ADB:Roth, Konrad
β. 1 Pf. und konnte das Drängen der Gläubigerin nur durch eine starke Abzahlung momentan zum Schweigen bringen, ein Zeichen des nahenden unvermeidlichen Zusammenbruches. In der Charwoche 1580 erfolgte dieser, indem er am 28. März Geschäft, Haus und Familie im Stiche ließ und durchbrannte. Wohin er sich flüchtete und wie und wo er endete, wird sich nie ganz sicher nachweisen lassen. Nach einer amtlichen Aufzeichnung habe er von einem Dorfe bei Chur seine Flucht gemeldet und daß er schwer krank sei, und laut Briefes seines einzigen Begleiters, eines Handlungsdieners in seinem Hause, sei er am Gründonnerstag [340] Nachts gestorben und am Charfreitag begraben worden, allein „das sei alles erdicht Unding und ungegründt gewest“. Nachforschungen, die man von Amtswegen anstellte, ergaben, daß die Flüchtigen in der Umgegend von Chur wohl und gesund gesehen worden waren. Interessant ist eine Vermögensbilanz, welche dem Briefe des genannten Dieners beiliegt und als eine Art Testament gelten soll. R. stellt darin seine Activa und Passiva zusammen, die ersteren gibt er auf 555 000 fl., die letzteren auf 324 900 fl. an, „also daz meinem Weib und Kindern verblib zu gutem 230 000 fl. sambt mein Haus und Hof inner und außerhalb der Stadt“. Es versteht sich von selbst, daß diese Berechnung eine trügerische war. Ueber sein Vermögen wurde der Concurs eröffnet, über dessen Ausgang sich keine Meldungen vorfinden. Er selbst war und blieb verschwunden.
Roth: Konrad R., ein Augsburger Patricier und Kaufherr des 16. Jahrhunderts, ist bekannt durch eine Zuckerfabrik, die er in der schwäbischen Reichsstadt anlegte, und durch einen großen Bankerott. Von seinen Lebensverhältnissen wird nichts berichtet, bis er durch die erwähnte Anlage die Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen auf sich zog. Zum Jahre 1573 schreibt ein Augsburger Chronist: „Nun sihe, wie man alhie zu Augspurg dem Gute nachsetzen kann, und daß nichts, darmit etwas zu gewinnen, unterwegen und unversucht bleibt. Es hatte Conrad Roth ein Geschlechter und des Raths alhie, auch eben um diese Herbstzeit im Kautzengäßlin außerhalb unser Frauenthor ein gantze Hütten oder Küchen, zurichten, darein messing Häfen, eisern Stangen und Gablen machen und darinnen Zucker sieden zu lassen angefangen, da er dann aus Hispanien den Saft derselben Rohr und anders zu solcher Kunst gehörige Sachen hieher gebracht. Wie ihme solches nun anfangs wohl angangen, also daß er großen Nutzen davon hatte, zog er dergleichen Materialien einzukaufen widerumb in Hispanien, kunte aber ehe zweier gantzer Jar wegen der widerwertigen Winde nicht widerkommen. Zu welcher Zeit inmittels gedachter Roth über einer großen Last Pfeffers, so aus Indien komen sollte, mit Sebastian, König von Portugal, auf die dreißigmal hunderttausend (!) Gülden, wie man sagt, einen Contrakt getroffen.“ Soweit der Chronist. Die Speculationen in Pfeffer setzte er fort, wie wir aus dem geringen und lückenhaften Material im Augsburger Archiv ersehen, und sie führten ihn zum Bankerott. Noch am 3. August 1579 wird er in den Rath gewählt und zum Einnehmer aufgestellt. Aber schon damals wankte ihm der Boden unter den Füßen in seinem Geschäfte. Er schuldete ultimo August desselben Jahres allein der Firma Hieronymus Imhof sel. Erben 275 522 fl. 6[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 340. Z. 15 v. o.: Vgl. auch v. Weber’s Archiv Bd. V (1867), S. 332 ff., 390 ff. [Bd. 45, S. 670]