkirche genannt wird. Nach Mattheson’s Bericht über [432] Beide waren sie ganz geeignet, durch ihre besonderen Gaben einander zu ergänzen. Schröder durch seine wohlfließenden Melodieen und Harmonieen, R. durch seine ernsthaften und kraftvollen, öfter ans harte streifenden Compositionen. In Stralsund wußte man ihn hoch zu ehren und sonderlich im Sommer, erzählt Mattheson in der Ehrenpforte, besuchten ihn die vornehmsten Standespersonen in seinem Garten und belustigten sich dort. v. Winterfeld (a. a. O., 2, 465 und 466) theilt zwei geistliche Lieder aus Flittner’s musikalischem Weckerlein von 1661 mit, die eine kräftige und edle Melodie zeigen, doch ist er nicht im Stande nachzuweisen, ob sie je in den Gemeindekirchengesang eingedrungen sind. Dies sind bis jetzt die einzig bekannten Compositionen Rubert’s, die übrigen harren noch der Prüfung. Winterfeld kannte sie nicht, heute kennen wir wenigstens die Fundorte, und zwar befindet sich die „Friedens-Freude in 4stimm. Arien, Hamburg 1645“ in der königl. Bibliothek zu Hannover, die „Musicalischen Arien, 1. Theil, zu 2 bis 3 Stimmen mit Instrumentalstimmen, Stralsund 1647“ in Kassel der Bc. und in Berlin 4 Stb. (fehlen 1. u. 2. vox) und die „Musicalische Seelen-Erquickung mit 1–4 Vocal und 2–6 Instrumenten, Stralsund 1664“ in Königsberg i. Pr. complet und in Berlin nur Fragment.