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Artikel „Rottenhammer, Johann“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 391–392, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rottenhammer,_Hans&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 22:22 Uhr UTC)
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Rottenhammer: Johann R., Maler, geboren 1564 (nach Sandrart, Stetten vermuthet jedoch später) zu München, war der Sohn des im herzoglichen Hofstalle beschäftigten Thomas R. Im J. 1582 kam er zu dem Maler Hans Donauer in die Lehre, der ihn bis 1590 behielt. Donauer wird als unbedeutend geschildert, hatte jedoch litterarische Verdienste, indem er dem Sandrart Material für seine Malerbiographien lieferte. Mit herzoglich bairischer Unterstützung begab sich R. nach Italien, zufolge Sandrart zuerst nach Rom. Hier studirte er Michelangelo. Seine eigentliche Ausbildung erlangte der Künstler jedoch zu Venedig, wo er lange Zeit blieb und sich an die Tintoretto’sche Kunstweise [392] anschloß. In Italien wurde er auch mit Jan Brueghel bekannt, der in Rottenhammer’s Bildern Landschaften, Früchte etc. malte, während R. die Figuren. Noch 1605 war unser Künstler in Venedig. Nach kurzem Aufenthalte in München ließ er sich in Augsburg nieder, wo er 1607 als Meister ins Zunftbuch eingeschrieben wurde. Hier blieb er ansässig, entfaltete eine reiche Thätigkeit, führte jedoch nach Sandrart ein verschwenderisches Leben, so daß er trotz seinem bedeutenden Einkommen in Schulden gerieth, und als er 1623 starb, die Leichenkosten von guten Freunden gedeckt werden mußten.

R. war das, was man einen geschickten Maler nennt, von wirklicher Vertiefung hatte er keine Spur. Die Kunstweise des Hans von Achen hatte ihn berührt, auch die Niederländer übten Einfluß auf ihn, und er blieb trotz der Tintoretto’schen Einflüsse halb ein nordischer Künstler. Es ist so ein eklektischer Stil in ihm. Seine Figuren tragen den Tintoretto’schen Typus mit den spitzen, kleinen Köpfen, und sie sind ähnlich gezeichnet und bewegt, aber seine Malerei ist glätter, geleckter, auch in großen Bildern, seine Farbenstimmung kühler und bunter, die Hintergründe grün. Seine kleinen, gern auf Kupfer gemalten Bilder zeichnen sich öfter durch eine gewisse, liebenswürdige Feinheit aus, aber Seele haben sie auch nicht viel, die großen dagegen sind ganz äußerlich. „Invention“ besaß er ja, und so ist es ganz erklärlich, warum Sandrart seine al fresco bewirkte Ausmalung des Hopfer’schen Hauses zu Augsburg mit poetischen Fabeln, Historien, Grotesken, Landschaften enthusiastisch preist. Vergleicht man übrigens die Zeit vor 100 Jahren, so ersieht man, wie sehr die Augsburger Kunst, die um 1510 eine selbständige Kraft und Fülle entfaltet hatte, um 1610 in äußerliche Virtuosität versunken war.

Gemälde von Rottenhammer kommen häufig vor, da sie jedoch keine selbstständige Bedeutung haben, genügt es, die Aufenthalte zu nennen. Augsburg (darunter das 1620 bemalte Hauptportal im goldenen Saale des Rathhauses), München, Wien, Freising, Paris etc. besitzen Werke von ihm. Gestochen haben nach ihm unter Andern Egidius Sadeler, Johann Sadeler, Raphael Sadeler, Justus Sadeler, Lukas Kilian, Wolf Kilian, D. Custos, Crisp. van de Pas. Lukas Kilian zeichnete sein Bildniß nach dem Leben und ließ es 1626 im Stiche erscheinen.