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Artikel „Roth, Ferdinand“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 306–308, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roth,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 20:15 Uhr UTC)
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Roth: Ferdinand R., Forstmann, geboren am 15. December 1812 zu Schopfheim im Wiesenthale (Baden); † am 27. Januar 1882 zu Karlsruhe. Er war der Sohn des Diakonus Christoph R., hatte aber von Jugend ab Neigung für den forstlichen Beruf. Nachdem er seine Schulbildung 1820–27 auf dem Pädagogium zu Lörrach genossen hatte, trat er bei seinem Onkel, dem Revierförster R., zu Kandern in die forstliche Lehre, begab sich 1830 behufs weiterer fachmännischer Ausbildung zu dem Forstmeister Fischer nach Karlsruhe [307] und absolvirte Ende 1831 die Prüfung für den niederen Forst- und Jagddienst. Hierauf fand er bis 1833 als Actuar dienstliche Verwendung bei dem Forstamte Kandern und bezog dann, um die Qualification auch für den höheren Forstdienst zu erlangen, die seit 1832 in Verbindung mit dem Polytechnicum errichtete Forstschule zu Karlsruhe, woselbst er 1835 die neu vorgeschriebene höhere Staatsforstprüfung absolvirte. Nach einem mehrjährigen theils dem Forsttaxationswesen in Staats- und Gemeindeforsten gewidmeten, theils in der Verwaltung verbrachten Vorbereitungsdienste, erfolgte 1841 seine Anstellung als Bezirksförster der Bezirksforstei Staufen (bei Freiburg). Die hier an den Tag gelegte Geschäftstüchtigkeit veranlaßte aber schon 1845 seine Berufung als Hülfsarbeiter in die Direction der Forstdomänen und Bergwerke nach Karlsruhe; 1848 wurde er hier zum Forstassessor ernannt, und 1851 rückte er zum Forstrathe auf. Er hatte sich ganz in seinen Geschäftskreis eingelebt und denselben liebgewonnen; als aber 1857 unter sehr ehrenvollen Bedingungen ein Ruf als Oberforstrath und Chef der Domänenkanzlei in die Dienste des Fürsten von Fürstenberg an ihn erging, konnte er nicht widerstehen, weil ihm der Eintritt in diese Stellung ein sehr großes und vielseitiges Feld der Thätigkeit eröffnete. Er schied daher aus dem badischen Staatsforstdienste aus und siedelte nach Donaueschingen über. Nach 24jähriger erfolgreicher Wirksamkeit in dieser einflußreichen Stellung, trat er am 1. April 1881 in den Ruhestand und zog sich nach Karlsruhe zurück, erlag aber schon nach etwa zehn Monaten einem Unterleibsleiden.

R. hat sich in allen dienstlichen Stellungen als umsichtiger, sachkundiger und pflichttreuer Beamter bewährt. Bei seinem offenen Kopfe und durchaus praktischen Wesen wußte er die in der Verwaltung bestehenden Mängel überall in kürzester Zeit ausfindig zu machen und die verbessernde Hand anzulegen. Im badischen Staatsdienste half er die Forstorganisation von 1849 (Abschaffung der Forstämter und Einführung von Forstinspectionen) und die neue Steuereinschätzung sämmtlicher badischer Waldungen (1854 und 1855) mit durchführen. Die um diese Zeit begonnenen forststatistischen Arbeiten Badens sind zum großen Theil seiner Initiative und Mitwirkung zu verdanken. Die Verwaltung des ausgedehnten fürstlich Fürstenbergischen Waldbesitzes erhob sich unter seiner thatkräftigen Leitung nach allen Richtungen hin zu einer musterhaften; namentlich verstand er es durch Einführung einer intensiven Nutzholzwirthschaft und Verbesserung des Waldstraßennetzes dem Absatze neue Bahnen zu öffnen, sowie die Erträge zu steigern. Nebenbei war er auch schriftstellerisch nicht unthätig. Eine ihm 1843 gebotene Gelegenheit zum Eintritt in den Lehrberuf hatte er zwar aus Vorliebe für die Verwaltungsthätigkeit im grünen Walde von der Hand gewiesen, allein er machte den reichen Schatz seiner Erfahrung doch in sonstiger Weise auch Anderen zugänglich. 1857 veröffentlichte er aus Anlaß der 14. Versammlung süddeutscher Forstwirthe die officielle Festschrift: „Die Forstverwaltung Badens.“ Außerdem lieferte er im Laufe der Zeit eine ganze Reihe werthvoller Beiträge in die Monatschrift für das Forst- und Jagdwesen über meistens rein praktische Dinge und im knappsten Gewande. Wegen ihres aus dem Walde geschöpften Inhalts und ihrer einfachen, aber kernigen Schreibweise fanden seine Arbeiten gerade unter den Praktikern besonderen Anklang und gewiß ein größeres Leserpublicum, als langathmige doctrinäre Abhandlungen. In weiteren Kreisen ist er besonders durch sein lebhaftes Interesse für das forstliche Vereinswesen und sein biederes, liebenswürdiges und joviales Wesen bekannt geworden. Er war ein ständiger Gast der badischen Forstvereinsversammlungen, welche er Jahre lang als Präsident leitete, und ebenso der Versammlungen süddeutscher, bezw. später deutscher Forstmänner, bei welchen ihm die Ehrenstelle eines Vorsitzenden gleichfalls mehrmals zu theil wurde. Durch rege [308] Betheiligung an den Debatten, treffende Einwände an richtiger Stelle und versöhnliche Haltung bei scharfer Rede und Gegenrede hat er wesentlich mit dazu beigetragen, die Verhandlungen anregend, belehrend und zugleich gemüthlich zu gestalten. Die 1869 auf der 20. (und letzten) Versammlung süddeutscher Forstwirthe zu Aschaffenburg beschlossene Umwandlung der süddeutschen in eine deutsche Forstversammlung ist aus seiner Initiative hervorgegangen.

Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III, 386. – Centralblatt für das gesammte Forstwesen, 1881, S. 140 (Pensionirung); 1882 S. 136 (Nekrolog). – Forstwissenschaftliches Centralblatt, 1881, S. 520 (Pensionirung); 1882, S. 389 (Nekrolog, von Schg.). – Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, 1882, S. 104 (biographische Skizze, von Schg.). – Forstliche Blätter, N. F. 1882, S. 94 (Todesanzeige). – Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Bd. 14, S. 401 (Nekrolog, von Danckelmann). – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc., 1885, S. 302.