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Artikel „Roth, Daniel“ von Johannes Roth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 305–306, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roth,_Daniel&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:50 Uhr UTC)
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Roth: Daniel R., politischer und poetischer Schriftsteller im Siebenbürger Sachsenland, ward als Sohn eines Tischlers Joh. R. in Hermannstadt am 12. December 1801 geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte von 1821 weiter in Wien Theologie, ward Gymnasiallehrer in Hermannstadt und evang. Pfarrer in Jassy. Später studirte er in München Medicin und ward zum Doctor dieser Wissenschaft und der Chirurgie promovirt, wandte sich aber, nachdem er verheirathet in die Heimath zurückgekehrt war, wieder dem geistlichen Berufe zu, in dem er zuletzt Pfarrer in Kastenholz[WS 1] bei Hermannstadt wurde. Die Revolution nöthigte ihn, den politischen Schriftsteller, 1849 zur Flucht in die Walachei. Von da hat er im Juli 1849 als Stadtarzt von Rimnik und Primararzt des Garnisonspitales von Okna seine Kasterholzer Pfarrerstelle niedergelegt. Später ist R. als Militärarzt wieder nach Jassy in [306] der Moldau gekommen und dort, in den letzten Jahren erblindet, am 25. Aug. 1859 gestorben.

Ein vielbewegtes, aber keineswegs verfehltes Leben, das R. zunächst in den Dienst seines Volkes stellte! Er wollte in den ernsten nationalen Kämpfen, welche in Siebenbürgen dem Umsturzjahre 1848 vorausgingen, jede Kraft in seinem Volke wecken, die da Zeugniß abzulegen vermöchte, daß dies Volk würdig sei, als solches in der Monarchie zu bestehen und vom deutschen Vaterlande nicht verkannt und vergessen zu werden. Ein Mittel dazu sah er in der Pflege der schönwissenschaftlichen Litteratur. Mit ernster Begeisterung forderte er 1842 alle litterarischen Kräfte auf zur Mitarbeit an einem Musenalmanach der Deutschen in Siebenbürgen. Er denkt dabei Wehr und Waffen zu schaffen für den Kampf, den die deutsche Sprache um ihren Bestand kämpfen mußte und immermehr würde zu kämpfen haben. Wenn das Unternehmen in dieser Form nicht zu Stande kam, so war R. selbst um so thätiger auf dem Feld der geschichtlichen Erzählung und des politischen Romans. Aus diesen Wurzeln ist gewachsen seine: „Landskron“, Erzählung aus dem 15. Jahrhundert; „Der Kurutzenanführer“, Erzählung aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts – beide zuerst veröffentlicht in den Stundenblumen der Gegenwart, Kronstadt 1841 u. 1847; „Der Pfarrhof zu Klein-Schenk, vaterländische Erzählung aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts,“ Hermannstadt 1847; „Johann Zabanius, Sachs von Harteneck, politischer Roman,“ Hermannstadt 1847; „Die Wahlfürsten“, (Novellenkranz aus dem 17. Jahrh.) in der Transsilvania 1847. Die bedeutendste unter diesen Arbeiten ist Sachs v. Harteneck, die den hochragenden sächsischen Staatsmann und Comes der Nation bei dem Uebergang Siebenbürgens unter Oesterreich, wie die gesammte Lage des Landes und seine politischen Gegensätze auf Grund ernster geschichtlicher Studien schildert, bis dem Helden mehr der Feinde Haß, als das eigene sittliche Gebrechen den tragischen Tod bringt. In all jenen Werken ist das Leben der Zeit und was insbesondere das sächsische Volk in Lust und Leid, im Kampf um sein Recht, seine Habe und Ehre erfüllt, im Lichtstrahl der Dichtung, oft ergreifend, dargestellt, der Pulsschlag desselben in seiner Treue gegen das deutsche Kaiserhaus ohne nationalen Haß gegen die anderen Volksstämme warm empfunden, so daß dieses Volk trotz einzelner Unebenheiten der Darstellung überrascht wahre Züge des eigenen Bildes darin erkannte. Nicht in gleicher Weise ausgereift erscheinen Roth’s dramatische Arbeiten. Die bedeutendste ist Don Raphael (Kronstadt 1842), dramatisch geschickt aufgebaut, in den lyrischen Stellen oft von classischer Schönheit, so daß der Unstern beklagt werden muß, der das Stück zu keiner Aufführung auf einer entsprechenden Bühne gelangen ließ. Das Schauspiel Rakoczy und Barcsay wurde 1843 aus politischen Gründen zur Aufführung in Hermannstadt nicht zugelassen. In einer politischen Broschüre behandelte R. die Union Siebenbürgens mit Ungarn und sprach über eine mögliche dakoromänische Monarchie unter Oesterreichs Krone (Hermannstadt 1848).

Jos. Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen. Kronstadt 1871. III, 129.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint ist das Dorf Kastenholz.